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Als Lassiter die Furie zähmte

Als Lassiter die Furie zähmte

Titel: Als Lassiter die Furie zähmte
Autoren: Jack Slade
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ergeben, das seine Anwesenheit in Tubac überflüssig machte.
    Er fragte einen Alten, der in einem Schaukelstuhl auf dem Vorbau des General Store saß, nach dem Marshal’s Office.
    Ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen, wies der schräg über die Straße und presste an dem Pfeifenmundstück vorbei das Wort »Undertaker« hervor.
    Lassiter klopfte ihm auf die Schulter, was den Schaukelstuhl in Bewegung setzte, und überquerte die Straße. In dem Kaff war nicht viel los. Er fragte sich, wovon die Leute hier lebten. Im zwanzig Meilen entfernten Nogales, das zu beiden Seiten der Grenze lag, war sicherlich mehr los.
    Vor einem Adobebau blieb er stehen, weil neben dem Haus drei Bretterkisten übereinandergestapelt waren, die wie Särge aussahen. Nirgends gab es einen Hinweis, dass sich hier das Geschäft eines Bestatters oder das Marshal’s Office befand. Lassiter trat an die Tür und stieß sie auf.
    Dämmerlicht herrschte in dem großen, niedrigen Raum. Links von sich sah Lassiter auf einem länglichen Tisch einen nackten Leichnam liegen. Als sein Blick nach rechts schwenkte, entdeckte er einen Schreibtisch in der Ecke, hinter dem an einem Brett Steckbriefe hingen. Er ging auf den Schreibtisch zu, holte den Remington aus dem Holster, fasste ihn am Lauf und hämmerte mit dem Knauf auf die Schreibtischplatte.
    Im nächsten Moment streckte ein Mann sein bärtiges Gesicht durch die Tür im Hintergrund des Raums. Lassiters Colt steckte längst wieder im Holster, als der Bärtige durch die Tür kam und fragte: »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte Marshal Scott sprechen.«
    »Der bin ich. Nun?«
    Der Mann trug weder einen Revolvergurt noch einen Blechstern an der Weste.
    »Sie sind Marshal Ben Scott?«
    »Ja, verdammt. Was wollen Sie?«
    Lassiter trat auf ihn zu. Mit der Linken packte er ihn am Hemd und schob ihn zum Schreibtisch hinüber, wo er ihn in den Lehnstuhl dahinter stieß.
    Scott hatte alle Farbe aus dem Gesicht verloren. In seinen schwarzen Augen flackerte Angst.
    »Rupert Chaff schickt mich«, knurrte Lassiter. »Sie wissen, wer Chaff ist?«
    Scott nickte heftig. »Sie sind wegen Ray Downey hier?«
    »Sie haben es erfasst.«
    Sein Blick richtete sich auf das Brett hinter ihm, an dem die Steckbriefe hingen. Auch Lassiter erkannte nun das Konterfei Downeys, das er bereits auf dem gleichen Steckbrief in seinem Hotelzimmer in Tucson gesehen hatte.
    »Ich weiß nicht viel, Mister«, quetschte Scott hervor. Er schien sich selbst zu verfluchen, dass er die Mitteilung nach Tucson geschickt hatte. »Er war hier in Tubac, hat ein paar Sachen eingekauft und ein paar Drinks genommen und ist gleich darauf wieder verschwunden. Wenn Jonah Jackson mich nicht auf ihn aufmerksam gemacht hätte, wäre ich nie darauf gekommen, dass es Downey gewesen ist.«
    »Wer ist Jonah Jackson?«
    »Ein alter Goldsucher, der nicht ganz richtig im Kopf ist. Er streift schon seit Jahren in den Santa Ria Mountains herum, und die Apachen haben ihn sicher nur deshalb noch nicht massakriert, weil er verrückt ist.«
    »Kann ich diesen Jackson sprechen?«
    »Nein. Da sind Sie einen Tag zu spät. Er war gestern hier und erzählte mir, dass er damals Downeys Fährte ein Stück gefolgt war.«
    »Dann könnte er wissen, wo sich Downey aufhält?«
    Scott zuckte mit den Schultern. »Das kann ich Ihnen auch sagen, Mister. Da gibt es nur eine Möglichkeit, und zwar den Madera Canyon. Dort liegt ein Camp, wo Männer, die vom Gesetz gesucht werden, Zuflucht finden.«
    »Warum räuchert die Armee das Camp nicht aus?«
    »Dann müsste sie mit tausend Mann aufmarschieren. Der Canyon ist unzugänglich und von ein paar guten Gewehrschützen leicht zu halten. Selbst die Apachen wagen sich nicht in seine Nähe.«
    »Können Sie mir beschreiben, wie ich hinkomme?«
    Scott begann zu lachen. »Selbst wenn ich es könnte, würde ich es wahrscheinlich nicht tun, denn ich möchte nicht schuld an Ihrem Tod sein. Wenn Sie was Genaueres wissen wollen, fragen Sie Captain Bradley. Sie haben sicher die Kavallerie vor der Stadt gesehen. Aber Sie müssen sich beeilen, die Soldaten wollen noch heute wieder abrücken.«
    Lassiter nickte. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ den Adobebau.
    Die Sonne ging bereits unter. Lassiter hörte die Geräusche aus dem Kavalleriebiwak vor der Stadt. Die Soldaten brachen offenbar ihre Zelte ab. Er fragte sich, was den Captain dazu veranlasste, so spät aufzubrechen und in die Nacht zu reiten.
    Wenig später hatte die Truppe erreicht.
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