Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als Lassiter die Furie zähmte

Als Lassiter die Furie zähmte

Titel: Als Lassiter die Furie zähmte
Autoren: Jack Slade
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich war der Junge längst tot. Um einen Mann wie Ray Downey reinzulegen, genügte nicht ein schneller Revolver.
    ***
    Zwei Tage ritt Lassiter nun schon in den Santa Rita Mountains herum. Bisher hatte er es nicht gewagt, allzu nah an den Madera Canyon heranzureiten. Ein paar Mal hatte er Reiter gesehen, die darauf zu geritten waren, deshalb wusste er, wo sich die Männer verbargen, die das Gebiet vor dem Canyon unter Kontrolle hielten.
    Mit seinem grauen, struppigen Wallach, für den ihm der Stallmann in Tubac dreihundert Dollar abgenommen hatte, war er inzwischen gut Freund geworden. Das Tier war ungeheuer trittsicher und hatte ihn schon ein paar Mal davor bewahrt, Apachen in die Arme zu reiten. Offenbar hatte es für die Rothäute eine besonders gute Nase.
    Bisher waren es immer einzelne Reiter gewesen, und Lassiter vermutete, dass es Späher waren.
    Am vorhergehenden Abend hatte er sich einer Senke unter einer steilen Felswand sein Lager aufgeschlagen. In zwanzig Yards Entfernung gab es einen kleinen Teich, an dem sich der struppige Wallach hatte satt saufen können. Um den Teich herum wuchs saftiges Gras, über das sich der Wallach sofort hergemacht hatte.
    Lassiter hatte sich nach einem heißen Kaffee oder einer warmen Mahlzeit gesehnt, aber bisher hatte er es nicht gewagt, ein Feuer anzuzünden. Er wusste, dass Apachen es über Meilen wittern würden. Er hatte dem struppigen Wallach die Vorderbeine zusammengehobbelt. Die Gefahr, dass Apachen ihm das Pferd stahlen, wenn es sich von seinem Lagerplatz entfernte, schien ihm zu groß.
    Schmerzen in seinem Rücken weckten ihn. Er drehte sich etwas in seiner Decke um, die er bis zum Hals hochgezogen hatte, da es in den Bergen nachts empfindlich kalt wurde. Er hörte noch das Schnauben seines Wallachs, als sein Instinkt ihm den scharfen Anflug von Gefahr signalisierte. Im nächsten Moment berührte ihn etwas am Hals, und er wusste sofort, dass es die Mündung eines Gewehrs war. Er bewegte sich nicht und fluchte darüber, dass er sich hatte überraschen lassen. Er war sich sicher, dass es kein Apache war, denn vor dem hätte ihn der graue Wallach gewarnt.
    »Beweg dich nur ja nicht«, sagte eine raue Stimme, »sonst hast du ein Loch im Schädel.«
    Er schloss die Augen für einen Moment. Als er sie wieder öffnete, war der Druck der Gewehrmündung von seinem Hals verschwunden. Das graue Licht der aufsteigenden Dämmerung ließ die Konturen in der Umgebung verschwimmen. Er spürte den Druck des Remington, den er während des Schlafens unter seine linke Achsel geklemmt hatte, damit er ihn sofort zur Hand hatte, wenn ihm jemand ans Leder wollte. Diesmal hatte es ihm nicht geholfen. Der Mann, der ihn bedrohte, hatte sich völlig lautlos angeschlichen und es sogar verstanden, sein Pferd zu täuschen, sodass es ihn nicht gewarnt hatte.
    Langsam hob er den Kopf vom Sattel und sah einen alten Mann vor sich, dessen Kleidung aussah, als hätte er sie nach und nach von Wäscheleinen gestohlen. Nichts passte von der Größe und Farbe zusammen. Doch das nahm er nur nebenbei wahr. Er konzentrierte sich mehr auf das Gewehr, das auf ihn gerichtet war.
    »Wer bist du?«, fragte Lassiter kehlig.
    »Halt’s Maul, Mann. Du wirst jetzt schön langsam deine Arme unter der Decke hervorziehen, damit ich sehe, ob du eine Kanone darunter verbirgst.«
    Lassiter wollte seinem Befehl schon nachkommen, als eine helle Stimme die Dämmerung durchbrach.
    »Schieß ihn doch einfach über den Haufen, Dad, dann kann er uns nichts mehr tun!«
    »Aber ich glaube nicht, dass er ein Sturgess-Reiter ist«, sagte der Alte.
    »Na und? Sicher ist sicher. Leg ihn um, dann verschwinden wir mit seinem Pferd.«
    Das scheint ja ein schönes Früchtchen zu sein, dachte Lassiter. Die Stimme hatte sich nicht mal unsympathisch angehört. Er vernahm hinter sich das Klicken eines Revolverhahns und erwartete schon einen Schuss, als der Alte mit dem Gewehrlauf ruckte. Er zog die Hände langsam unter der Decke hervor, ließ die Oberarme aber am Oberkörper angelegt, damit der Alte den Remington unter seiner linken Achsel nicht sah.
    Der Mann zog jetzt seinen Revolver, richtete ihn auf den liegenden Mann und bückte sich, um sein Gewehr auf den Boden zu legen. Mit der nun freien Hand fasste er nach der Decke und riss sie mit einem Ruck herunter. Er grinste noch, als die weibliche Stimme schrie: »Pass auf, Dad, sein Holster ist leer!«
    Sie hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, als Lassiter schon reagierte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher