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Als Lassiter die Furie zähmte

Als Lassiter die Furie zähmte

Titel: Als Lassiter die Furie zähmte
Autoren: Jack Slade
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herum.
    Lassiter spürte die Bewegung mehr, als dass er sie sah. Er wirbelte herum. Der Remington sprang wie von selbst in seine Faust, die im nächsten Moment von zwei Händen umklammert wurde. Seine Linke zuckte vor und traf den Kopf eines schmächtigen Burschen, der einen kehligen Laut ausstieß und trotz des Faustschlags nicht von dem Versuch abließ, ihm den Revolver zu entreißen. Erst ein zweiter Schlag ließ ihn zurücktaumeln und zu Boden gehen.
    Lassiter bückte sich, riss den Burschen hoch und zerrte ihn in das schmale Lichtdreieck, das von den Lampen vor dem Nugget Saloon erhellt wurde.
    Der Junge hing reglos in seinem Griff. Er konnte keine hundertzwanzig Pfund wiegen. Das im Licht schimmernde, lange fettige, schwarze Haar hing ihm bis weit über die Schultern. Im ersten Moment dachte Lassiter, dass es ein Mädchen wäre, doch dann sah er am nackten Oberkörper, dass es doch ein Junge war.
    Das Gebrüll vor der Town Hall wurde immer lauter. Als er einen Blick um die Ecke warf, sah Lassiter, dass die Männer nach allen Seiten auseinander liefen. Alle hatten ihre Waffen gezogen.
    Ihm wurde plötzlich klar, dass er die Ursache des Aufruhrs vor sich hatte. In diesem Moment kam der Bursche wieder zu sich. Er hob den Kopf und starrte den großen Mann, dessen Linke sich wie ein Schraubstock um seinen dünnen Arm gelegt hatte, aus glühenden schwarzen Augen an, aus denen unbändiger Hass sprühte. Der Junge war ein Apache und er konnte nicht viel älter als fünfzehn Jahre sein. Seine einzige Bekleidung war ein Lendenschurz.
    Der große Mann drehte sich blitzschnell zur Seite, als der Junge nach ihm treten wollte, und packte ihn mit der Rechten im Nacken, während er ihn weiter in den dunklen Durchgang zerrte, bis er einen weitläufigen Hof erreichte und sah, dass er von hier aus bis zur Rückseite des Gila Hotels blicken konnte.
    Panik stand in den Augen des Jungen, als erste Schüsse fielen. Mit aller Macht versuchte er sich aus den harten Griffen des großen Mannes zu befreien, bis Lassiter knurrte: »Hör endlich damit auf, Junge, dann kann ich dir vielleicht helfen.«
    Der Apachenjunge erschlaffte plötzlich in seinem Griff. Lassiter ließ seinen Nacken los und zog ihn hinter sich her zur Rückseite des Hotels. An einem Pfosten, der die umlaufende Galerie im ersten Stock stützte, blieb er stehen und zischte dem Jungen zu: »Schaffst du es, hinaufzuklettern? Wenn du dich oben flach hinlegst, wird dich niemand entdecken.«
    Vorn auf der Straße brüllten Stimmen. Er ließ den Jungen los und rechnete damit, dass er davonlaufen würde, doch dann folgte er Lassiters Rat, kletterte geschickt wie ein Affe den Pfosten hinauf und verschmolz nur Sekunden später mit der Dunkelheit, die auf der Galerie herrschte.
    Pochende Schritte näherten sich in der Einfahrt neben dem Hotel. Der große Mann war mit ein paar Schritten an der Stallwand, öffnete seinen Hosenstall und schlug sein Wasser ab.
    »He, da ist einer!«, rief eine kehlige Stimme.
    Drei Männer mit Revolvern in den Händen rannten auf ihn zu. Er hoffte, dass die Kerle nicht so nervös waren, dass sie ihn im Dunkeln mit dem Apachenjungen verwechselten.
    Dann waren sie bei ihm und starrten ihn an, während sein Wasserstrahl gegen die Bretterwand des Stalls plätscherte.
    »Was machen Sie hier, Mann?«, knurrte einer von ihnen und stieß ihm die Mündung seines Colts in die Seite.
    »Ich pisse, und ich hasse es, dabei gestört zu werden! Nimm dein verdammtes Schießeisen aus meiner Seite, Mann!«
    Der Druck verschwand. Der Mann war einen Schritt zurückgetreten. Ein anderer, an dessen Weste ein Stern steckte, sagte: »Haben Sie etwas gesehen, Mister?«
    »Was soll ich gesehen haben?«
    »Einen Jungen, etwa so groß.« Er zeigte bis zu seiner Schulter.
    »Hier war niemand, das wäre mir aufgefallen. Ich hab auch nichts gehört bis auf euer Gebrüll.«
    »Wer sind Sie?«, fragte der Sternträger.
    »Mein Name ist Lassiter. Ich wohne im Gila Hotel. Bin erst heute Nachmittag in die Stadt gekommen.«
    »Sie haben wirklich niemanden gesehen?«
    »Ich bin nicht blind, Sheriff.« Er knöpfte seine Hose wieder zu. »Wen sucht ihr eigentlich?«
    »Ich bin nicht der Sheriff, sondern Deputy Marshal«, murmelte der Sternträger. »Es hat einen Ausbruch aus dem Jail gegeben. Ein Apachenjunge hat den Marshal niedergeschlagen und ist abgehauen.«
    »Ist der Marshal tot?«
    »Nein, er hat nur eine Beule an der Stirn. Aber er reißt mir den Kopf ab, wenn ich den Burschen nicht
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