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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern
Autoren: Kirsten Winkelmann
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sagte nichts darauf und trottete brav hinter der jungen Frau her. Er war schon zufrieden, dass sie sich überhaupt seines Problems annahm. Wie hätte er in diesem riesigen Komplex auch allein nach Livia suchen sollen?
    Die Krankenschwester betrat Livias Zimmer und verhielt sich genauso, wie es zuvor Arvin getan hatte. Sie guckte zuerst unter das Bett und dann ins Badezimmer. Anschließend zuckte sie ratlos die Achseln. „Sie verlässt nie allein ihr Zimmer“, wunderte sie sich.
    Arvin nickte nur.
    „Vielleicht ist sie zu irgendeiner therapeutischen Maßnahme gebracht worden“, mutmaßte die Krankenschwester.
    Arvin hob hoffnungsvoll die Augenbrauen. Das würde gleich zwei seiner Probleme auf einmal lösen. Livia war in guten Händen, und er konnte nach Hause gehen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Karen würde verstehen, dass er nicht zweimal am gleichen Tag zu einem Krankenbesuch erscheinen konnte.
    Die Krankenschwester sah auf ihre Uhr. „Das wäre allerdings ziemlich ungewöhnlich um diese Zeit.“
    Arvin sackte in sich zusammen.
    „Ich werde das klären“, schlug die junge Frau vor und verließ ziemlich eilig den Raum.
    Arvin seufzte tief, schlenderte auf den einzigen Stuhl zu und setzte sich. Wenn Livia nicht da war, konnte er es ganz gut in diesem Raum aushalten …
    Er saß eine Weile einfach nur so da, zuckte dann aber zusammen, als eine andere Krankenschwester zur Tür hereinstürmte. Sie war klein und rundlich. „Barkfrede“, stellte sie sich vor und reichte Arvin, der sich sofort erhob, die Hand. „Ihre Frau soll verschwunden sein?“
    Arvin fand die Stimme der Schwester irgendwie unangenehm. Sie klang so hart und blechern. Er zuckte die Achseln. „Hier ist sie jedenfalls nicht.“
    Frau Barkfrede beugte sich in die Tiefe und sah unter dem Bett nach. „Stimmt“, musste sie zugeben. „Das ist wirklich seltsam. Vor einer Stunde habe ich sie noch gesehen. Und sie verlässt nie allein ihr Krankenzimmer!“
    „Vielleicht war sie nicht allein“, mutmaßte Arvin.
    Frau Barkfrede stemmte die Hände in die Hüften. „Wer soll denn bei ihr gewesen sein?“
    „Ein Arzt vielleicht? Oder eine Krankenschwester? Wegen irgendeiner Untersuchung oder Therapie?“
    „Ohne mein Wissen?“, entfuhr es Frau Barkfrede. „Das wäre nun wirklich die Höhe!“
    Mannomann , dachte Arvin und ging instinktiv in Abwehrhaltung. Was für ein Feldwebel! „Können Sie das nicht klären?“, fragte er schließlich. „Ich meine … es gibt doch Lautsprecher hier. Können Sie nicht eine Durchsage machen oder so was?“
    „Eine Durchsage“, wiederholte Schwester Barkfrede. „Nun ja …“ Der Gedanke schien ihr nicht sonderlich zu gefallen. Jedenfalls ging sie zum Bett herüber, schüttelte die Bettdecke auf und fing an, den Nachttisch aufzuräumen. Schließlich machte sie sich auf den Weg nach draußen. Dabei murmelte sie: „Ich glaube, ich werde erst mal selbst auf die Suche gehen. Es wäre nicht richtig, wegen einer solchen Kleinigkeit das ganze Krankenhaus in Aufruhr zu versetzen.“
    Arvin blickte ihr etwas ratlos nach. Eine Kleinigkeit also … Er beschloss, diese Einschätzung beruhigend zu finden und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder. Glücklicherweise hatte er sein Handy dabei. Auf diese Weise konnte er die Wartezeit für seine Arbeit nutzen. Er wählte die Nummer seines Kompagnons.
    „Krantz“, meldete sich Enno.
    „Ich bin’s“, antwortete Arvin. „Wo steckst du denn? Ich hab schon den ganzen Vormittag versucht, dich zu erreichen.“
    „Mein Handy war verschwunden“, lautete die Antwort. „Ich hab’s eben erst wiedergefunden.“
    „Ach tatsächlich?“, entgegnete Arvin misstrauisch. „Möglich wäre auch, dass du dich nicht getraut hast, ans Telefon zu gehen!“
    „Der Auftrag ist im Sack, wenn du das meinst.“
    Aber diese Aussage kam Arvin ein bisschen zu kurz und zu einfach vor. „Zu welchen Konditionen?“, fragte er deshalb.
    Enno antwortete nicht gleich. „Geld war kein Thema“, sagte er schließlich.
    „Was war denn Thema?“
    Enno seufzte tief. „Einen kleinen Haken hat die Sache, das muss ich zugeben …“
    Arvin versteifte sich. „Spuck’s aus.“
    „Wir brauchen neue Aufträge, Arvin, das weißt du.“
    „Aber nur, wenn wir sie bewältigen können, das weißt du!“
    „Du kannst das Unmögliche möglich machen, Arvin. Du bist ein Genie“, schmeichelte ihm Enno.
    Arvin hielt den Atem an. Allmählich schwante ihm, worauf das Ganze hinauslief. „Wir
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