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Alles paletti

Titel: Alles paletti
Autoren: Assaf Gavron
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zusammen?« Jonsy ist nun total durcheinander.
    »Chicago. Und außerdem, da ist was Neues aufgetaucht. Uncle Sam hat einen dringenden Job für Minnesota. Er will, dass ihr was bei ihm einladet und heute Nacht losfahrt.«
     
    Diese Dinger, die Chaim ständig bringt, veranlassen Jonsy jedes Mal, wieder an den Plan zu denken. Er hat nicht damit gerechnet, dass er so schnell zur Ausführung kommen würde, aber nach solchen Tagen kann er es einfach nicht mehr ertragen, Chaims Visage zu sehen. Er sitzt mit Schlomi und Izzi in der Kabine des Lastwagens vor dem Haus des alten Ehepaars in Queens. Es beginnt zu schneien. Die Heizung läuft auf vollen Touren. Langsam schwindet das Tageslicht.
    Schlomi bemerkt: »Schau uns an. Drei erwachsene Menschen in einer stinkenden Schachtel im Schnee, wie die Hunde.«
    Es herrscht Schweigen. Und dann sagt Jonsy: »Kommt, wir machen was.«

    »Was machen?«, entgegnet Schlomi. »Auch letzte Woche, als Chaim uns mit dem Trip nach South Carolina wahnsinnig gemacht hat, hast du gesagt, wir machen was. Wir labern bloß rum, was können wir schon machen?«
    »Nein, es ist mir ernst«, erwidert Jonsy. »Warum sollen wir zulassen, dass er uns so behandelt? Ich sitze hier und frag mich, warum, wer ist er denn? Denkt mal darüber nach, er macht Tausende Dollars pro Tag, und wir machen ein paar hundert, bestenfalls. Er nimmt vierunddreißig Dollar für eine Arbeitsstunde von uns, und wir, die Arbeiter, kriegen zehn.«
    »Zehn? Ich bekomme sieben«, wirft Izzi ein.
    »Irgendwas ist hier abartig. Wir sind die, die schwitzen, wir sind die, die den Kunden gegenüberstehen. Schlomi, erinnerst du dich an die eine, die zu heulen angefangen und die Polizei gerufen hat, weil wir ihr noch mal vierhundertneunzig Dollar an Material abgepresst haben? Ich bin echt nicht gern in solchen Situationen, und dann noch für jemanden wie Chaim. Am Schluss bleiben wir mit dem Zehner pro Stunde sitzen.«
    »Sieben«, beharrt Izzi.
    »Und mit dem Trinkgeld, das immer schwerer rauszuholen ist wegen seinen miesen Tricks.«
    »Wir haben schon so oft darüber geredet. Ich schwör’s dir, Jonsy, ich erinnere mich, dass du genau die gleichen Sachen schon vor drei Jahren gesagt hast. Und unternommen haben wir nichts. Was willst du auch tun? Eine eigene Firma aufmachen?«, sagt Schlomi. »Bei allem Zorn auf ihn, er hat die Firma gegründet, einen Lastwagen gekauft, ist ein Risiko eingegangen.«
    »Aber das ist es, was mich umbringt, dass er überhaupt nichts gemacht hat. Wenn er wenigstens ein guter Manager oder Boss wäre, würde ich sagen, sababa, gebongt, alles paletti.
Aber Chaim? Ich rede nicht davon, eine Firma aufzumachen. Ich werde was Besseres machen. Was Großes. Ein einziger Schlag, bumm, und fertig. Ich hab hier Reichtum gesehen, und ich hab reiche Leute gesehen. Und sie haben uns nichts voraus, nichts, was wir nicht haben.«
    »Was willst du machen, einen Lastwagen klauen? Mit dem Geld von den Kunden durchbrennen? Auf wie viel kommst du da schon, auf zehn-, fünfzehntausend? Das ist es nicht wert, dass du dich nachher in New York nicht mehr blicken lassen kannst.«
    »Stimmt«, bestätigt Jonsy. »Deswegen sag ich, man muss sich was ausdenken. Das Geld vom Umzug nehmen, den Laster am Schwarzmarkt verkaufen - das ist die Basis. Aber es fehlt noch was, der Sahneklacks obendrauf.«
    Keiner sagt etwas, also fragt Jonsy: »Habt ihr vielleicht irgendeine Idee?«
    Izzi und Schlomi schauen sich an. Schlomi beginnt zu lachen. Jonsy sagt: »Lach nicht, diesem Irren gehört in die Eier getreten.«

NACKENSCHWÄNZE UND TÄTOWIERUNGEN
    »Popeye!!!«
    Popeye hebt den Kopf von der zweihundertsten Folge der Simpsons.
    »Willst du einen Bagel?«, fragt Pozailov.
    Popeye blickt auf Pozailovs Hand, die etwas Undefinierbares hält. »Warum ist das Zeug so dunkel?«

    »Das ist so, weil das die Weizensorte ist, aus der sie den Bagel gemacht haben. Er ist mit Frischkäse und Räucherlachs. Interessiert?«
    »Lass sehen.« Popeye schnappt sich den Bagel aus der riesigen Hand.
    Pozailov bleibt, wo er ist, betrachtet den jungen Programmierer mit dem Nackenschwanz, der gierig kaut.
    »Was willst du?«, fragt Popeye mit vollem Mund.
    »Was ist? Kommt ihr vorwärts, oder schaut ihr Simpsons?«
    »Wir kommen voran, es geht vorwärts. Ich brauche ein bisschen Inspiration. Mordechai ist drinnen. Er arbeitet.«
    »Ihr wisst, dass ihr nicht viel Zeit habt, oder?«
    Popeye schaut wieder den Simpsons zu, redet immer noch mit vollem Mund. »Wir wissen
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