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Alles paletti

Titel: Alles paletti
Autoren: Assaf Gavron
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simpler Nahostler, der nur seine Muskeln für einen Tag hergegeben hat, um das Bett zu schleppen, doch im Prinzip bist du viel mehr - du hast für sie geschwitzt, bist tagelang für sie gefahren, hast den Kontinent durchquert und andere Zeit- und Klimazonen erreicht, alles, nur um ihr Zeug umzuziehen. Du bist die Schulter, an die man sich lehnt und an der man sich ausweint. Du bist das sympathische Lächeln für den, der keine Familie hat, die lächeln könnte. Du bist der beste Freund in einem Stadium des Lebens, in dem es fast keine Freunde mehr gibt.

DER KATARER
    Tomar Jonik, von den meisten Jonsy genannt, oder Jonson, wie ihn Chaim, sein Boss, nennt, oder Tomar - doch, es gibt immer noch welche, die ihn so nennen (seine Freundin Chen, seine Mutter) -, also dieser Junge, wie auch immer ihr ihn nennen wollt, dachte schon lange über den Plan nach.
    Jonsys Plan war - in drei Worten - das große Geld. Einen Coup landen. Zuschlagen und abhauen. Eine hübsche Summe abstauben, die ihn ein paar gute Jährchen erhalten würde, mit der er sich eine nette Wohnung in Jerusalem leisten könnte, Reisen in alle Welt, einen riesigen Plasmabildschirm in einem geräumigen Wohnzimmer, und auf dem Weg dahin, falls möglich - beziehungsweise sogar sehr erwünscht - auch noch Chaim Galil, seinem Boss, dem Chef der Firma »Sababa Moving and Storag’e«, ein Bein stellen, denn Chaim Galil, der Psychopath, ärgerte ihn schon lange.
    Sie sitzen bei Francesca, erste Avenue, 99. Straße - Jonsy, Schlomi und Izzi -, und essen zu Mittag. Der blaue Lastwagen von Sababa Moving and Storag’e parkt draußen. Schlomi isst ein Sandwich, das er von zu Hause mitgebracht hat. Jonsy hält eine Pizzaschnitte in der Hand und erzählt wieder einmal eine seiner Storys. Ab und zu kommt ein Mover vorbei und grüßt Jonsy. Er antwortet mit einer Kopfbewegung, ohne die Geschichte zu unterbrechen.
    »Kommt ein fetter Araber mit einer riesigen Wampe daher, in Unterhosen und Bommelschlappen. Ein Prinz vom Golf. Hat sechs indische Diener, die alles machen, was er sagt, und eine Frau zum Anbeißen mit Riesentitten. Eine irre Wohnung auf der Upper Westside. Nach ein paar Jahren im Umzugsgeschäft
hast du einen Blick für die Sachen. Du weißt, was sie für einen Wert haben, ob sie Schund sind oder was kosten. Und dieser Typ, dem seine Sachen sind Milliarden wert, das siehst du sofort. Alles vom Teuersten wo gibt, die Möbel, die Bilder, die Küche.
    Ich hab eins gelernt«, fährt Jonsy fort. »Je reicher die Leute sind, desto mehr stellen sie sich an mit den Sachen. Der Normalmensch, der hat eben irgendeinen Kühlschrank, da passiert überhaupt nichts, wenn der einen Kratzer abkriegt. Aber die Reichen sind mit allem knickrig. Die warnen dich, ja nicht irgendeinen armen Sessel anzukratzen. Ihr werdet sagen, dass das unlogisch ist, weil sie einen Haufen Geld haben, was macht es ihnen schon aus? Aber so läuft das nicht. Die Reichen sind die größten Knickerärsche. Und das kommt daher, weil sie keine wichtigeren Sachen haben, um die sie sich Sorgen machen müssen. Die armen Tröpfe schon, kapiert ihr?
    Aber der da, der Saudi, sorry, der Katarer mit den Bommelchen, dem war es egal. Der hat gesagt: ›Los, werft alles auf den Laster.‹ Wir waren zu dritt bei diesem Umzug, plus die Inder, plus das Bombenprachtstück mit den Titten. Wir haben die Arbeit also durchgeklopft und sind losgefahren.«
    Jonsy unterbricht sich, um sein Pizzateil mit zwei schnellen Bissen zu verputzen. Er steht auf und holt sich noch eins. Bei Francesca hat er Tage mit Pizzaschnitten und Tage mit Hero Sandwiches. Heute füllt er sich mit Pizza ab, wie üblich eine ganz normale, denn die Zusatzbeläge verderben den Geschmack, sagt er.
    »Dann frag ich den Scheich: ›Wohin fahren wir?‹ Er sagt: ›New Jersey. Forest Heights.‹ Wir kommen in dem Viertel an, aber wir finden das Haus nicht. Eine Stunde lang irren wir in New Jersey rum, und der Typ kann sich nicht erinnern, wo
sein neues Haus ist. Es stellt sich heraus, dass sie es irgendwann eines Nachts gekauft haben, als sie betrunken waren, in fünf Minuten, und sie erinnern sich an nichts. Er fährt in seinem Mercedes voraus, und wir kleben mit dem Laster hintendran. So gegen zwei in der Früh haben wir das Haus dann gefunden.
    Das war an einem Samstag. Und ich habe ein Prinzip. Ich arbeite nie, nie im Leben am Sonntag. Man reißt sich die ganze Woche den Arsch auf für dieses irrsinnige Leben. Arbeitet nachts, steht im Dunkeln auf, kommt
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