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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
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mein Kater im Himmel, wie wichtig er doch tat – sauste um den Wagen, riss hinten die Tür auf und brüllte: »Raus mit dir!«
    Eine Aufforderung, die der dicke Helmut, diese Sau, mit einem kräftigen Stoß noch verstärken musste. Eduard knallte die Tür zu, rannte um den Wagen und dann brauste die Bande, als hätten sie Angst vor mir, davon.
    Und ich? Ich stand am Straßenrand.
    Könnt ihr euch vorstellen, was in diesem Augenblick in mir vorging?
    Zugegeben: Die drei waren mir nie sehr sympathisch gewesen, ich habe bestimmt auch selten, oder sogar nie, bei einem von ihnen geschnurrt.
    Aber trotzdem! Auch wenn ich das schwarze Schaf – pardon: der schwarze Kater – gewesen sein sollte, ich gehörte doch zu ihnen! Und dann warfen sie mich einfach raus, einfach weg. In einen Graben, mitten im Wald, irgendwo in dieser Eifel.
    Was tun?
    Ich trottete erst einmal von der Straße weg, wo die Krähen und Raben schon darauf warteten, dass mich ein Auto plattfahren würde. In einer Mooswiese setzte ich mich hin und dachte nach.
    Ausgesetzt! Weggeschmissen! Vor die Tür gesetzt! Ja, war es denn zu fassen!
    Ihr könnt mir glauben, ich weiß nicht, wie lange ich im Moos saß und – weinte. Aber irgendwann sagte ich mir »Es muss weitergehen!«
    Ich hatte zwei Möglichkeiten: Entweder das Menschenheim suchen, wo man mich bestimmt nicht reinlassen würde oder die vielen, vielen Schritte nach Hause wandern, wo man mich …
    … auch nicht mehr reinlassen würde.
    Ich entschied mich für den Weg nach Hause.

DISCO-FIEBER
    Ich kann es euch auch nicht erklären, aber wir Katzen spüren immer, wo unser Zuhause ist. Ich wusste genau, dass ich in Richtung der großen Buche laufen musste und dann immer geradeaus. Nach Hause? Konnte man überhaupt von einem Zuhause reden, wenn man rausgeschmissen worden war? Aber da war ja immer noch das Mädchen. Bestimmt würde sie wieder da sein, wenn ich die lange Strecke hinter mich gebracht hätte: »Dann werden wir weitersehen!«
    Uns beiden würde bestimmt etwas einfallen.
    Ich marschierte los. In der Süd-Eifel war das Gras viel höher als in meinem Garten, der jeden Nichtarbeitstag vor dem Kirchengehtag mit Eduards Brüllmaschine bearbeitet wurde. Ich muss zugeben, dass mir das hohe Gras besser gefällt.
    Ich weiß nicht, wie lange ich an diesem Tag gewandert bin. Es wurde schon dunkel, als ich plötzlich vor einem hässlichen Haus stand, das wie eine Fabrik aussah. In bunten Buchstaben stand »Dance Palast« über der Tür – ihr merkt, lesen kann ich auch. Jaja, ich gebe zu, dass ich schwindele, ich kann nämlich nicht lesen. Ich hörte nur, wie einer auf die leuchtenden Dinger zeigte und sagte: »Ein A von Dance Palast ist ohne Licht.«
    Ob die Menschen an so einem Ort, der den Charme eines dreckigen Katzenklos hatte, essen gehen? Zutrauen würde ich es euch ja. Ich stellte mich also in unmittelbare Nähe der Tür und huschte bei einer günstigen Gelegenheit in die Halle rein: Drinnen war es stockdunkel. Hinter einer Bretterwand, die aussah wie der Trinktisch im Keller, den Eduard »unseren flotten Partyraum« nennt, stand ein Mensch, vor dem ich furchtbar erschrak. Nein, breite Schultern hatte ich schon oft gesehen, das war es nicht. Aber dieser Mensch war schwarz – schwarz, wie ich.
    Das musste ein Ungeheuer sein.
    Ich wunderte mich nur, dass Ungeheuer Gläser spülen. Langsam wollte ich mich aus der Tür schleichen, da ich nicht wissen konnte, ob diese schwarzen Ungeheuer nicht auch Katzen fressen. Nur noch wenige Hopser trennten mich vom Ausgang, da entdeckte das Ungeheuer mich. Sein donnerndes »Hey, hey« ließ mich erstarren, nach wenigen Herzschlägen stand es neben mir und hob mich hoch.
    »Jetzt hat mein letzter Schnurrer geschlagen. Nun wird es bestimmt zubeißen, mich aussaugen«, schoss es mir durch den Kopf.
    Doch das Ungeheuer fraß mich nicht. Zwar zeigte es seine Zähne, aber danach folgten freundliche Töne in einer Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Das nette Ungeheuer trug mich zu seinem Spültisch. Würde er mich braten, war die Freundlichkeit nur eine Falle?
    Aber meine Angst war umsonst gewesen. Der schwarze Mensch öffnete eine Dose, in der sich Milch, wenn auch fettiger, als mir bekannt war, befand. Er schüttete diese in einen Teller, der unter die Tassen gehört. Es hat herrlich geschmeckt und dann sprach das Ungeheuer sogar mit euren Worten, ich verstehe ja im Gegensatz zu euch fast jede Sprache. Ja, ja, wenigstens fühle ich, was einer sagen will.
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