Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
ein netter Mensch. Ich bin sicher, du hast lange nach mir gesucht. Wenn du diese Zeilen jemals lesen solltest, will ich dir nur sagen: Ich konnte nicht mehr zurückkommen, hatte einfach Angst, dass die Zuckenden mich zertreten würden. Daher beschloss ich, etwas abseits der Hüpfhalle auf dich zu warten. Aber daraus ist dann leider nichts geworden. Liebe Grüße: dein Theo.«
    Ich trottete zu einem Baum, der auf einer nahen Wiese stand. Von dort konnte ich den Eingang genau beobachten. Dauernd kamen neue Hüpfwillige angefahren, sprangen aus ihren fahrenden Zimmern und knallten die Türen sehr laut zu. Mir fiel auf, dass die Autos immer pickepacke vollgepackt waren, während ihr sonst oft alleine in euren Wagen sitzt und mehrere Plätze unbesetzt lasst.
    Ich will hier überhaupt kein Trockenfutter brechen, aber eins muss ich schon sagen: Die Leute, die vor der Halle der schrillen Töne erschienen, waren sehr laut und ausgelassen. Vor allen Dingen, wenn sie die Hüpfhalle verließen. Dann rissen sie die Türen ihrer Autos auf, sprangen johlend auf die fahrenden Stühle und Sofas und machten wieder Lärm. Der, der das Auto fuhr, war genauso ausgelassen wie die anderen. Er brachte die rollende Dose immer so schnell zum Bewegen, dass der Kies nur so spritzte.
    Entschuldigt übrigens, wenn ich etwas durcheinander berichte und mal »Auto« aber auch »rollende Dose« sage. Inzwischen kenne ich fast alle Menschenworte, aber meine Bezeichnungen finde ich oft viel treffender. Ich glaube, das habe ich schon einmal gesagt. Glaubt nur nicht, dass ich eine dumme Katze mit einem beschränkten Sprachschatz bin.
    Also weiter im Text: Ich weiß nicht, wie lange ich mir das Schauspiel der ausgelassenen Menschen angesehen habe – auf jeden Fall kamen immer mehr aus der Lärm fabrizierenden Halle.
    Und dann passierte es!
    Ein roter Wagen, in den kurz vorher fünf Fröhliche gesprungen waren, ließ den Kies spritzen und donnerte auf eine breite Straße. Dort kam eines dieser lauten Fahrräder an. Ich weiß, ihr habt Regeln, wie man gehen und fahren darf. Einer muss vor der Lärmhalle auf jeden Fall so eine Regel missachtet haben. Es gab ein Kreischen der Maschinen, der rote Wagen schoss über die Straße, das schnelle Maschinenfahrrad stürzte und dann überschlug sich das Auto mehrmals.
    Der auf dem Maschinen-Fahrrad hatte Glück gehabt. Er stand wieder auf, rieb sich die Beine und schrie immer wieder: »Dieser Idiot, dieser vollkommene Idiot!«
    Aus dem roten Auto war nichts zu hören. Es gab einen lauten »Buff«, viel Feuer spritzte und dann war plötzlich so eine seltsame Stille, die eine Ewigkeit dauerte. Doch ihr Menschen könnt Stille nicht lange ertragen. Denn auf einmal lag ein einziger Schrei über der Gegend. Viele liefen durcheinander, einer spritzte mit einer roten Flasche auf den Wagen der Fröhlichen und dann kamen grüne und rote Wagen, auf deren Dächer sich blaue Lampen drehten.
    Lange habe ich mir alles angesehen. Die Fröhlichen bewegten sich nicht mehr, man legte Tücher über sie und später kamen schwarze Wagen, aus denen Männer fünf lange Kisten zogen, in die sie die Fröhlichen legten.
    Ich weiß auch: Die Fröhlichen waren tot …
    Und ich hatte Bill völlig vergessen und rannte einfach weg. Als ich wieder an ihn dachte, war ich bereits eine lange Strecke gelaufen.
    Zurück? Nein, ich wollte nach Hause – zu dem Mädchen.

DAS PLATTE LAND
    Zugegeben: Nach den Erlebnissen dieser Nacht machte ich einen großen Bogen um die schwarzen Wege, die ihr Menschen mit euren Maschinen befahrt. Die erste Regung, zu der ich nach dieser Nacht fähig war, stellte sich bereits am frühen Morgen ein.
    Hunger! Sicher habt ihr das erwartet.
    Ich musste mir also irgend etwas zum Beißen besorgen – vielleicht einen Vogel fangen, eine Maus schlagen oder einfach von eurem Überfluss etwas erhaschen. Ich entschloss mich zu Letzterem. Aber bitte zieht daraus keine falschen Schlüsse! Wenn mir in diesem Augenblick ein Vogel vor die Zähne gekommen wäre …
    Vertagen wir das Thema.
    Da ihr immer in Ansammlungen wohnt, musste ich wohl oder übel so eine Stätte der Zusammenrottung aufsuchen. Ich marschierte bis es hell wurde, da sah ich ein kleines Dorf in einer Mulde liegen. Ich wartete noch gut versteckt, bis das Tagesleben begann. Irgendwie sah dort alles wie aus einer anderen Zeit aus – der Ort hieß übrigens Dudeldorf. Aber das wird bestimmt kaum einem etwas sagen. In der Mitte stand ein Turmhaus. Davor ein hoher Mast, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher