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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
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FAMILIEN-BANDE
    Die Menschen sangen viel zu laut von stillen Nächten.
    Als danach der muffige Karton, in den »er« mich gestopft hatte, geöffnet wurde, glotzten mich vier Gesichter gleichzeitig an.
    Ich stand unter einem leuchtenden Baum, der eindeutig nach Piesel roch, das ich allerdings nicht kannte. Aus der Erinnerung würde ich heute sagen, es war Reh – auf keinen Fall Katze. Da fehlte einfach unsere Deftigkeit …
    Aber halt, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt!
    Ich heiße Theo, bin ein schwarzer Kater – wenn man einmal von den weißen Stellen um meine Nase, meinen Hals und meine Füße absieht. Von meiner Herkunft kann ich nur wenig erzählen. Ich erinnere mich lediglich, dass mich Kinder aus einer Mülltonne mit Fischresten fischten und ausriefen: »Den bringen wir ins Tierheim Monschau!«
    Monschau – damals wusste ich natürlich noch nicht, dass ihr Menschen Dörfer und Städte bewohnt und diesen auch noch Namen gebt.
    Im »Tierheim Monschau« verbrachte ich einige sehr nette Wochen mit regelmäßigem Futter – das ist mir immer das Wichtigste. Der Frieden wurde nur hin und wieder von einer dickleibigen Frau gestört, die sich immer mit den gleichen Worten vorstellte: »Juhu, die Nettefraubongard von der ›Katzenhilfe Nordeifel‹ ist wieder da!«
    Die Nettefraubongard nahm mich dann hoch und rief immer den gleichen Satz: »Huch, was ein nettes Kerlchen!«
    Dann ließ sie mich wieder auf den harten Boden meines Zwingers fallen, um ihren Lieblingssatz loszuwerden: »’nen Kater unterzubringen ist gar nicht so einfach!«
    Eines Morgens, die Nacht war verdammt kalt gewesen, erschien ein Mann, der würdevoll wie ein Pfau die Zwinger abschritt und uns Katzen unter die Lupe nahm. Bei mir blieb er stehen: »Den da, ja ich glaube, das ist er! Der scheint sauber und ordentlich zu sein.«
    Willi, unser Pfleger, schob schnell nach: »Ja, ja, ein sehr gepflegtes Tier! Und so ordentlich.«
    Willi brachte mich zu einem dieser rollenden Dinger, die von euch »Auto« genannt werden. Viele Fenster hatte das Teil und ich freute mich schon auf eine gemütliche Fahrt, bei der ich mir auf der Ablage die verschneiten Wiesen anschauen wollte. Doch der Mann steckte mich einfach hinten in einen dunklen Raum, in dem es schlimm roch. Ich glaube, nach Hund. Wenn nicht sogar nach Dackel …
    Ekelhaft!
    Ich glaubte fest, dass mein letztes Stündchen schlagen würde. Im Tierheim hatte mir nämlich eine ältere Katze erzählt, dass die Menschen uns in Säcke stecken und dann ins Wasser werfen.
    Doch der Mann schmiss mich in keinen Bach, der in Monschau übrigens Rur heißt. Aber auch das erfuhr ich erst viel später – unter recht traurigen Umständen.
    Erlaubt mir an dieser Stelle einen kleinen Einwurf.
    »Monschau« und »Rur«, ihr habt bestimmt gemerkt, dass ich gerne mit meinem Wissen prahle, an anderer Stelle aber eher bescheidene Beschreibungen wie »rollende Dinger« abgebe. Natürlich weiß ich inzwischen auch, dass es »Auto« oder »Audi Quattro« heißt – aber mir gefallen meine Formulierungen oft besser. Gestattet mir also die Freude, wenn ich – trotz besserem Wissen, das betone ich noch einmal – lieber die Dinge auf meine Art beschreibe. Ihr werdet es noch merken …
    Der Mann fuhr mit dem »Auto« direkt in ein Zimmer, in dem fein ordentlich sauberes Werkzeug nach der Größe geordnet an der Wand hing und sich die »rollende Kiste« ausruhen sollte. Als der Unbekannte den dunklen Raum öffnete, war er nicht mehr alleine. Eine Frau mit hellen Haaren stand neben ihm und wollte wissen, ob ich auch geimpft und stubenrein sei. Das Letzte, was ich an diesem Morgen von ihr hörte, waren geflötete Worte, die aber sehr scharf klangen: »Dass sich die Kinder auch unbedingt eine Katze zu Weihnachten wünschen mussten! Goldfische hätten es doch auch getan, nicht wahr, Eduard?«
    Aha, Eduard hieß die Figur also!
    Eduard brachte mich weit von sich haltend in einen muffigen Raum, in dem er mich in einen völlig zerbissenen Korb legte, der eindeutig nach Dackel roch. Ihr müsst wissen, dass ich Dackel hasse! Im »Tierheim Monschau« machten die nämlich immer einen Höllenlärm, wenn wir Katzen schlafen wollten und bissen fast ihren Zaun kaputt, wenn nur mal eben eine dicke Elster durch das Gehege stolzierte. Nun gut, mein Verhältnis zu Dackeln hat sich kaum verbessert. Noch mehrmals begegnete ich diesem Viehzeug während meines Abenteuers in der Eifel.
    Und genau davon will ich euch erzählen …
    Die helle
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