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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
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Frau, ich weiß heute, dass sie blond ist und Hildegard heißt, konnte mich nie leiden. Gleich am ersten Abend, an dem die Familie so furchtbar laut von den stillen Nächten sang und kleine Feuerstäbchen an dem nach Reh riechenden Baum brennen ließ, hat sie mich dreimal heimlich mit ihren hochhackigen Schuhen getreten. Die anderen, die um einen Tisch saßen und tote fliegende Tiere aßen, haben es nicht bemerkt.
    Ich esse übrigens auch tote fliegende Tiere – also versucht nicht, in dem letzten Satz eine gesellschaftspolitisch-tierschützerische Aussage zu entdecken.
    Eduard trank aus einer grünen Flasche eine durchsichtige Milch, die albern machte. »Durchsichtige Milch« – das ist übrigens so eine meiner Formulierungen, obwohl ich weiß, dass das Zeug »Wein« heißt. Aber dies nur am Rande. Als die Menschen später in ihre Körbchen gingen, hat Eduard mir sogar dreimal auf den Kopf geklopft und Geistreiches abgelassen: »Du süße, süße Pussi du, du!«
    Aber Hildegard musste sich wieder einmischen: »Na, ich weiß nicht. Also haaren tut das Vieh auf jeden Fall. Schau dir nur mal das Sofa an.«
    »Über ›das Vieh‹, du dumme Kuh, reden wir später noch einmal«, dachte ich.
    Die übrigen Mitglieder der Familie beachteten mich an diesem Abend kaum.
    Da war zunächst ein dicker Junge namens Helmut, der immer über den Tisch rief: »Noch’n Kloß für Helmut!«
    Das Mädchen dagegen sah mich nur schüchtern an. Sie hieß übrigens Sandra. Und ich liebe sie! Ich hätte sie allerdings noch mehr geliebt, wenn ihr Name nicht Sandra gewesen wäre. Denn wenn Hildegard ihr »Saandraa« aus der Terrassentür schallen ließ, war mir das Mädchen ganz kurz recht unsympathisch.
    Wie gesagt: Die Kinder beachteten mich an diesem Abend kaum.
    Sandra, was für ein schlimmer, ordinärer Name, streichelte mich erst nach ein paar Stunden. Ganz lieb! Ganz zart! Und ich muss zugeben, dass es mir gefallen hat. Sehr gut gefallen hat.
    Zum Abschluss des stillen Abends schoss mir der dicke Helmut eine Stange mit einem Gummipuffer auf mein Hinterteil.
    Ich wusste, dass ich ihn hassen werde!
    Hildegard, diese getönte Hässlichkeit von Mensch, ordnete dann mit spitz geformten Lippen an: »Das Vieh kann in der Garage schlafen!«
    Doch Eduard, mutig durch die albern machende Milch, rettete mich vor den ordentlichen Werkzeugen und dem schlafenden Auto: »Es ist doch Heilige Nacht, auch für Katzen!«
    Sandra, ich verspreche, dass ich den Namen zum letzten Mal gebrauche und in Zukunft nur noch von »dem Mädchen« sprechen werde, hat mich dann mit in ihr Zimmer genommen und aus Kissen ein wundervolles Bett gebaut. Ich habe herrlich geschlafen, viel besser als auf diesem harten Boden im Tierheim. Sicher hätte ich noch länger geschlummert, wenn nicht dieses blonde Menschen-Monster, die Haare sahen an dem Morgen wie ein aufgeschichteter Heuhaufen aus, am nächsten Morgen donnernd im Zimmer erschienen wäre. Sie ordnete an, dass das Mädchen mit der ganzen Familie zu einer Frau namens »Omama« fahren sollte.
    Warum konnte Hildegard nicht zur Hölle fahren …???
    Das Mädchen sah mich traurig an, sagte nichts und zog sich ihr Fell an. Jaja, heute weiß ich natürlich auch, dass ihr Menschen euer Fell Kleider nennt. Damals dachte ich, dass ich krank sei, weil ich abends mein Fell nicht in einen Wäschekorb stecken konnte.
    Aber ich schweife wieder ab. Das mache ich übrigens gerne.
    Nachdem sich das Mädchen, ihr merkt, ich brauche diesen schrecklichen Namen nicht mehr, ihr Fell über die Ohren gestreift hatte, traf sich die Familie zum Frühfutter, das ihr Menschen Frühstück nennt. Mir gab man nichts. Ich stellte mich also neben den Tisch und wartete, dass jemand mir einen Stuhl anbieten würde. Doch so höflich waren sie nicht, noch nicht einmal das Mädchen.
    »Auch das noch, die Katze bettelt schon am Tisch, das werde ich ihr aber beibiegen.«
    Ihr habt es erraten, die dumme blonde Kuh musste mal wieder auf sich aufmerksam machen: »Was frisst so eine Katze überhaupt? Küchenabfälle?«
    »Küchenabfälle! Das werde ich dir noch beibringen, du dämliches Spitzmäuschen«, dachte ich.
    Im »Tierheim Monschau« hatten wir ein Gemisch aus Fleisch und Körnern bekommen, das ich später nur noch einmal in einer Wohngemeinschaft, leider ohne Fleisch, gegessen habe.
    Doch Eduard, den ich damals noch nicht für einen ausgemachten Volltrottel hielt, schlug sich vor die Stirn: »Ich habe ja noch eine Palette Katzenfutter im Auto.«
    Und
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