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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib
Autoren: David Meinke
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Junisonne brannte.
    Schiebetür, Schrank und Kasper. Street-Sune pisste gerade in die Büsche. Es reichte für ein Spiel zwei gegen zwei. Ich konnte an ihren Mienen ablesen, dass sie sich einen anderen Mitspieler erhofft hatten.
    „Alles fit, Nick?“, rief Schiebetür und warf mir den Ball zu. Ich ignorierte ihn und setzte mich stattdessen hin. Kasper ließ sich mit einem Frotteehandtuch um den Hals neben mich plumpsen, während Schiebetür hinter dem Ball herjagte, der auf die Straße hüpfte. Kasper war der Sohn reicher Eltern. Ein Angeber. Sandras Weggeh-Freund. Und verbittert, weil sie ihn nicht ranließ. Ein letztes bisschen Würde hatte sie trotz allem noch.
    „Na, Nickemann, wie läuft’s mit den Prüfungen?“
    Sandras Methode, mich vor den anderen lächerlich zu machen, war so raffiniert wie eine stumpfe Schlagwaffe. Und ziemlich wirkungsvoll. Sie hatte also ausgeplaudert, wie mich meine Mutter bei uns zu Hause nannte.
    „Es läuft wunderbar.“
    „Na Glückwunsch“, sagte Kasper. Trank einen Schluck Wasser.
    „Ich bin am Montag dran“, erklärte er. „Einstufungstest in Französisch. Wie Sandra. Sie ist ganz schön nervös, oder?“ Er grinste und trank noch mehr Wasser. „Alles halb so wild. Wenn ich zehn kriege, habe ich einen Schnitt von 10,5. Das reicht.“
    Zwischen seinen Sätzen herrschte eine unangenehme Stille, weil ich ihm NICHT antwortete. Jedes Mal gurgelte er mit dem Wasser.
    „Es geht doch eigentlich nur darum, die Lehrer reinzulegen. Zu durchschauen, was sie haben wollen. Ein bisschen lächeln. Bestimmte Phrasen aufsagen, die sie gern hören. Lehrer wollen vor den Beisitzern gut dastehen. Wenn man ihnen das gönnt, kann man schön was rausholen, wenn du verstehst, was ich meine.“
    „Na, dann schmier dir den Kopf mal gut mit Vaseline ein, damit du schön tief reinkommst in ihren Arsch.“ Ich grinste und ließ die geballte Faust rotieren.
    „Halt die Fresse!“, brüllte Kasper.
    „Man muss die Talente nutzen, die man hat“, sagte ich. Sune grinste. Schiebetür kam mit dem Ball.
    „Dir könnten ein paar Tricks jedenfalls nicht schaden, Nick. Deine Schwester hat mir erzählt, wie es mit deinen Prüfungen läuft.“
    „Ja, Kasper, du hast völlig recht. Ich werde mir das mit der Vaseline merken.“
    „Halt endlich deine Fresse, Nick!“ Kasper stand auf und versuchte, bedrohlich auszusehen.
    „Du meinst wohl Nickemann?“
    „Hey, ihr zwei Weicheier, spielen wir jetzt oder nicht?“ Schiebetür ließ den Ball auf dem Zeigefinger balancieren. Kaspers Schultern senkten sich, er gab seine Angriffshaltung auf und zeigte mit einem Pistolenfinger auf mich: „Wir klären das auf dem Spielfeld.“ Ich lachte. O Mann, in ein paar Jahren würde der genauso schlimm sein wie Käse-Henrik.
    Sune und ich gewannen haushoch gegen die beiden anderen, weil wir unablässig unsere geballten Fäuste kreisen ließen.
    Während des Spiels waren zwei SMS auf meinem Handy gelandet:
    SMS Nr. 1: Geht klar mit Veronica, aber sie würde lieber Bezzerwizzer spielen. Ist das okay? Sie ist recht gut.
    SMS Nr. 2: Hi Nick, netter Abend gestern. Fahren heute zu einer Sommerparty nach Ishøj Strand. Lust mitzukommen?
    Ich antwortete O.k. auf die erste SMS und gar nichts auf die zweite. Aber ich speicherte die Nummer unter B.
    „ BEZZERWIZZER !“ Veronica warf ihre Figur auf das Spielbrett. Ich war noch immer bedient von Borstes Koks und ich war noch nie ein Konkurrenztyp gewesen. Der Joint, den ich mir reingezogen hatte, bevor ich bei Mateus klingelte, machte das auch nicht besser. Ich hatte Bock, ein bisschen runterzukommen, hätte aber natürlich – NATÜRLICH – nicht kommen sollen.
    „Okay, okay.“ Mateus bat um Ruhe. „Wer hat Gullivers Reisen geschrieben?“
    „Pff, so ein Scheiß.“ Veronica verzog das Gesicht. „Wer weiß denn bitte so was?“
    „Ja, die ist schwer“, sagte Mateus triumphierend. „Weißt du es?“, fragte er mich. Ich nickte langsam. Meine Figur lag ganz oben am Ende des Spielbretts. Veronicas und Mateus’ Figuren befanden sich etwa auf halbem Wege. Wir kannten einander gut, Veronica und ich. Ich konnte mich erinnern, wie sie das Partykomitee mit eiserner Hand geführt hatte, als Mateus seinen Homotrip abzog. Aber ich hätte mir nicht im Traum denken können, dass Mateus und sie eines Tages vielleicht gemeinsam einen Bausparvertrag abschließen würden. Mir war klar gewesen, dass er nicht schwul war. Sein Verhältnis zu Frauen war immer von Frust geprägt, aber stets
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