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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib
Autoren: David Meinke
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nickte und auch Christoph konnte bestätigen, dass niemand bei Sebastian wohnte. Auch nicht unangemeldet. Na ja, manchmal besuchte ihn eine Frau. Christoph wusste nicht, ob Arbeitskollegin, gute Freundin oder Geliebte. Blond, schlank, im gleichen Alter wie Sebastian König. Sah eigentlich ganz gut aus, war aber eine typische Banken-Tussi. Weiße Bluse, blaues Halstuch, beigefarbenes Kostüm. Deshalb tippte Christoph, dass Sebastian sie von der Arbeit kannte. Sie hatten nie über sie gesprochen, wenn sie gemeinsam Fußball schauten. Christoph hatte sie auch nur ein paar Mal gesehen. Zufällig im Treppenhaus, wenn sie gerade gegangen oder gekommen war.
    „Name?“, fragte der Polizist.
    „Christoph Renner“, wiederholte Christoph.
    „Von der Frau, du Scherzkeks!“, blaffte der Polizist ihn an.
    Was hieß hier Scherz? Den Namen der Frau kannte Christoph nicht. Doch dann fiel ihm etwas ein: Sie hatte ihren Namen mal mit Lippenstift an den Badezimmerspiegel geschrieben, unter einigen Lippenstiftherzen. Christoph hatte das gesehen, als er in der Halbzeitpause kurz pinkeln war.
    „Jasmin“, antwortete er deshalb und fügte an: „Vielleicht!“ Konnte ja auch eine andere Frau gewesen sein, die das geschrieben hatte.
    „Okay“, befand der Polizist. „Und sonst? Angehörige?“
    Christoph zog wieder die Schultern hoch. Keine Ahnung.
    „Gut“, sagte der Polizist. Und wandte sich an den Hausmeister. „Dann gehen wir mal rein.“
    „Was ist denn mit ihm?“, fragte Christoph noch einmal.
    Und diesmal erhielt er auch eine Antwort: „Er ist tot!“

K APITEL 2

    „Tot? Wie – tot?“ Benni sah Christoph verständnislos an, als ob es gar nicht möglich wäre, dass ein Mensch, den man am Samstag noch gesprochen hatte, am Dienstag schon nicht mehr am Leben war. Für einen Moment unterbrach er sogar das Drehen seiner Zigarette. Obwohl sie nur noch vier Minuten hatten bis zum Beginn des Unterrichts, wollte er rasch noch ein paar Züge nehmen. Zumal sie hier von der kleinen Wiese gegenüber der Schule, auf der sie morgens oft hockten, wenn das Wetter es zuließ, einen guten Überblick auch über die Seitenstraße hatten, die zum Lehrerparkplatz führte, und der Wagen von Herrn Kinski war noch nicht zu sehen.
    Benni drohte vor Erstaunen über das eben Gehörte das offene Tabakpäckchen vom Schoß zu rutschen. „Wir haben doch noch Fußball bei ihm geguckt!“
    Lukas grinste breit und gab Benni einen Klaps auf den Hinterkopf. „Na und, du Hirni? Was hat das damit zu tun? Deshalb kann ihn doch gestern einer über den Haufen gefahren haben!“
    Benni schüttelte ungläubig den Kopf. Mechanisch drehte er die Zigarette fertig, führte sie quer vor die Lippen, leckte das Blättchen an, klebte es zu, zupfte die Tabakreste glatt und steckte sich das vollendete Werk in den Mundwinkel.
    Lukas gab ihm Feuer.
    „Echt?“, fragte Benni nach und blies blauen Qualm in die Luft. „Über den Haufen gefahren?“
    Christoph nickte und erzählte genauer, was er wusste.
    Verkehrsunfall!, hatten die Polizisten gesagt. In seiner Mittagspause war Sebastian König an diesem Tag nicht wie sonst von der Bank in der Fuhlsbüttler Straße, wo er arbeitete, in das Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite gegangen, sondern mit dem Wagen nach Billbrook gefahren, in das Industriegebiet am Rande der Hamburger Innenstadt. Niemand konnte sagen, was er dort gewollt hatte. Man hatte nur seinen Golf in der Nähe der Unfallstelle gefunden. Mitten auf der Straße war er von einem Wagen erfasst worden. Der Fahrer hatte Fahrerflucht begangen. Es gab keine Zeugen. Niemand hatte den Unfall gesehen. Und man wusste bis jetzt nicht einmal, ob Sebastian König sofort tot war oder ob er eine Zeit lang noch schwer verletzt auf der Straße gelegen hatte. Als man ihn fand, war er schon ohne jedes Lebenszeichen gewesen.
    Christoph spuckte sein Kaugummi auf die Wiese und schob sich ein frisches in den Mund.
    „Billbrook?“, fragte Lukas. „Was wollte er denn da?“
    „Keine Ahnung.“ Christoph zuckte die Schultern. „Vielleicht ein neues Auto oder ein Motorrad anmelden. Soviel ich weiß, sind da der TÜV und das Verkehrsamt.“
    „Und der Straßenstrich“, ergänzte Lukas grinsend.
    Ende der Leseprobe, Andreas Schlüter, Dangerous Deal
    ISBN 978-3-440-13715-4 / 9,99 €
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