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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang
Autoren: Benioff David
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Vertrag zusammen und gab ihn ihr zurück. Sie fächelte sich damit zu und sagte: »Ich habe nichts dagegen. Ich habe den Namen sowieso allmählich satt. Ich bin schon seit der Highschool Molly Minx.«

    Am nächsten Tag ging er mit ihr Mittag essen und anschließend in das New Yorker Büro der Plattenfirma. Die Empfangsdame saß hinter einem hufeisenförmigen Tresen, der mit schwarzem Granit verkleidet war. Hinter ihr blickten fast sieben Meter hohe Fenster hinaus auf den Hudson.
    »Guten Tag, Mr Tabachnik. Guten Tag, Serenity.«
    Molly sah die Frau blinzelnd an, wie um sie irgendwo unterzubringen, vielleicht in der Schulzeit, und dann sagte sie »Hey!«, und zupfte Tabachnik am Jackenärmel. »Die kennen mich ja schon!«
    Er führte sie in einen Konferenzraum, wo er sie allein ließ und sie staunend die Platinschallplatten an der Wand und die riesigen Fotos von grinsenden Sängern betrachtete. Aus einem unbenutzten Büro rief er Steinhardt an, den Präsidenten der Plattenfirma, und wartete, bis man ihn durchstellte.
    »Tabachnik? Wie steht’s mit der Kleinen?«
    »Wir haben sie. Die Gauner haben die Gruppe einen Zwei-plus-eins unterschreiben lassen, aber das Mädchen erscheint im Vertrag und in der Unterschrift mit ihrem Künstlernamen.«

    »Ha, kolossal! Aber sie könnten uns wegen Verstoß gegen Treu und Glauben verklagen.«
    »Ich habe Lefschaum schon eine Kopie gefaxt. Die können uns nichts anhaben.«
    »Scheiß auf Treu und Glauben. Bringen Sie sie her. Setzen Sie ihren Namen auf einen Sechs-plus-eins, und dann wollen wir die Kleine mal glücklich machen.«
    »Sie hat sich übrigens als Kanadierin entpuppt.«
    »Aha«, sagte Steinhardt. »Jeder entpuppt sich irgendwann als Kanadier.«
    Tabachnik wusste nicht, was er damit meinte. Wenn man der Boss ist, kann man unverständliches Zeug reden, und alle nicken, als wäre soeben Konfuzius wiedergeboren und hätte die Erleuchtung gebracht.
    »Wie geht’s Ihrer Frau?«
    »Lenis?«, fragte Steinhardt, als wäre das Wort Frau zu unbestimmt. »Sie ist mit den Hunden übers Wochenende in Montana. Ich muss los, alter Knabe. Übrigens, gute Arbeit. Sie sind mein Ass.«
    Tabachnik legte den Hörer auf und blickte hinaus auf den Hudson. Ein Ausflugsdampfer schob sich Richtung Norden durch das graue Wasser. Touristen drängten sich an der Steuerbordreling und fotografierten die Skyline von Manhattan. Tabachnik winkte. Blitzlichter blitzten auf, unsinnigerweise, und Tabachnik winkte mit beiden Händen, obwohl er wusste, dass er auf keinem der Schnappschüsse zu sehen sein würde.

    Nichts ging schief. Er flog mit Molly Minx zurück nach L. A. Sie fing an, sich mit Serenity vorzustellen - »Einfach Serenity«, pflegte sie zu sagen -, aber für ihn war sie weiterhin Molly Minx. Er veranlasste, dass ein Mädchen aus der Firma mit ihr in der Melrose einkaufen ging, und am Abend führte sie ihm ihre neuen Klamotten vor. Er sagte ihr, dass sie in Vinyl gut aussah, und sie sagte: »Sind meine Brüste zu klein?«
    Er fand, dass dies wahrscheinlich zutraf, aber er schüttelte den Kopf und sagte: »Nicht für mich.«
    Sie beschlossen, dass sie einige Wochen bei ihm wohnen sollte, bis sie sich in der Stadt auskannte. Er war es nicht gewohnt, mit jemandem zusammenzuleben. Er hasste es, nicht allein frühstücken zu können, hasste es, sagen zu müssen: »Gibst du mir bitte den Orangensaft?«, hasste es, ihre bedeutungsschwangeren Träume der vergangenen Nacht erzählt zu bekommen. Tabachnik fiel jedoch auf, dass ihm die Wohnung leer vorkam, wenn sie nicht da war. Ihm fiel auf, dass er sich fast immer freute, wenn er ihren Schlüssel im Türschloss hörte. Sie würden ihr Gesicht bald ins Fernsehen bringen, sie würden ihr Gesicht auf CD-Hüllen und Werbeplakate und Reklametafeln bringen, aber im Moment war er der Einzige, der sie betrachtete.
    Sie unterschrieb einen Vertrag, der dem Label die Exklusivrechte für sechs Platten sowie eine Option auf eine siebte übertrug. Als sie ihren Vorschuss bekam, hielt sie den Scheck zwischen beiden Handflächen fest, als hätte sie Angst, die Nullen könnten wegrollen wie Smarties. Am Abend lud sie Tabachnik in eine Sushi-Bar in der Ocean Avenue ein und zwang ihn, ein Glas Sake nach dem anderen mit ihr zu trinken. Er wurde zum ersten Mal seit Jahren betrunken. Später
kniete er zu Hause vor der Klosettschüssel und gab die Fische dem Meer zurück, während sie auf dem Badewannenrand saß und auf einem Spiralblock Songtexte verfasste.
    Am nächsten
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