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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang
Autoren: Benioff David
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wiedererkannte. Der »SadJoe-Song«.
    SadJoe winkte seine Freunde zu sich ans Fenster, und einer nach dem anderen ging hin. Jeder beugte sich in den Innenraum, besah sich etwas am Armaturenbrett und schüttelte dann SadJoe die Hand. Als Molly an der Reihe war, beugte sie sich hinein und gab ihrem Freund einen langen Kuss, und die Leute begannen zu pfeifen und Schmatzgeräusche zu machen. Als sie sich aufrichtete, winkte sie Tabachnik. Tabachnik hatte keine Lust, sich in den Wagen zu beugen, und er nahm an, dass SadJoe auch nicht erpicht darauf war. Aber Molly lockte weiter mit dem gekrümmten Zeigefinger, und alle schienen zu warten, sich zu fragen, wer er war, und so ging Tabachnik zum Wagen und duckte sich, bis sein Kopf auf gleicher Höhe mit dem von SadJoe war.
    SadJoe deutete auf den Meilenzähler. »Was steht denn da, Kumpel?«

    Tabachnik schielte auf die Zahlen, weiß auf schwarzem Grund. »Neunundneunzigtausendneunhundertneunundneunzig.«
    »Und neun Zehntel. Die ersten hunderttausend sind schon drauf. Gleich ist Meile Nummer zweihunderttausend fällig.«
    »Toll«, sagte Tabachnik. Toll hörte sich blöd an, aber was hätte er sonst sagen sollen?
    Er schüttelte SadJoe die Hand und trat zurück. SadJoe hängte sich mit dem Oberkörper aus dem Fenster und rief seinen versammelten Freunden zu: »Allen, die im Lauf der Jahre an diesem Wagen mitgeholfen haben, Gary und Sammy und Gino, vielen Dank. Vielen Dank, Lisa, für die Radkappen. Molly, danke für meinen Song. Mom, wenn du mich da drin hören kannst, danke, dass du dich nie beschwert hast, wenn ich Schlagzeug geübt habe. Und vor allem möchte ich meinem Dad dafür danken, dass er mir dieses Auto gekauft hat, als ich noch in der Highschool war, als es nur neunzigtausend Meilen auf dem Tacho hatte.«
    Alle klatschten und pfiffen, und SadJoe legte den Gang ein und ließ den Galaxie auf die Straße rollen. Er bog nach links ab und fuhr ganz langsam weiter, und alle seine Freunde folgten ihm. Candy, der treue Vierbeiner, trottete neben dem Wagen her. Tabachnik bildete die Nachhut. Er warf einen Blick auf SadJoes Haus und sah eine alte Frau am Fenster stehen, die den Vorhang zurückgeschoben hatte und ihn festhielt. Sie verfolgte die würdevolle Triumphfahrt des Wagens. Sie sah viel älter aus als SadJoes Vater.
    Auf halber Länge der Straße trat SadJoe auf die Bremse, drückte auf die Hupe und begann zu brüllen und wie wild die
linke Faust zu schütteln, die er aus dem Fenster gestreckt hatte. Die vier Männer auf der Rückbank sprangen heraus und klatschten reihum alle ab, als hätten die Jets endlich wieder den Super Bowl gewonnen. Die Menge jubelte und begann a cappella den »SadJoe-Song« zu singen. Ein paar Jungs im Highschool-Alter schossen Feuerwerkskörper ab. Alle schauten den Raketen nach, die über der hell erleuchteten Straße in den dunklen Himmel rasten, höher und immer höher, dann in der Dunkelheit verschwanden, und immer noch schauten alle weiter nach oben, die Gesichter dem nächtlichen Himmel zugewandt, warteten darauf, dass die Raketen explodierten, dass sich funkelnde blaue Blüten öffneten und langsam herabsanken. Alle schauten eine volle Minute nach oben, bis feststand, dass die Raketen Blindgänger waren.

    Auf der Bahnfahrt zurück nach Manhattan fragte Tabachnik Molly, ob sie SadJoe liebe. Er hatte nicht vorgehabt, ihr diese Frage zu stellen, und er hielt es auch nicht für besonders klug, aber er wollte es wissen.
    Sie sah unverwandt zum Fenster hinaus. Sie sagte: »Nicht weit von da, wo er aufgewachsen ist, war anscheinend eine Shell-Tankstelle. Und er und seine Freunde hatten ein Gewehr, und ab und zu haben sie sich betrunken und das S kaputt geschossen. Um daraus »hell« wie Hölle zu machen. Und eine Woche später war immer ein neues S da, und SadJoe und seine Freunde sind hin und haben es wieder kaputt geschossen. Irgendwann wurden sie dann erwischt. Und der Richter hat gesagt, na ja, du bist zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, und hat SadJoe laufen lassen.
Seine Freunde waren vorbestraft und wurden in die Jugendstrafanstalt gesteckt. Aber eine Woche später hat er das S wieder kaputt geschossen. Und er kam vor den gleichen Richter, und da hat SadJoe gesagt: ›Ich will zu meinen Freunden.‹«
    Tabachnik nickte und studierte die Namen der Orte in New Jersey, die auf der Fahrkarte aufgelistet waren. Er glaubte die Geschichte nicht. Sie war zu romantisch, passte zu perfekt in den Lebenslauf eines
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