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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang
Autoren: Benioff David
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er merkt, dass ich ihm keine gebe, greift er nach meinem Sicherheitsgurt, um ihn zu öffnen. Ich wehre mich nicht; das Ganze dauert schon zu lange. Ich will hier nicht mehr sein, unter diesen Leuten.
    Der Kopilot gibt dem Steward ein Zeichen, bückt sich dann und packt meine Fußknöchel. Der Steward fasst mich unter den Achseln, und gemeinsam hieven sie mich aus meinem Sitz, stöhnen vor Anstrengung. Die meisten Passagiere stehen inzwischen. Sie schauen schweigend zu, studieren
schon die Geschichten ein, die sie erzählen werden, wenn sie wieder auf dem Boden sind, von dem Irren im Flugzeug.
    Ich erschlaffe in den Armen der Besatzungsmitglieder und lasse mich von ihnen zum Heck der Maschine tragen. Sie schieben mich in die Toilette. »Ich bleibe hier stehen«, sagt der Steward, bevor er die Tür zumacht. »Sie gehen nirgendwo hin, bis wir landen.«
    Hier ziehe ich endlich meine besudelten Sachen aus. Ich mache Papierhandtuch um Papierhandtuch nass und wische mir den Dreck vom Körper. Ich pumpe flüssige Seife auf meine Hände und säubere mich, so gut ich kann.
    Es gab Tage, da wollte ich Kislyanys Tochter aus den Augen bluten sehen. Ich wollte, dass er zu mir kommt, verzweifelt und weinend, um Hilfe bittend. Ich würde ihm Zuckerwürfel reichen und sagen: »Geben Sie ihr die. Sie gehört zur Kontrollgruppe. So läuft das nun mal.«
    Inzwischen bin ich darüber hinweg. Ich wünsche dem Mädchen ein langes und glückliches Leben. Aber ich möchte, dass sie weiß, dass das Gras, über das sie geht, so saftig ist, weil darunter wunderschöne Männer verwesen. Und was dich betrifft, Leichnam, ich glaube, du gibst einen guten Dünger ab. Was aus dem Dung hervorkommt, ernährt uns; wir weiden auf den Gräbern. Ich möchte, dass Kislyanys Tochter das weiß. Ich möchte, dass das ganze Land das weiß.
    Wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte, dann würde ich dafür sorgen, dass es klappt. Hector wäre ein Filmstar, und ich würde jede Bewegung von ihm filmen, vierundzwanzig gerahmte Hectors pro Sekunde. Vierundzwanzig Stillleben. Er wäre auf allen Bildschirmen zu sehen, und dann auf Video, Hector im Wohnzimmer einer jeden Familie.
Er würde den Prinz Desiré auf Sets im ganzen Land spielen, Aurora küssen und aus ihrem hundertjährigen Schlaf wecken, zurückspulen und sie abermals wecken, zurückspulen und sie abermals wecken.
    Ich sitze nackt auf dem geschlossenen Klosettdeckel und schlafe beim gleichmäßigen Dröhnen des Triebwerks ein. Wir fliegen nach Westen, dreißigtausend Fuß über dem nächtlichen Amerika.

Titel der Originalausgabe: When The Nines Roll Over and Other Stories Originalverlag: Viking
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    1. Auflage
    Copyright © der Originalausgabe 2004 by David Benioff Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Karl Blessing Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
     
     
    Layout und Herstellung: Ursula Maenner
     
    eISBN : 978-3-641-03885-4
     
     
    www.blessing-verlag.de
    www.randomhouse.de

DANKSAGUNGEN
    Sherwin B. Nulands großartiges Buch How We Die: Reflections on Life’s Final Chapter war eine große Hilfe, als ich »Merde bringt Glück« schrieb. Ich danke meinen wunderbaren Lehrern: Ernest Hebert, Geoffrey Wolff und Michelle Latiolais. Danke, Molly Stern; ich wünschte, du könntest den Rest meines Lebens lektorieren. Dank auch: meinen Mitstudenten am U. C. Irvine, meinen Agenten Owen Laster, Alicia Gordon und Jennifer Ragains-Riggio sowie D. B. Weiss, dessen weiser Rat und spätabendliche E-Mails mich davor bewahrten, noch schlechtere Sätze zu schreiben als die, die Sie bereits gelesen haben:
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