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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang
Autoren: Benioff David
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Trommelsoli geweckt zu werden.
    SadJoe sagte: »Ganz ruhig, Bruder«, doch der Stuntman hörte nicht hin. Er ging um das Schlagzeug herum, nahm SadJoe wortlos in die Kopfzange und begann auf das Gesicht des Drummers einzudreschen. Rums, rums, rums, rums.

    Tabachnik zog an seiner Zigarette und schaute zu. Der Stuntman warf SadJoe in die Trommeln, und die ganze Anlage kippte auf die Straße, Stative fielen scheppernd auf den Beton, Messingbecken rollten klingelnd auf dem Rand hin und her.
    Tabachnik zuckte zurück. Er drehte sich um und sagte zu Molly: »Er kriegt ordentlich was auf die Fresse.«
    Sie sprang aus dem Bett und wollte zum Balkon laufen, die Fäuste geballt.
    »Du hast nichts an«, sagte Tabachnik.
    Molly blieb abrupt stehen und blickte an ihrem nackten Körper hinunter. Sie schien überrascht zu sein, als hätte sie noch nie ihren Busen, ihren Bauch gesehen.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah Tabachnik traurig an. »Er braucht mich.«
    Tabachnik drückte die Zigarette auf der Brüstung aus und ging zurück ins Schlafzimmer, zog eine Hose und ein Sweatshirt an.
    »Wo willst du hin?«, fragte sie.
    »Ich geh besser runter, bevor der ihm das Genick bricht.«
    »Warum?«
    Tabachnik zuckte mit den Schultern. Es war kompliziert. Er verließ die Wohnung, eilte die Treppe hinunter, lief zur Haustür hinaus und rannte auf die Schlägerei zu. Nur dass die Schlägerei vorbei war. SadJoe lag auf dem Bürgersteig, blutete aus Nase und Mund. Der Stuntman war dabei, das Schlagzeug zu zertrümmern, trat mit dem Schuh in die Bassdrum, schleuderte ein Tomtom auf die Straße, brach Stative über dem Knie entzwei.
    »He!«, brüllte Tabachnik. »Schluss jetzt!«

    Der Stuntman blickte kurz zu Tabachnik und ging dann zu dem Galaxie 500, in der Hand das abgebrochene Ende eines Beckenhalters. Er begann auf die gelben McDonald’s-M einzudreschen.
    Tabachnik, barfuß, ging vorsichtig um die Bruchstücke des Schlagzeugs herum und packte den Stuntman am Arm. »Schluss jetzt.«
    Der Stuntman fuhr herum und versetzte ihm einen Schlag auf die Nase. Tabachnik ging zu Boden. Er war selbst überrascht, wie schnell er wieder aufstand. Er holte sogar zum Schlag auf den Stuntman aus. Das erschien ihm angebracht. Er holte so heftig aus, wie er nur konnte, legte sein ganzes Gewicht in den Schlag, traf den Stuntman mitten auf die Wange. Der Stuntman runzelte die Stirn und schlug ein weiteres Mal zu, und diesmal stand Tabachnik nicht auf.
    Tabachnik lehnte zusammengesackt am Hydranten. Der Stuntman betrachtete kurz den angerichteten Schaden und ging dann zurück ins Haus, wobei er zu allem Überfluss noch eine Snaredrum zertrat.
    Der Straßenrand war mit gelben Plastiksplittern übersät. Die gelben M lagen auf der Straße, die Rückseite aus poliertem Aluminium nach oben. Tabachnik hörte Polizeisirenen in der Ferne. Er blickte hinüber zu SadJoe und sah ihn in den Trümmern seines Schlagzeugs herumkriechen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Leck mich am Arsch, Tabachnik.«
    »Das war meine erste Prügelei seit der fünften Klasse.«
    SadJoe wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab und betrachtete das Blut. »So was nennst du eine Prügelei?«
    »Ich habe ihm immerhin eine verpasst.«

    SadJoe setzte sich im Schneidersitz hin und nahm eine seiner Trommeln auf den Schoß. Er strich mit den Fingern über das durchlöcherte Fell. Blut tropfte aus seiner Nase, lief ihm in Rinnsalen den Oberkörper hinunter, sickerte in den Bund seiner Tarnhose. Er legte den Kopf zurück und blickte zum Himmel. »Die Ausrüstung hat mich zweitausend Dollar gekostet.«
    »Ich kaufe dir eine neue.«
    »Scheiß drauf, Mann. Ich scheiß auf dein Geld.«
    Noch immer sahen Leute aus den Fenstern. Ein junger Mann, der auf der anderen Straßenseite auf einem Balkon stand, weiße Unterhosen und eine Dodgers-Mütze trug, hielt die Szene mit seiner Videokamera fest. Tabachnik kontrollierte mit der Zungenspitze seine Zähne. Sie waren noch alle da.
    »Ich will mit Molly sprechen«, sagte SadJoe, noch immer den Kopf zurückgelegt und die Trommel auf dem Schoß. »Ich will ihr die M schenken.«
    »Hör zu, es ist aus. Sie will nicht mit dir sprechen.«
    SadJoe schnaubte laut und spuckte einen Klumpen Blut und Schleim auf die Straße. Er sah sehr müde aus, wie er da unter der flackernden Straßenlampe saß. Natürlich sieht er müde aus, dachte Tabachnik. Seine Freundin hatte ihn verlassen, seine einzige Chance, ein Star zu werden, war ruiniert, er war quer durchs
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