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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang
Autoren: Benioff David
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Morgen war er schlecht gelaunt. Er verließ die Wohnung, ohne sie zu wecken, und ging direkt zur Arbeit. Seine Assistentin war schon da. Sie begrüßte ihn munter, und Tabachnik lächelte sein schmallippiges Lächeln und machte die Bürotür hinter sich zu.
    Er überflog die Fachzeitschriften, warf einen Blick auf die Schlagzeilen und notierte sich Namen und Summen. Er blätterte schlecht formulierte Berichte von jüngeren A&R-Leuten durch und schrieb dann knappe Kommentare auf Post-its, die er auf die entsprechenden Demobänder klebte, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten: hübsche Jungs + gute Tänzerinnen; Leadsängerin scharfe schwarze Braut; Leadsänger Sohn von Marc Bolan. Er sah kurz seine E-Mails durch , löschte Nachrichten mit dem Vermerk DRINGEND!, die von Agenten und Managern kamen, überflog ein weitschweifiges Schreiben von Steinhardt, löschte eine lange Liste uralter Anwaltswitze, die das Londoner Büro geschickt hatte, öffnete einen Anhang und starrte auf ein Foto seines kleinen Neffen. Er konnte keine Familienähnlichkeit erkennen, was vermutlich ein Glück für das Kind war, und löschte die Datei.
    Die letzte Mail stammte von Joseph Paul Bielski. Tabachnik hatte den Namen noch nie gehört. Er öffnete sie und las: DAS IST TABACHDIK ER HAT EINEN KOPFSCHUSS •:(DAS IST TABACHDIK UND ER HAT EINEN SPEER IM KOPF --->:(DAS IST TABACHDIK MIT EINEM KOPFSCHUSS ABER DAS STÖRT IHN NICHT •:) UND DAS SIND MEINE AUSEINANDERGEZOGENEN ARSCHBACKEN)*(DIE SAGEN LECK MICH TABACHDIK! WIR SEHEN UNS, SADJOE.

    Er rief seine Assistentin, und als sie das Büro betrat, deutete er auf seinen Computer und fragte: »Woher hat dieser Kerl meine E-Mail-Adresse?«
    Sie las die Nachricht und lachte. »Tabachdik? Wie alt ist der, fünf?«
    »Ich gebe sie nie an Unbekannte weiter. Hat jemand angerufen und danach gefragt?«
    Sie schloss die Augen und klopfte sich mit den Fingerknöcheln auf die Stirn. »Mal überlegen, mal überlegen … ja! Es hat jemand angerufen.«
    Tabachnik stierte seine Assistentin an und wünschte, er wäre eine Frau, eine große, kräftige Frau, um das dumme Luder bewusstlos schlagen zu können.
    »Hören Sie, ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie eine Nachricht entgegennehmen sollen und dass ich zurückrufe. Ist das so schwer zu kapieren? Jeder Anrufer könnte ein Psychopath sein, merken Sie sich das. Okay, Sie können gehen. Und dass mir das nicht noch mal vorkommt, klar? Als Nächstes geben Sie diesen durchgeknallten Typen noch meine Privatadresse.«
    Seine Assistentin hatte die Tür schon halb geöffnet. Sie blieb stehen und blickte sich noch einmal um, den Mund zu einem kleinen O geöffnet. »Ohh«, sagte sie. »Oh-oh.«

    Tabachnik fragte Molly, ob SadJoe noch das Gewehr habe, mit dem er früher das S kaputt geschossen hatte. Sie wusste es nicht. Er fragte sie, ob SadJoe ein Mensch sei, der gewalttätige Rachepläne schmiede. Sie schürzte die Lippen, dachte eine Weile darüber nach und sagte: »Nein.«

    Tabachnik genügte diese Antwort nicht. Wenn sich der Kerl schon selbst mit Rasierklingen ritzte, was würde er erst mit dem Mann anstellen, der ihm die Freundin ausgespannt und seine Band zerschlagen hatte? Also zog Tabachnik für eine Woche mit Molly ins Chateau Marmont. Er zeigte ihr das Zimmer, in dem John Belushi eine Überdosis genommen hatte, und den Salon, in dem Slash seine Freundin auf einem Glastisch gevögelt hatte, bis das Glas zersprang und beide mit Blaulicht in die Notaufnahme gebracht werden mussten.
    Sie nahmen einen Drink auf der Terrasse - sie Bourbon und Gingerale, er Mineralwasser -, und sie sagte: »Und das ist die Terrasse, auf der SadJoe Tabachnik ermordet hat.«
    Das fand sie furchtbar komisch und konnte nicht aufhören zu lachen. Ihr Haar war inzwischen feuerrot.
    Als die Woche um war, beschloss Tabachnik, sich von einem Punk aus New Jersey, der noch bei seinen Eltern lebte und Schuppen in seinem Iro hatte, nicht einschüchtern zu lassen. Er und Molly kehrten in die Wohnung in Santa Monica zurück. Er ließ einen Schließriegel an der Eingangstür anbringen. Er entfernte seinen Namen von der Sprechanlage des Gebäudes. Er lieh sich einen Pitbull von einem Agenten, der für zwei Wochen nach Cannes fuhr, aber der Hund verweigerte das Fressen und heulte die ganze Nacht, und Tabachnik ließ ihn schließlich von der Assistentin des Agenten abholen.
    Er wartete und wartete, und dann passierte es. Tabachnik und Molly lagen im Bett, rauchten und sahen sich eine alte Folge
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