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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war
Autoren: Ake Edwardson
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Bewegungen vielleicht . aber nicht so. Auch keine, die an der Nadel hing, die erkannte er schon aus weiter Entfernung: die Rastlosigkeit, die Nervosität, die wie ein offenes Fadengeflecht über dem Körper lag, die Augen wie kaltes, geschliffenes Porzellan.
    Am Anfang hatte er sich ein paarmal vertan. Er hatte nicht geahnt, dass der Wahnsinn so weit verbreitet ist. Jetzt sah er es. Andererseits, warum wurden es immer mehr? Einmal war einer beim Brunnsparken auf sein Taxi zugelaufen, hatte die Tür während der Fahrt aufgerissen, hatte sich auf die Rückbank geworfen und ihm aus einer anderen Welt zugerufen, er sollte zur Götaälvbrücke fahren und dann von der Brücke runter, direkt. Der Junge wollte Selbstmord begehen.
    Hatte er jetzt wieder mit einem Selbstmord zu tun?
    »Sie wohnen doch wohl hier? Wir sind auf dem Hjällbo-Platz. Das ist die Adresse, die Sie mir genannt haben.«
    »Hjäl. Ja, hier wohne ich.«
    »Na also. Schauen Sie sich um . sehen Sie das Haus?«
    Sie sah sich um, wie der Form halber, drehte sich aber wieder zur Wand und übergab sich noch einmal. Er sah sich um. Würde er selbst, in nüchternem und drogenfreiem Zustand, hier nach Hause finden? Vielleicht müssten die Bewohner dieses Stadtteils immer einen Plan mit sich herumtragen, in dem die Gebäude eingezeichnet waren mit Pfeilen und Nummern.
    Sie übergab sich jetzt noch einmal, heftiger als vorher, es schien ihr wirklich schlecht zu gehen, und er glaubte es erst nicht, aber dann sah er Blut aus ihrem Mund fließen.
    Das war keine gewöhnliche Trunkenheit.
    »Was haben Sie eingenommen? Antworten Sie! Was?«
    Sie ging in die Knie, versuchte den Oberkörper aufrecht zu halten, indem sie den Kopf gegen die Ziegelfassade lehnte. Aber sie glitt hinunter und ihre Stirn rutschte mit einem weichen, aber ekelhaften Geräusch an der rauen Wand entlang. Er versuchte sie zu halten, aber sie war schwer, jetzt fast leblos, hundert Gramm in ihrem Körper wogen jetzt ein Kilo, und er fasste einen Entschluss. Er warf sich den Körper über die Schulter, ging rasch zurück zum Auto und legte sie auf den Rücksitz. Er sah den verlorenen Schuh auf dem Boden liegen. Er startete das Auto und fuhr sehr schnell, denn es war früher Morgen, er raste südwärts über das leere Autobahnnetz und erreichte innerhalb von sieben Minuten die Notaufnahme des Östra-Krankenhauses. Er hatte sich über Funk gemeldet. Sie wurden erwartet. Er sah jemanden eine Trage heranrollen, ein Arzt daneben, Krankenschwestern. Die ganze Gruppe schien zu schweben, als wären die Gesetze der Schwerkraft nach Monaten mit dünner, trockener und heißer Luft aufgehoben.
    Es war keine gute Luft. Der Fahrer nahm den stechenden Geruch wahr, als er die Scheibe herunterließ und langsam durch die stillen Villenstraßen zum Munkebäckstorg fuhr.
    Er hatte Ähnliches schon gelesen . kürzlich erst . von Jugendlichen, denen es nach schlechtem Rauschgift dreckig gegangen war. Oder war es gutes Rauschgift gewesen, allzu gutes . zu sauber. Wie war das . war einer von ihnen gestorben?
    Die Sonne war rot, mehr rot als gelb, als sie in seinem Rückspiegel auftauchte. Heute würde er nicht schlafen. Er würde den Wagen beim Taxiunternehmer abgeben, nach Klippan gehen, den Fahrstuhl zum Atelier hinauf nehmen, sich eine große Kanne starken Kaffee kochen und die rote Sonne malen.
    Die »Stena Jutlandica« glitt dem offenen Meer zu. Die Fähre schaukelte sanft auf dem Fluss, sie fuhr an der Älvsborgs-Festung vorbei und hielt geradewegs Kurs nach Westen. Sie bewegte sich steif und schwer, wie ein Kreuzritter, der in voller Rüstung auf dem Toten Meer treibt.
    Drinnen im Bauch der Fähre, in einem kleinen Dienstzimmer, genau zwei Deck unter dem Konferenzraum Cannes 1, stand die Luft still. Zwei Männer beschäftigten sich intensiv und konzentriert mit Emballage.
    Es ging nicht darum, sich zu vergewissern, dass die Verpackung reichte, nicht um die Dichte, den Schutz. Das war bereits erprobt, beurteilt worden. Es gab wenige Probleme, selbst bei schneller Umladung und schwerem Gewicht. Die Schwierigkeit bestand in der Lagerung, zu großer Druck, der Kontakt zu fremden Gegenständen musste vermieden werden.
    Die Tür zu dem Raum war abgeschlossen. Wenn die Fähre wieder die Älvsborgsbrücke passierte, auf dem Heimweg, sollte diese Verpackung eine feine weiße Substanz umhüllen. Die Substanz war Heroin. Aber es würde sich auch um andere Präparate von zweifelhafter Qualität handeln. Das Heroin sollte von guter
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