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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war
Autoren: Ake Edwardson
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witzig.
    Er hatte Freunde gehabt, die der Meinung waren, es sei das Beste, zu saufen, solange man noch gesund war, und auch darüber hatte Wide gelacht und das Glas erhoben, und manchmal hatte er den Rat befolgt. Manchmal hatte er auch weitergetrunken, wenn er sich nicht gesund fühlte. Er war vierzig und übergewichtig, und er hatte sein Leben viele Jahre lang studiert, wie es langsam in dünnem blauem Rauch davonglitt, bis er mit den Zigaretten aufhörte und sich gleichzeitig scheiden ließ. Jetzt suchte er Trost und jemanden, mit dem er reden konnte, auf dem Boden der Flasche.
    Er war eher klein als groß, und seine Haare waren hell, sie hatten das Blond der Kindheit behalten und lichteten sich kaum. Jonathan Wide hatte ein breites, offenes Gesicht, der Ausdruck war fast immer mürrisch. Er sah aus, als ob er sich auf etwas Wichtiges konzentrierte. Aber er wusste nicht mehr genau, was wirklich wichtig war.
    Er versuchte, den Überdruss in Schach zu halten. Er konnte keine Bücher schreiben, also widmete er sich dem Kochen. Jetzt kochte er immer seltener, häufig überkam ihn ein Gefühl von Sinnlosigkeit, wenn er etwas Besonderes für sich allein kochte, aber das hielt seine Konzentration wach.
    Wides Kinder vermissten seine Kochkünste. Jon junior und Elsa hatten es gestern Abend gesagt, und er hatte gelacht und einen Witz über Fertiggerichte mit seinem Warenzeichen gemacht: So eine Firma würde er gründen.
    Gestern war er konzentriert und vielleicht auch für eine Weile froh gewesen, als er den Lammrücken in der Markthalle gekauft und in Stücke zerlegt hatte. Er hatte ihn in eine Marinade aus Olivenöl, Mohrrüben, Zwiebeln, Knoblauch, frischem Rosmarin und Thymian, Lorbeerblättern, drei Streifen Apfelsinenschale, frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer gelegt. Die kleinen schwarzen Bohnen hatte er in Wasser eingelegt.
    Vierundzwanzig Stunden später war die Konzentration zurückgekehrt, als er das Lammfleisch in Weißwein, dem Gemüse und den Gewürzen vorbereitet hatte: Er hatte die Marinade aus Olivenöl in einen Schmortopf gegeben und abwechselnd dünne Scheiben Knoblauch, in Streifen geschnittenen geräucherten Speck, eingelegte Mohrrüben, Zwiebeln und Zucchini mit den duftenden Fleischstückchen geschichtet, hatte den Weißwein darüber gegossen, fünf Deziliter, und das Ganze in einem Topf mit gut schließendem Deckel zweieinhalb Stunden bei mittlerer Hitze im Backofen ziehen lassen.
    Die Bohnen kochte er vierzig Minuten und gab sie in der letzten halben Stunde Garzeit zu dem Fleisch.
    Wides Kinder wollten dazu einen Salat haben. Er hatte eine rote und eine gelbe Paprika im Ofen gebacken, bis die Schale dunkel wurde. Während die Paprikas abkühlten, hackte er Tomaten, frische Zwiebeln, geschälte Gurke und Petersilie, er hackte die geschälten Paprikas und mischte sie unter das andere Gemüse, übergoss es mit einer Vinaigrette aus Olivenöl und ein wenig Weißweinessig, schwarzem Pfeffer - kein Knoblauch oder Senf und kein Salz. Kurz bevor die Kinder kamen, hatte er ein Stück griechischen Schafskäse ins Tiefkühlfach gelegt, den er dann grob über den Salat raspelte.
    Er stellte auch mittelgroße gebackene Kartoffeln auf den Tisch.
    Seine Kinder hatten frühzeitig Geschmack an seinem Essen gefunden, besonders an dem Salat mit dem geriebenen Schafskäse.
    Jonathan Wide zog sich rasch an, ein wenig nachlässig, wie sich jemand anzieht, der einen Kater hat. Er zog Jeans an, die schon viele Male gewaschen worden und jetzt sehr weich auf der Haut waren, ein weißes Unterhemd, ein blaues Baumwollhemd vom Stapel der ungebügelten Hemden in einem Korb im Schlafzimmer, hellblaue Socken, braune Segelschuhe. Er zögerte und ließ dann die braune Wildlederjacke über der Stuhllehne hängen. Der Tag würde wieder heiß werden.
    In der Zweizimmerwohnung gab es ein Bett, einen Nachttisch, einen Korbstuhl, einen Schreibtisch, überm Bett zwei Kinderzeichnungen, auf der einen eine Palme am Strand und auf der anderen ein Mann, der winkend neben einem Flugzeug steht, ein Sofa mit zwei Sesseln, deren Material Wide nicht benennen konnte und in einer Farbe, die er für Moosgrün hielt, einen Fernseher, den er selten anschaltete, einen CD-Spieler und einen Verstärker mit zwei mittelgroßen Lautsprechern, du hörst schließlich am häufigsten zu, ein kleiner Tisch zwischen Sofa und Sesseln, zwei hohe Bücherregale mit ungefähr fünfhundert Bänden: Moberg, Updike, Carver, Burke, Turgenjew und auf dem Nachttisch Vasilij
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