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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war
Autoren: Ake Edwardson
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Qualität sein.
    Einer der Männer war dunkelhaarig, ziemlich klein, er trug einen Schnurrbart und eine dunkelblaue Uniform. Er behauptete, ein schlechtes Gewissen mit sich herumzutragen.
    »Mir gefällt es nicht, mich mit schlechtem Shit abzugeben.«
    Der andere trug eine kurze Hose und einen kurzärmeligen, sauberen, weißen Pulli. Er war groß, hatte helle, dünne Haare, ein offenes Gesicht und seltsamerweise keine Ohrläppchen, als hätte ein strenger Vater oder Lehrer sie ihm abgerissen. Dennoch vertrat er hier das positive Denken.
    »Dann kannst du ja im Großen und Ganzen ziemlich zufrieden sein.«
    »Es gibt zu viel von dem anderen Zeug. Vielleicht nicht hier, aber woanders. Zu viel.«
    Der Mann in der kurzen Hose spürte eine schwache Bewegung im Magen, die durchs Schiff ging. Sie hatten offenes Wasser erreicht.
    »Shit wie Scheiß. Und er soll besser werden. Die Leute wissen, worauf es ankommt.«
    »Ankommt? Wollen wir anfangen, die Sache mit Warndreiecken zu stempeln? Du weißt, wovon ich rede.«
    »Ein Jugendlicher, der draufgeht? So was ist früher auch schon passiert. Und überall, eigentlich.«
    »Auch in dieser Branche gab es einmal Grenzen. Ich jedenfalls glaube das.«
    »Manchmal, jetzt immer weniger. Aber einige haben versprochen, besser zu waschen.«
    »Glaubst du daran?«
    »Nein.«
    »Ich weiß nicht, wie lange ich da noch mitmache.«
    Der kräftige Mann im weißen Pulli sah dem anderen interessiert in die Augen. Der Mann in der Uniform stand halb abgewandt, das Gesicht der Wand zugekehrt, die Schultern hochgezogen - wie zur Verteidigung.
    »Vom Dienst befreit? Das möchte ich sehen, wie du das Gesuch stellst.«
    »Ist das eine Art Drohung .?«
    »Das ist eine Tatsache. Die Ware soll besser werden. Guck dir nur das Heroin an, sauber wie der Schnee in Lappland.«
    Der uniformierte Mann drehte sich zu dem Kollegen um und zog an dem blassen, blanken Gummimaterial auf dem Tisch.
    »Ich mag dies Dopingzeugs nicht. Das kann man überhaupt nicht kontrollieren. Man muss alles kontrollieren können, das ist eine Voraussetzung . aber das Doping . wir haben überhaupt keine Kontrolle über den Scheiß.«
    »Die beim Fitness haben die Kontrolle.«
    »Wir überlassen die Kontrolle den schon Hirntoten?« »Kann dir doch egal sein.«
    »Shit, Shit. Überall Scheiße. Warum wollen alle das Zeug haben? Alle scheinen immer nur ja zu sagen.«
    »Ja.«
    »Wem man was anbietet, der sagt ja.«
    »Das ist das Leben.«
    »Was?«
    »Das Leben. Das Leben ist nicht schön, und es ist noch mehr Scheiße ohne Shit. Nicht jeder verträgt Alkohol.«
    Wenn die Fähre am selben Abend auf dem Weg zum Terminal wieder den Roten Stein passierte, würden sich die Behörden des Mannes auf der Bank angenommen haben. Das machte es ihm leider unmöglich, später am Abend eventuell am Heroin teilzuhaben. Für ihn wäre ein Platz am Tisch reserviert gewesen.
    Der Wind legte zwei Strähnen auf seinem Kopf über Kreuz.

2
    Die Wohnung war einfach im Sinn von dürftig ... war das nicht der treffende Ausdruck für sein Zuhause? Die wenigen Möbel sahen aus wie Patienten in einem allzu großen Wartezimmer. Hier drinnen empfand er Trauer; es war, als ob die Wohnung selber die Zeit seines Lebens abmaß: Die Tage und Abende wurden Seite an Seite exakt wie Bretter in einer Holzhandlung aneinander gefügt. Er hatte einmal in einem Sägewerk gearbeitet.
    Jetzt war es der Tag danach und der Tag vor einer bald notwendigen Veränderung.
    Die Hand machte ihm zu schaffen, zitternd hatte er es geschafft, das Paket Kaffee hervorzunehmen und gemahlenes Pulver in einen Filter zu geben, und für einen Augenblick wurde sein Kopf klar vom Kaffeeduft. Jetzt machte er unvermittelt einen Schritt nach links, er war nicht ganz im Gleichgewicht, er spürte ein Schwindelgefühl und Übelkeit, aber er wusste, das würde sich nach der ersten Tasse Kaffee geben.
    Vor fünf Stunden hatte er das letzte Glas getrunken und sich eingebildet, am Boden der Flasche ein Gesicht zu sehen. Es hätte nicht so enden müssen - es war nie Absicht, aber häufig Folge, Resultat eines schwachen Charakters oder etwas in den Genen. Er hatte etwas über Gene gelesen, ohne dabei Erleichterung zu empfinden.
    Auf dem Weg zu seinem Bett war er über Jons Schmusetier gestolpert, ein brauner Bär in roten langen Hosen und mit einem aufrichtigen Lächeln. Im Halbdunkel sah er den Bär jetzt im Flur liegen, wie eine Erinnerung an seine gescheiterte Ehe: eine von 20000 in diesem Jahr. Wenn man die
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