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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben
Autoren: Voosen Jana
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Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder raste ich aus, oder ich bleibe ganz cool. Eigentlich wäre mir mehr nach ausrasten, aber in diesem Fall kann ich für nichts garantieren. Ich bin nämlich leider ein ziemlich temperamentvoller Mensch, um es mal positiv zu formulieren. Und um mich herum stehen einfach zu viele harte Gegenstände,
die ich in meiner Wut nach Gregor werfen könnte. Vielleicht würde ich ihn mit dem Radiowecker, der neben mir auf dem Nachttisch steht, tatsächlich treffen. Ich glaube, auf Körperverletzung stehen schlimme Strafen. Das ist ein Grund, weshalb ich mich jetzt zusammenreiße und tief durchatme. Der zweite Grund liegt immer noch an meiner Seite und sieht mich mit einem Dackelblick an, der mir ins Herz schneidet. Ich könnte ihm nie wehtun. Denn ich liebe diesen Mann.
    »Da hast du verdammt Recht. Dann hätte ich nichts mit dir angefangen«, sage ich so ruhig wie möglich und wickele mich noch fester in die Decke. Mir ist plötzlich kalt. Mein heimlicher Traum von der gemeinsamen Zukunft mit Gregor bricht zusammen wie ein Kartenhaus. Na schön, wir kennen uns erst seit knapp einem Monat, dennoch war ich davon überzeugt, dass er der Mann meines Lebens ist. Und dabei bin ich für ihn anscheinend nichts als eine kleine Affäre.
    »Kannst du mir sagen, wo deine Frau in den letzten vier Wochen war?«, bringe ich mühsam hervor. »Ich meine, hat sie dich nicht vermisst? Du warst doch fast ununterbrochen hier bei mir.«
    »Sie war auf Geschäftsreise in den USA.« Ein weiterer Dolchstoß in mein geplagtes Herz. Natürlich ist sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die das ganze Jahr über durch die Welt jettet und eine Menge Kohle verdient. Dass sie in ihrer Abwesenheit fröhlich von ihrem Mann betrogen wird, und zwar mit mir, kann mich nicht trösten. Sofort fühle ich mich hoffnungslos unterlegen.
    »Und wann kommt sie wieder?«
    »Äh.«
    »Lass mich raten. Heute?« Ich muss gar nicht hinsehen. Ich weiß, dass er nickt. »Tja, dann …« Meine Augen beginnen,
teuflisch zu brennen. Eine eiserne Faust legt sich um mein Herz und drückt langsam zu. »Dann war es das wohl«, quetsche ich endlich hervor. Diesmal ist es Gregor, der sich mit einem Ruck aufsetzt.
    »Was?«, fragt er und sieht mich verständnislos an. Dann reißt er mich in seine Arme und legt den Kopf an meine Brust.
    »Deshalb wollte ich es dir nicht sagen. Weil ich Angst hatte, dass du mit mir Schluss machst. Bitte, bleib bei mir«, flüstert er, und ich schiele verwundert zu ihm herunter. Eine seiner Locken kitzelt mich an der Nase, und ich versuche, sie möglichst unauffällig in eine andere Position zu pusten. »Bleib bei mir«, unterbricht Gregor mich in meinen Bemühungen. Ich gebe auf, befreie meinen linken Arm aus seiner Umklammerung, streiche die Haare zur Seite und reibe ausgiebig an meiner Nase herum, bis der Juckreiz verschwindet. Der Mann um meinen Hals hebt den Kopf und sieht mich an. Zum Steinerweichen. »Bleib bei mir«, sagt er zum dritten Mal und nimmt mein Gesicht in beide Hände. Er legt den Kopf ein wenig zur Seite, sein Mund mit den weichen, geschwungenen Lippen kommt auf mich zu, berührt schließlich meinen. Seine Augen schließen sich, während er beginnt, mich leidenschaftlich zu küssen. Ich liebe diesen Anblick. Der dichte Wimpernkranz seiner geschlossenen Augen. Er sieht dann so friedlich aus, und so hingebungsvoll. Seine linke Hand fährt unter die Decke, die noch immer schützend meinen Körper umhüllt und schiebt sie zur Seite. Er schmiegt sich an mich, seine Beine umschlingen meine, ich dränge mich dichter an ihn. »Er ist verheiratet, hast du eben nicht zugehört«, schreit eine Stimme in mir empört auf, aber ich höre sie nur noch aus weiter Ferne. »Ist mir egal«, bringe
ich sie zum Schweigen, »im Moment gibt es nur ihn und mich.«
     
    Danach fühle ich mich furchtbar. Sicher, ich habe den ganzen letzten Monat über mit einem verheirateten Mann geschlafen, aber da wusste ich schließlich noch nichts davon. Diesmal schon. Und es fühlt sich schrecklich an. Obwohl es gut war. Wie immer. Vielleicht sogar noch besser, aber darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Schwer atmend lösen wir uns voneinander und sofort ist der Gedanke wieder da. Er ist verheiratet. Sein betont unauffälliger Blick auf den Radiowecker neben mir tut ein Übriges. Er denkt, ich hätte es nicht mitbekommen, aber schließlich bin ich eine Frau. Und ich habe die Veränderung, die durch seinen Körper gegangen ist,
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