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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben
Autoren: Voosen Jana
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Annas zu hören ist, gefolgt von dem Tapsen nackter Füße auf dem Holzfußboden.
    »Da sind Sie ja schon. Das ging aber wirklich schnell.«
    »Ich war gerade mit meinem Einsatzfahrzeug in der Nachbarstraße, als Ihr Notruf einging«, antwortet eine tiefe Männerstimme.
    »Was für ein Glück! Bitte kommen Sie herein. Mein Mann hat den Einbrecher im Wohnzimmer überwältigt.« Hilflos lauscht Gregor nun den Schritten, die sich der angelehnten Wohnzimmertür nähern. Mein Blick fällt erneut auf das ruinierte Bild an der Wand. Der Schwerkraft gehorchend fließt die Farbe weiterhin munter in Richtung Boden und hat mittlerweile die Tastatur des Klaviers erreicht. Wer lässt denn auch so ein Instrument einfach offen rumstehen? Mir ist alles andere als wohl in meiner Haut, und ich verfluche mal wieder mein überschäumendes Temperament.
    »Sag kein Wort. Lass mich reden«, flüstert Gregor mir hektisch zu und packt erneut mein Handgelenk.
    »Aua«, sage ich empört.
    »Du lässt mich reden, verstanden? Verstanden?«, wiederholt er in drängendem Tonfall und sieht mich fast flehend an. »Bitte«, fügt er hinzu und legt seine Hand kurz an meine Wange. Sein Gesicht ist jetzt ganz nah an meinem, sein geschwungener Mund Millimeter von meinem entfernt. Ich
sehe in seine schönen braunen Augen und habe plötzlich einen Kloß im Hals. Als die Tür mit einem Ruck aufgestoßen wird, nicke ich ergeben.
     
    Wie konnte ich nur in diese Situation geraten? Vor ein paar Tagen war das Leben noch so einfach. Und so schön. Als ich letzten Freitagmorgen die Augen aufschlug, war ich verliebt. Und glücklich. Bis der Mann in meinem Bett meinte, mir ein nicht ganz unwichtiges Detail seiner Lebensumstände nicht länger vorenthalten zu dürfen. Ich frage mich, ob Ehrlichkeit in Beziehungen nicht grundsätzlich überschätzt wird …
     
    Drei Tage zuvor:

1.
    B wie besetzt
    Ich verlange die sofortige Einführung der Zwangsbrandmarkung für alle verlobten, verheirateten oder sonstwie gebundenen Männer. Ein schönes, fettes, rotes, vernarbtes »B« für »Besetzt«. Nicht wie bei Kühen auf den Hintern, denn wenn ich den erstmal zu Gesicht bekommen habe, ist es sowieso schon zu spät. Nein, ein für die Öffentlichkeit stets zugänglicher Körperteil müsste es sein. Ich bin für die Stirn. Von mir aus auch den Handrücken, aber darunter gehe ich nicht.
    Doch auf dem Körper meines Gegenübers ist beim besten Willen nirgendwo ein B zu entdecken. Und das kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, denn er liegt nackt in meinem Bett. Genauer gesagt: in meinen Armen, die ich, ebenfalls im Evakostüm, neben ihm liege. Verschwitzt vom leidenschaftlichen morgendlichen Beischlaf, den wir vor wenigen Minuten beendet haben. Leider bin ich aber überhaupt nicht entspannt. Nicht im Geringsten. Das liegt nicht daran, dass der Herr neben mir ein zweitklassiger Liebhaber wäre. Ehrlich gesagt ist er der Beste, der mir bisher passiert ist. Doch die Entspannung, die sich nach dem großartigen Orgasmus gerade in meinem ganzen Körper auszubreiten begann, ist jetzt wie weggeblasen. Einfach ausgelöscht durch den schlichten Satz:
    »Ich bin verheiratet.«

    Mit einem Ruck setze ich mich im Bett auf, grabsche nach der mit blauem Satin bezogenen Decke und halte sie mir schützend vor die Brust. Albern, ich weiß, aber im Moment habe ich das dringende Bedürfnis nach Verhüllung.
    »Du bist was?«, frage ich mit einem Zittern in der Stimme und hoffe immer noch, mich verhört zu haben. Aber das schlechte Gewissen in Gregors Augen spricht Bände. Er muss gar nichts sagen, ich weiß schon, dass ich ihn richtig verstanden habe.
    »Ich bin verheiratet«, wiederholt er dennoch. Stumm sehe ich ihn an und rücke ein Stück von ihm ab. Er robbt hinter mir her und versucht, einen Arm um mich zu legen.
    »Ich wollte es dir schon vorher sagen …«, beginnt er.
    »Das wäre eine gute Idee gewesen«, sage ich schnippisch. »Und warum hast du nicht?« Hilflos sieht er mich mit seinen sanften braunen Augen an, fährt sich nervös mit der Hand durch die blonden Locken, die ihm wie immer kreuz und quer vom Kopf abstehen.
    »Na ja, also, ich …«, druckst er herum, und ich sehe ihn wütend an.
    »Ja? Du …«, frage ich unwirsch.
    »Ich dachte, dann würdest du sicher nichts mit mir anfangen.« Seine Dreistigkeit verschlägt mir für einen Moment die Sprache. Mit großen Augen starre ich ihn an und versuche zu verarbeiten, was er da gerade von sich gegeben hat. Meine Gedanken rasen.
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