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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben
Autoren: Voosen Jana
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und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Irgendwann werden wir zusammen sein«, flüstere ich ihm ins Ohr, »und dann haben wir die Ewigkeit.« Er greift mit der Hand an seine Wange und sieht deutlich verwirrt aus. Ich bin glücklich. Er kann mich immer noch spüren. Er wird mich nicht vergessen. »Jetzt kannst du sie fragen«, sage ich leise und während seine rechte Hand hinunter zu seiner Jackentasche gleitet, wende ich mich zum Gehen. »Wir können«, nicke ich Liesel zu. Ohne uns noch einmal umzudrehen, verlassen wir das Restaurant.
     
    Als wir oben ankommen, begrüßt uns Paul wie immer mit einem strahlenden Lächeln.
    »Na, die Damen, einen schönen Tag gehabt?«, erkundigt er sich und ich nicke.
    »Das kann man so sagen.« Ich schaue in den strahlend
blauen Himmel und sage verwundert: »Das Wetter ist wunderschön. War es die ganze Zeit so?«
    »Keine einzige Wolke«, bestätigt er und ich werfe Liesel einen vielsagenden Blick zu, während Paul durch die Tür ins Innere des Abflughäuschens lugt. »Aber, aber«, sagt er verwundert, »sind Sie denn alleine? Niemanden mitgebracht heute?«
    »Nein«, ich schüttele den Kopf und bringe sogar so etwas wie ein bedauerndes Lächeln zustande, »war wohl ein Fehler in der Orga.« Dabei ziehe ich unmerklich ein wenig den Kopf ein, aus Furcht, meine Lüge könnte sogleich mit einem fürchterlichen Donnerschlag geahndet werden. Aber der Himmel bleibt ruhig und freundlich.
    »Wenn ich meinen Job auch so schlampig ausführen würde«, meint Paul kopfschüttelnd und macht es sich wieder auf seinem Stuhl gemütlich. »Aber mir kann das ja egal sein!« Wir verabschieden uns von ihm und machen uns auf den Weg nach Hause.
     
    »Meinst du, dass die Sache für uns ein Nachspiel haben wird?«, frage ich Liesel vorsichtig und sie wiegt nachdenklich den Kopf hin und her.
    »Naja, wir haben heute eine ganze Menge Regeln gebrochen.«
    »Tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe«, sage ich und sie grinst mich von der Seite an.
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Nein, wirklich, wenn du jetzt deine Lizenz verlierst …«
    »Dann habe ich das selber zu verantworten«, unterbricht sie mich ruhig. »Schließlich habe ich aus freiem Willen gehandelt.«

    »Wenn wir zur Verantwortung gezogen werden, dann werde ich Gott auf jeden Fall sagen, dass es meine Idee war«, verspreche ich, doch sie schüttelt lächelnd den Kopf.
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Denk lieber darüber nach, wie du schnellstmöglich einen Platz im Schutzengel-Ausbildungsprogramm bekommst.«
     
    Ich denke, es ist besser, noch etwas Gras über die Sache wachsen zu lassen, bevor ich Gott einen Antrag schicke. Zunächst einmal statte ich der Orga einen weiteren Besuch ab, gehe aber diesmal direkt zu Herrn Berger, um nicht wieder mit diesem unerträglichen Kehler zu tun haben zu müssen. Mit stoischer Gelassenheit hört der sich meine Ausführungen an (wobei ich meine und Liesels Beteiligung an der Sache natürlich verschweige) und sagt: »Kann ja mal passieren, ich kümmere mich darum!«
     
    In der nächsten Woche verbringe ich sehr viel Zeit mit Thomas und bei dem Gedanken, mich bald von ihm verabschieden zu müssen, wird mir das Herz schwer. Dennoch unterstütze ich ihn so gut ich kann bei seinen Reisevorbereitungen. Am Abend vor seiner und Cinderellas Abreise (nicht nur wegen ihrer engen Bindung an Thomas bin ich froh, wenn sie endlich weg ist, die Frau geht mir auf die Nerven), sitzen wir alle zusammen noch bis in den frühen Morgen auf der Terrasse des »Sternenfängers« und sehen in die sternklare Nacht hinauf.
    »Hast du etwas gehört?«, fragt Liesel mich leise und ich weiß sofort, wovon sie spricht.
    »Nein«, antworte ich, »und du?« Sie schüttelt den
Kopf. »Meinst du, sie hat es gar nicht mitbekommen?« Erneutes Kopfschütteln.
    »Das hat sie ganz bestimmt.«
    »Aber warum …«
    »Also«, sagt Liesel und räkelt sich gemächlich in ihrem Liegestuhl, »fürs Protokoll möchte ich anmerken, dass ich sechs Smells intus habe, aber ich habe da eine Theorie. Möchtest du sie hören?« Gespannt setze ich mich auf.
    »Logisch!«
    »Meiner Meinung nach bekommt Gott alles mit, was wir tun. Ausnahmslos. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie hört, was ich jetzt sagen werde.«
    »Okay«, sage ich gedehnt und bin nicht sicher, ob ich hören will, was als Nächstes kommt. Verstohlen sehe ich mich nach der nächsten Unterstellmöglichkeit um, für den Fall, dass gleich ein Wolkenbruch und Gewitter
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