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SOS - die Erde erkaltet

SOS - die Erde erkaltet

Titel: SOS - die Erde erkaltet
Autoren: Edmond Hamilton
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1.
     
    Erst nachher kam Kennistort die Erkenntnis: Es war ähnlich wie mit dem Sterben. Er hatte die drohende Gefahr klar erkannt: der langgefürchtete Atomkrieg mußte mit einem heimtückischen Schlag beginnen – aber er hatte sie nicht ernst genommen. Bis zu diesem Junimorgen nicht, als die Bombe auf Middletown herabstürzte. Dann allerdings hatte er keine Zeit mehr, sich über irgend etwas klarzuwerden. Ein Geschoß, das schneller als der Schall heranrast, sieht und hört man nicht. Eben wollte er mit einem Polizisten sprechen, der auf ihn zukam, und im nächsten Augenblick schon spaltete sich das Himmelsgewölbe. Es riß klaffend entzwei, und über der ganzen Stadt flammte ein Licht empor, das loderte und funkelte. So schnell erschien es und war so gewaltig, daß es den Anschein hatte, als ob die Luft selbst in Flammen stünde. In diesem Bruchteil einer Sekunde, als der Himmel aufloderte und die Erde wild unter seinen Füßen bebte, erkannte Kenniston: Der Überraschungsangriff war gekommen, und droben am Firmament war die erste der langgefürchteten Super-Atombomben explodiert …
    ›Ein Schock‹, dachte Kenniston, als er mit dem Gesicht auf den schmutzigen Gehsteig aufschlug. Er lag still und wartete auf seine endgültige Vernichtung. Da verblaßte das erste, blendende Leuchten am Himmel, und die schwankende Erde wurde mit einemmal wieder ruhig.
    Sein Atem ging schwer, und das Herz schlug wild. Erst kämpfte er gegen den tierischen Trieb an zu laufen, nur um zu laufen, dann blickte er die Straße hinunter. Er war darauf gefaßt, Gebäude zu sehen, die in Staub zerfallen waren, rauchende Krater, Feuer, Dampf und Zerstörung. Aber was er erblickte, war noch verblüffender und auf eine eigenartige Weise noch furchtbarer.
    Middletown lag unverändert und friedvoll im Sonnenlicht.
    Der Polizist, mit dem er gerade hatte sprechen wollen, befand sich noch immer unweit von ihm. An der Stelle, wo das Erdbeben ihn hingeschleudert hatte, richtete er sich wieder auf. Sein Mund stand offen, die Augen waren groß, bestürzt und voll Angst, seine Kappe war ihm heruntergefallen. Hinter ihm stand eine alte Frau mit einem Schal um den Kopf. Auch sie war schon vorher dagewesen. Sie klammerte sich nun an eine Mauer; der Sack mit Lebensmitteln, den sie getragen hatte, war aufgeplatzt, zu ihren Füßen waren Zwiebeln und Konservendosen auf dem Gehsteig verstreut. Wagen und Straßenbahnen fuhren immer noch die Straße entlang und blieben jetzt hier und da mit einem Ruck stehen. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten hatte sich nichts geändert, überhaupt nichts. Der Polizist kam auf Kenniston zu. Er sah wie ein junger, tüchtiger Offizier aus. Oder besser gesagt, er hätte so ausgesehen, wenn sein Gesicht nicht so schlaff und seine Augen nicht so verstört gewesen wären. Er fragte heiser: »Was ist geschehen?«
    »Wir sind von einer Bombe getroffen worden – von einer Super-Atombombe.«
    Der Polizist starrte ihn an. »Sind Sie verrückt?«
    »Ja«, meinte Kenniston, »ich glaube es beinahe selbst.«
    Ihm brummte der Kopf.
    »Sehen Sie«, sagte der Polizist, »ich habe in den Zeitungen allerhand über diese Super-Atombomben gelesen. Es hieß, sie sind tausendmal gewaltiger als die Atombomben, die man gewöhnlich hat. Wenn eine davon einen Ort trifft, dann wird von ihm nichts mehr übrigbleiben.«
    Seine Stimme wurde kraftvoller. Er versuchte, sich selbst zu überzeugen.
    »Eine Super-Atombombe kann uns also nicht getroffen haben. Es kann keine gewesen sein.«
    »Sie haben doch den fürchterlichen Blitz am Himmel bemerkt, nicht wahr?« fragte Kenniston.
    »Gewiß, den habe ich gesehen, aber …« Das Gesicht des Polizisten hellte sich auf. »Sagen Sie, war es wohl ein Blindgänger? Das war einer: Mit dieser Super-Atombombe hatte man der Welt Schrecken eingejagt – und nun stellt es sich heraus, daß sie nichts taugt.« Er lachte erleichtert. »Ist das nicht herrlich? Seit Jahren erzählt man uns, was die Bombe Schreckliches anrichten wird, und dann kann sie nur mächtig zischen und blitzen wie ein schlechter Feuerwerkskörper!«
    Es könnte stimmen, dachte Kenniston, und eine Hoffnung stieg wie eine brausende Woge in ihm empor. Es könnte wahr sein.
    Aber dann blickte er hinauf und sah die Sonne.
    »Es war wirklich die ganze Zeit nur ein Bluff«, fuhr der Polizist schnarrend fort. »Vielleicht gibt es in Wirklichkeit gar keine Super-Atombombe.«
    Kenniston sprach, ohne seinen Blick zu senken, in trockenem Flüsterton: »Man
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