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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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Ähnlichem gerechnet
habe.
    »Vermutlich ist es so das Beste. Die Dinge ändern sich,
kommen langsam in Bewegung.«
    Ihn zu fragen, was er damit meinte, kam mir nicht in den Sinn. Ich
betrachtete damals die Angelegenheit als erledigt. Was sie ganz und
gar nicht war.
    Kaum war David am nächsten Tag von der Schule zurück,
als er wieder einen seiner Anfälle hatte. Ich legte ihn auf das
Sofa im Wohnzimmer. Wenig später glitt er aus der Ohnmacht in
die Traumphase hinüber. Auf der Stirn bildete sich ein
dünner Schweißfilm, der Junge ballte und öffnete die
Fäuste und gab dabei ein heiseres Murmeln von sich. Ich blieb
bei ihm sitzen, bis er allmählich wieder zu sich kam. Eine
Stunde lang warf er sich hin und her und murmelte seltsame Worte.
Inzwischen war der trübe Nachmittag der Dämmerung gewichen.
In Davids Gesicht tauchten plötzlich die Züge meines toten
Bruder auf, wie bei einem Fotoabzug, auf dem im Entwicklerbad
allmählich Konturen sichtbar werden: die schmalen Wangenknochen,
die hohe Stirn über der langen und grobporigen, irgendwie
formlosen irischen Nase.
    Und dann schlug der Junge überraschend die Augen auf und
lächelte mich an. »Es rückt näher.«
    Ich fragte ihn, was er damit meinte, aber plötzlich schien er
auf der Hut. »Ich weiß nicht… bloß so ein
Traum.«
    Ich packte ihn ins Bett und machte ihm gerade eine Tasse von
diesem typisch britischen Allheilmittel -Milchtee mit Zucker –
zurecht, als das Telefon klingelte. Dubois war am Apparat, seine
Stimme klang seltsam verzerrt und weit entfernt, obwohl er sagte, er
riefe von Yeovilton an. »Ich bin zwar gerade erst
zurückgekommen, aber Arnes hat mich schon durch die Mangel
gedreht.«
    »Das tut mir schrecklich leid. Ich hätte wissen
müssen, daß Sie wegen des Briefes Ärger bekommen
würden. Aber ich machte mir wegen des Jungen große Sorgen
und dachte in meiner Verzweiflung, Sie könnten mir vielleicht
helfen.«
    »Schon gut. Aber das war nur die eine Angelegenheit. Arnes
hat auch von den Passierscheinen erfahren, die ich Ihnen im Sommer
beschaffte. Keine Sorge, er hat mir deswegen nicht den Kopf
abgerissen. Er wollte mir nur die Leviten lesen. Aber der eigentliche
Grund, warum ich anrufe: Heute nacht soll in Ihrer Gegend etwas
über die Bühne gehen. Vielleicht wollte Arnes mich mit
seiner Standpauke auch nur davon abhalten, Ihnen etwas davon zu
erzählen.«
    »Aber was hat das zu bedeuten?« Plötzlich hatte ich
das Gefühl, der Hörer habe sich in eine giftige Schlange
verwandelt, die mir ins Ohr zischte.
    »Auf jeden Fall nichts Gutes. Hören Sie, ich komme
vorbei. Mit dem Motorrad brauche ich vielleicht eine halbe
Stunde.«
    »Das ist nicht nötig. Sie…« Aber die
Verbindung war schon unterbrochen.
    Ich machte David zum Abendessen ein paar Spiegeleier und trug sie
mit dem Tee nach oben. Ich selbst warzu unruhig, um etwas zu essen
oder längere Zeit bei David zu sitzen. Nichts Gutes, hatte
Dubois gesagt.
    Vermutlich ging es dabei um die Rebellen, die nach Arnes’
Aussage die Gegend hier unsicher machten. Aber was hatte ich damit zu
tun?
    Rastlos wanderte ich im Wohnzimmer auf und ab. Zweimal trat ich
vors Haus und lauschte auf das Knattern von Dubois’ Motorrad.
Beim zweiten Mal bemerkte ich einen Lichtschein unterhalb der dunklen
Wälle von Cadbury Castle, der aber sofort wieder erlosch. Es war
inzwischen fast dunkel, und der Mond zeigte sich nur als bleicher
Schimmer hinter den niedrigen, schnell dahintreibenden Wolken. Ich
beobachtete ein, zwei Minuten lang den Hügel, aber das Licht
flammte nicht mehr auf.
    Inzwischen war fast eine Stunde verstrichen – und immer noch
kein Zeichen von Dubois. Plötzlich wurde ich von einer heftigen,
irrationalen Furcht gepackt, und ich ging ins Haus, um sein Büro
anzurufen.
    Die Leitung war tot, nicht mal das Freizeichen ertönte.
    Und dann fiel mir David wieder ein. Ich eilte nach oben, um nach
dem Jungen zu sehen.
    Er war verschwunden.
    Ich hastete den Weg nach Cadbury Castle entlang. Mein Magen war
vor lauter Nervosität wie ein elektrisch aufgeladener Ball, der
in meinem Bauch herumwirbelte. Ich schwenkte meine Taschenlampe hin
und her und hoffte jeden Moment, Davids geduckte Gestalt im
Lichtkegel auftauchen zu sehen. Meine Knöchel schmerzten
höllisch – schlimmer als bei jedem Wetterumschwung –
und ich hatte Mühe, die Lampe zu halten. Der Mond war inzwischen
völlig verschwunden. Die hohen Hecken zu beiden Seiten des Weges
warfen im schwankenden Licht bizarre Schatten. Und dann
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