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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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Schweigen, als ich ihn auf den Raben aufmerksam machte,
der sich bei unserem Nahen mit schweren Flügelschlägen in
die Luft erhob und in den Bäumen am Hügelhang
verschwand.
    Oben angekommen schauten wir über die Baumkronen unter uns
hinweg auf die Zentralebene von Somerset, ehemals ein Meer, jetzt ein
Flickenteppich von Feldern, durchsetzt mit den silbrigen Streifen und
Flecken von Flüssen und Teichen, bis hinunter zu dieser
›Brust‹ von Glastonbury Tor zwölf Meilen entfernt (die
dünne Spitze seines Turms ragte genau dort auf, wo die
Brustwarze hätte sitzen müssen), das Avalon für
Cadburys Camelot im Schatten von dräuenden Wolken, während
wir im Sonnenlicht standen.
    »Von hier aus kann man alles überblicken.«
    »Ja, das stimmt wohl.«
    David hatte die Hände in den Taschen seiner Jacke zu
Fäusten geballt und die Schultern hochgezogen.
    Eine trotzige Gestalt, völlig in sich gekehrt. »Trotzdem
ist es nicht wie Yorkshire. Es ist zu grün, zu eben.«
    Was sollte ich darauf antworten? Der Tod seiner Eltern stand
zwischen uns. Nach einer Weile schlug ich vor umzukehren, denn es war
kalt, und ich nicht mehr so jung, wie ich es gerne gewesen wäre.
Wir würden uns Tee machen.
    »In Ordnung.«
    Zumindest zeigte er diesmal eine Reaktion.
    Wir machten kehrt. Kaum hatten wir den Pfad zum Wald erreicht,
hörten wir plötzlich das Jaulen und Hämmern lauter
Popmusik. David und ich wechselten einen Blick.
    Am Waldsaum vor uns tauchten drei Männer auf. Jeder trug eine
grüne Kampfjacke, und deutlich waren die Revolver in den
Pistolentaschen an der Hüfte zu erkennen. Einer schleppte auf
der Schulter eins dieser unförmigen Radios mit, aus dessen
Lautsprecher die laute Musik dröhnte. Sie musterten uns im
Vorübergehen, die Augen in ihren rotbäckigen,
wohlgenährten Gesichtern mißtrauisch zusammengekniffen.
Dann sagte einer etwas, und alle drei lachten laut auf. Davids
Körperhaltung versteifte sich. Ich raunte ihm zu: »Ganz
ruhig. Kein Grund, sich darüber aufzuregen«, und war
erleichtert, als er schweigend weiterging. Die blecherne
Verstärkerstimme eines Radio Liberty-Sprechers hallte über
die Hügelkuppe hinter uns her.
    Während wir zwischen den Bäumen den Hang
hinunterstiegen, meinte David plötzlich: »Man sollte ihnen
den Zutritt zu diesem Ort da oben verbieten. Es ist nicht
recht.«
    »Seit der National Trust sie gekauft hat, ist die Anlage
für jeden zugänglich, David.«
    »Es ist nicht wegen dieser Leute. Es ist nur…« Er
wußte wohl nicht, wie er seine Gedanken in Worte fassen sollte,
und spuckte statt dessen ins Gras am Wegrand.
    »David, ich habe einen Freund, der da vielleicht etwas tun
könnte. Aber ich will nichts versprechen. Komm, laß dir
dadurch den Tag heute nicht verderben. Es wird noch viele
ungestörte Tage geben.«
    Wieder zuckte der Junge nur die Achseln, und ich konnte nicht
sagen, ob ihn meine Worte besänftigt hatten.
    Mein Freund Bobby Dubois war Yeoviltons Verbindungsoffizier
für kulturelle Angelegenheiten. Ich erzählte ihm von der
unerfreulichen Begegnung auf Cadbury Castle, als er mich wenige Tage
später abends besuchte. Doch auch er konnte nichts versprechen.
»Was soll ich dazu sagen?« fragte er und öffnete dabei
die Hände, als wolle er mir zeigen, daß sie leer waren.
»Das ist zwar bedauerlich, aber wir können unsere Leute
nicht ständig an der straffen Leine führen. Sie stehen
schließlich ziemlich unter psychischem Druck, verstehen
Sie?«
    »Mir liegt Cadbury Castle eben sehr am Herzen, und auch mein
Neffe mag dieses alte Gemäuer.«
    »Ach ja, Ihr Neffe.« Dubois hatte David kürzlich
kennengelernt. Es war eine kühle, unpersönliche Begegnung
gewesen. »Ich denke, er mag uns nicht besonders.«
    »Das könnte stimmen.«
    »Also schön, ich werde die Sache weitermelden. Aber ich
weiß, ehrlich gesagt, nicht, was dabei herauskommen
soll.«
    »Ich danke Ihnen für den Versuch.« Ich erhob mich
und goß uns noch einen Sherry ein.
    Dubois beobachtete mich aus dem tiefen Armsessel neben dem Kamin
und fuhr sich dann mit einer Hand nervös über den
sorgfältig gestutzten Schnurrbart. Diese Geste wirkte keineswegs
affektiert. Wir hatten uns kennengelernt, weil er ein Musiknarr war
– womit ich die wirkliche Musik meine, und nicht diese polyphone
Kakophonie, die rund um die Uhr von Radio Liberty ausgestrahlt wird.
Als er erfuhr, daß ich in seinem Kommandobezirk wohnte, hatte
er mir überraschend einen Besuch abgestattet. Ich kannte ihn
inzwischen ziemlich gut
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