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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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Dann
trat er aus dem Schatten des Raumschiffs, ging zum Uferrand und warf
beide Waffen in hohem Bogen ins Wasser.
    »Sie sind verrückt«, sagte Westerly zu ihm, als er
zurückkam. »Die Waffen hätten Ihren Leuten das
Überleben garantiert.«
    »Nein, wir würden bloß um sie kämpfen und uns
gegenseitig damit umbringen – oder auch andere.« Nathan
kratzte sich am Bart. »Wissen Sie, Mr. Westerly, ein klein wenig
sind auch Sie wie ein Gott. Sie steigen vom Himmel herunter und
verändern unser aller Leben. Vielleicht geschieht das aber auch
alles nur, weil die Erde sich nicht mehr um die Sterne kümmert.
Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    Er redete ein paar Worte mit den anderen Arcadiern und befahl
ihnen, Floyds Leichnam aufzuheben. Als man den Körper
herumdrehte und das zerschmetterte Gesicht sichtbar wurde, rief Iry
»Jesus Christus!« und erbrach sich in den Sand. Bebend
legte Marie einen Arm um seine Taille, und gemeinsam folgten sie den
anderen den Strand hinauf, stiegen zur zerbombten Straße empor
und verschwanden zwischen den Bäumen am Hang.
    Westerly ging zu der alten Frau, wagte aber nicht, sie zu
berühren. »Ich habe Ihnen versprochen, Sie mitzunehmen, und
werde mein Wort auch halten. Um Ihre Maschine tut es mir leid. Ich
wollte nicht, daß das geschieht.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Die Augen in ihren tiefen Höhlen
blitzten ihn an. »Ich glaube nicht, daß es Ihnen wirklich
leid tut. Ich hätte es wissen müssen. Ihr
Einmannschiff-Piloten denkt immer nur an euch selbst.« Sie hob
die Werkzeughand, als Westerly zu einer Erwiderung ansetzte.
»Nein, ich gehe nicht mit Ihnen. Können Sie sich mich dort
draußen vorstellen? Nein, die anderen Mechaniker hauchten hier
ihr Leben aus, also werde ich das auch. Leider ist keiner mehr da, um
meine alten Knochen zu bestatten. Aber das macht auch schon keinen
Unterschied mehr. Überlassen Sie nur ruhig die Erde ihren Erben,
Einmannschiff-Pilot.« Sie schlang den Tüllumhang enger um
ihren knochigen Körper und fügte beinahe scheu hinzu:
»Ich glaube, das da oben ist das letzte Sternenschiff, das diese
müden Augen je sehen werden – und ich würde gern
beobachten, wie es startet. Kann ich hier gefahrlos stehenbleiben,
wenn Sie abfliegen?«
    »Ich werde wie ein Aufzug abheben. Kein einziges Haar auf
Ihrem Kopf wird sich dabei bewegen.« Westerly befahl dem Schiff,
die Leiter herunterzulassen, stieg hinauf und drehte sich auch nicht
mehr um, als die alte Mechanikerin ihm etwas nachrief.
    Wie versprochen ließ er das Schiff kerzengerade aufsteigen.
Die Insel versank unter ihm und war auf dem Bildschirm bald nur noch
ein winziges Detail in der zerrissenen Küste, die sich
ihrerseits bald im großen bläulichen Rund des Planeten
verlor.
    Plötzlich empfand Westerly, während er dem All
zustrebte, eine brennende Sehnsucht, seine Jahre an einer der
irdischen Küsten – bei Galveston – zu beenden, anstatt
wieder in die Leere des Raums zu fliehen, mit nichts außer
seinem Leben, seinem Schiff und, immer noch im Stiefelabsatz
versteckt, dem Erlös für eine ganze Welt. Und
natürlich mit Catalina de Cyrenes letzten Worten vor dem Start
– Worte, über die er den Rest seines langen, langen Lebens
zwischen den Welten dort draußen nachgrübeln
würde:
    Ihr dort oben seid für die Wirklichkeit längst
gestorben. Euch bleibt nur noch die eine Hoffnung, daß die
ZEUGEN wirklich mit ihren Göttern sprechen können.
    Einige spärliche Tränen – die Tränen eines
alten Mannes – füllten Westerlys Augen, quollen hoch,
rollten aber in der durch die Beschleunigung des Schiffes
schwindenden Anziehungskraft der Erde nicht die Wangen hinab. Als er
sie endlich wegwischte, hatte das Schiff schon den ersten
Teilabschnitt seines programmierten Kurses hinter sich. Auf dem
Schirm waren jetzt nur noch die Sterne zu sehen. Westerly blickte
nicht mehr zurück.
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