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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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nicht verrückt!« Er wußte,
ihre Maschine, die er dringend brauchte, um an sein Schiff zu kommen,
würde sie nicht verlassen.
    »Keine Sorge, ich weiß wirklich, was ich tue.
Verschwinden Sie jetzt von hier. Ich bin so oft gestochen worden,
daß es mir nichts mehr ausmacht. Aber Sie würden
höllische Schmerzen erleiden.« Sie zog das Tüllnetz
über ihren Kopf und ging auf die Bienenkörbe zu. Ein
Schatten im schwindenden Mondlicht, bückte sie sich und hob den
Deckel von dem nächsten Stock. Westerly sah ihren Werkzeugarm
aufschimmern, als sie mit ihm in den Korb hineingriff. Die
näherkommenden Geräusche der verfolgenden Arcadier wurden
plötzlich von einem lauten, bedrohlichen Summen
übertönt.
    Westerly machte sich davon.
     
    »Gehen Sie nicht länger durch das Gras. Sie hinterlassen
eine deutliche Spur. Gehen Sie auf den Mauerresten dort drüben
weiter.«
    Der Farn hatte hier nicht Wurzeln schlagen können. Gras
bedeckte den Boden zwischen Ruinen, die einstmals der
Verwaltungskomplex des zivilen Teils des Raumhafens gewesen waren.
Vereinzelt wuchsen hier struppige Zypressen, die sich wie schwarze
Flammenzungen gegen den dunklen Nachthimmel abhoben.
    Der Mond war untergegangen, und nur die Sterne spendeten ein
schwaches Licht. Mit heftigen Schmerzen im Bein folgte Westerly dem
Schatten der alten Mechanikerin kreuz und quer über den unebenen
Platz und hielt sich dabei, so gut es ging, an den trockenen
Ästen der Bäume fest. Hinter ihm summte und rumpelte die
Maschine.
    Wenig später erreichten sie eine Mauer. Die Frau tastete vor
sich hinmurmelnd daran entlang, hob schließlich einige
herabhängende Ranken hoch und duckte sich darunter hinweg.
Westerly folgte ihr – und stieß sich den Kopf an einer
scharfen Kante. »Licht«, befahl die Alte mit rasselnder
Stimme, und die Maschine ließ eine Lampe in ihrem
aufgerichteten Sensoren-Bündel aufglimmen, die ein
bläuliches Licht verbreitete.
    Sie standen in den Überresten einer Halle, die früher
sicher mal ein herrliches Bauwerk gewesen war. Aus den großen
Löchern in der Decke hingen lange Efeuranken herab; der
Marmorfußboden war mit Schutt bedeckt und an einigen Stellen
eingebrochen. Die Alte führte Westerly in eine Ecke und zerrte
an einem Griff im Boden. Eine Abdeckplatte öffnete sich.
»Das ist eine Wartungsschleuse. Unten liegen die
Kabelschächte. Da können wir uns den Rest der Nacht
ausruhen.«
    Westerly mußte die schwere Maschine die Eisenleiter
heruntertragen, und während er mühsam nach unten stieg,
raschelte und quiekte es im Dunkel jenseits des schwachen blauen
Lichtkegels. Die alte Frau kicherte. »Werden uns nichts tun.
Ratten in der Falle.«
    »Wie bitte?«
    »Eine alte Redensart. Gott, wie die Arcadier gebrüllt
haben, als die Bienen über sie herfielen! Vielleicht bin ich am
Ende doch noch nicht gar so verbraucht und unnütz.« Wieder
kicherte sie. »Haben uns fürs erste ganz wacker geschlagen,
aber jetzt sollten wir schlafen. Das hier war früher Luizes
Versteck, ich erinnere mich noch.«
    Luize, klärte sie Westerly auf, war auch Mechanikerin
gewesen. »Waren insgesamt sechs oder sieben. Ich bin die letzte,
und wenn ich tot bin, weiß keiner mehr, wie es hier war, als
die Erde noch die Sterne beherrschte.«
    Westerly machte sich nicht die Mühe, diese nostalgische
Übertreibung zu korrigieren. Er war selbst ziemlich
erschöpft. Müde und alt! War das wieder ein langer Tag
gewesen.
    In dieser Nacht schlief er tief und fest, sah im Traum immer
wieder Maries überraschtes Gesicht, als der Laserblitz an ihr
vorbeizischte, sah das Luftschiff beim Absturz auseinanderbrechen,
hörte die rauhen Flüche und panischen Schmerzensschreie,
als die Arcadier mitten in die Bienenschwärme
hineinstürmten, die Catarina de Cyrene losgelassen hatte. Es war
kalt und muffig in dem alten Wartungstunnel, und im Schlaf
drängten Westerly und die alte Frau sich aneinander, um sich
gegenseitig zu wärmen. Sie schliefen wie zwei unschuldige,
verirrte Kinder, bis Westerlys Chronometer den Morgen
ankündigte.
     
    Westerly war immer noch müde. Er ließ die Alte schlafen
und stieg in die verfallene Halle hinauf. Die Maschine nahm er auf
ihren Wunsch hin mit.
    Schwaches Morgenlicht sickerte durch die Löcher in der Decke.
Westerly spähte durch den Efeuvorhang, der den Eingangsspalt
überwucherte. Draußen in den zerfallenden Ruinen regte
sich nichts.
    Die Maschine hinter ihm sagte: »Vor einer Stunde sind hier
Leute vorbeigekommen. Sieben oder acht, nach den
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