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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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primitiven Patronengewehr über der
Schulter kam mit einer Rasche in der Hand zu ihm herüber und
versuchte ihn zum Trinken zu überreden. Westerly lehnte
lächelnd ab. Sie ging wieder zurück zu den anderen.
    Mit Leichtigkeit hätte er jetzt eins der Boote stehlen
können – wenn er gewußt hätte, wie man es
steuerte. Das Risiko, daß Floyd seine eigene Pistole gegen ihn
einsetzte, hätte ihn kaum davon abhalten können. Zudem
suchten die ZEUGEN nach ihm, oder die abtrünnigen
Leibwächter – sofern sie von den ZEUGEN noch nicht ins
Jenseits befördert worden waren.
    Westerly stand seufzend auf und ging zum Ende der Mole. Und dort
fand er den Verletzten…
    Über das Glucksen der Wellen hinweg hörte er unter der
Mole ein leises Stöhnen, und an der Grenze zwischen Mondlicht
und Schatten sah er den Fremden wie einen gestrandeten Fisch im
Schlamm liegen. Der Verletzte schrie auf, als Westerly, bis zu den
Knien im Schlamm stehend, ihn aufzuheben versuchte. Der Mann war
einfach zu schwer, sein Gesicht eine schmerzverzerrte Grimasse. Das
Haar stand ihm in wirren Strähnen von dem geschwollenen Kopf ab.
Ohne jeden Zweifel hatte Westerly hier einen ZEUGEN vor sich. Um den
Hals trug er eine Kette mit der Dreifachspirale der Galaxis und einem
einzelnen synthetischen Rubin in der Mitte. Das gleiche Symbol war in
den Griff seiner Pistole eingeprägt, eine kleine, altmodische
Laserwaffe. Westerly steckte sie in die Tasche, stieg wieder auf die
Mole und machte sich auf die Suche nach Floyd.
    Der neue Anführer der Arcadier saß, flankiert von
seinen beiden Lieutenants, an der Mauer des Lagerhauses. Mit
zusammengekniffenen Augen musterte er Westerly von oben bis unten.
»Sie waren ein wenig schwimmen?«
    »Bei der Mole liegt ein verwundeter ZEUGE im Schlamm. Allein
kann ich ihn nicht herausholen.«
    »Kein Jux?« Floyd nahm einen tiefen Schluck aus der
Flasche und reichte sie weiter an Marie. »Wir gehen mal
nachsehen. Sie bleiben hier, alter Junge.«
    »Hier, nehmen Sie einen Schluck. Kommen Sie schon, zieren Sie
sich nicht, Mr. Sternenspringer«, meinte Marie.
    Westerly schob sie beiseite, folgte Floyd und Iry um das
große Feuer herum und sah von der Mole aus zu, wie die beiden
Männer sich mühten, den stöhnenden ZEUGEN hochzuheben.
»Verschwinden Sie endlich«, keuchte Floyd, als sie den
Fremden auf der Mole ablegten. »Wir haben ein paar Fragen an den
Burschen.«
    »Dann beeilen Sie sich besser damit. Er ist schon zu neunzig
Prozent hinüber.«
    »Ich muß erfahren, ob sich noch mehr von seiner Sorte
in der Gegend herumtreiben. Also lassen Sie mich gefälligst
meine Arbeit tun, okay?«
    Er rief ein paar Männer herbei. Die kleine Gruppe trug den
Verwundeten durch das Tor ins Innere des Lagerhauses und verschwand
mit ihm in den Schatten zwischen den Maschinen.
    Unschlüssig blieb Westerly am Eingang stehen und fragte sich,
ob Floyd wirklich so smart war, wie er tat. Er wollte sich gerade auf
die Suche nach Nathan begeben, als ein markerschütternder Schrei
ertönte, dem weitere folgten. Westerly umfaßte die
Laserpistole in seiner Tasche und versuchte sich einzureden,
daß dies notwendig sei. Floyd mußte erfahren, was die
ZEUGEN vorhatten. Aber die Schreie wollten nicht verstummen, waren
eine einzige Verleumdung auch der primitivsten Sprachform, eine
Litanei der Agonie aus der Dunkelheit unter dem hohen Hallendach.
    Westerly ging einige Male auf und ab. Die Schreie trieben ihm den
Schweiß aus den Poren. Er trat vor die Halle, wo das
Lärmen der Feiernden die Schreie dämpfte, ging aber nach
kurzer Zeit wieder hinein. Er wollte, daß die Schreie
aufhörten, und als sie schließlich so abrupt endeten, als
habe jemand einen Schalter bedient, war die Stille zwischen den
ruinierten Maschinen um so greifbarer.
    Westerly hörte ein Klirren und fuhr herum. Aber es war nur
die Maschine der alten Frau. Der Feuerschein spiegelte sich auf ihrer
Metallverkleidung und ließ die Linsen in ihrem
Sensoren-Bündel aufblitzen.
    »Schlimme Sache«, summte die Maschine.
    »Ja, sehr schlimm.«
    »Sie wollten wissen, welche Pläne die ZEUGEN verfolgen.
Schlimm. Meine Herrin will mit Ihnen sprechen.«
    Catalina de Cyrene hockte in ihrem Nest aus Lumpen und Schrott und
hielt eine Flasche in der Hand. »Dies ist mein Heim«,
murmelte sie. »Mein Platz – und sie wagen es, hier
so etwas zu tun. Beginnen einen Krieg gegen die ZEUGEN. Wissen diese
Idioten denn nicht, wen sie sich da zum Feind machen?«
    »Offenbar nicht.«
    »Sie haben Floyd
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