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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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dazu ermuntert. Ja, ich habe schon
begriffen, auf welche Weise Sie Floyd animierten, sich von Nathan zu
lösen. Sie überließen ihm die Pistole. Eine solche
Waffe aber bedeutet Macht. Haben Sie denn wirklich gedacht, er
ließe Sie dafür gehen?«
    »So etwas Ähnliches hatte ich mir erhofft, ja.«
    »Einmannschiff-Piloten. Glauben immer, sie wüßten
alles.« Sie nahm einen Schluck und hielt Westerly die Flasche
hin. »Vergorener Honig. Wollen Sie?«
    Westerly schüttelte den Kopf.
    »Ist es schwierig, Ihr Schiff zu rufen? Mit welcher Art von
Signal? Vielleicht kann meine Maschine es imitieren.«
    »Über Funk. 150 Kilohertz.«
    »Und?«
    »Wenn Sie mit mir kommen, verrate ich Ihnen den Rest, sobald
wir da sind. Aber wieso sollte ich Ihnen trauen?«
    »Wie sonst könnten Sie denn erfahren, daß ich auch
wirklich Ihr Schiff rufen kann, wenn Sie mir nicht das Signal
verraten?«
    »Oh, es ist nur eine kleine, einfache Melodie. Aber sie soll
vorläufig mein Geheimnis bleiben. Sie wissen, es dürfte
schwierig werden, sich vor Floyd zu verstecken, sobald er unsere
Flucht bemerkt.«
    »Das hier ist meine Insel«, brummte die Alte. »Sie
mögen mich ja für verrückt halten, aber ich bin bei
weitem nicht so verrückt wie die Arcadier. Sie glauben
nämlich, sie seien die Erben der Erde. Aber das ist niemand.
Sogar die meisten der ZEUGEN wollen den Planeten verlassen, um ihren
Göttern näherzukommen. Diese Götter gehören aber
in Wahrheit niemandem als sich selbst. Gehen wir?«
    Sie stand ächzend auf. Sie schien leicht betrunken zu sein,
denn sie schwankte ein wenig, als sie den Tüllumhang über
ihren Metallarm drapierte. »Machen Sie sich keine Sorgen wegen
Floyd. Kommen Sie endlich. Es gibt einen Hinterausgang.«
     
    Sie schlichen sich an der Seite des Lagerhauses entlang durch die
mannshoch stehenden Farnbüschel, deren Blätter Westerlys
Gesicht streiften. Sie überquerten den Hof, auf dem die Arcadier
immer noch um ihr Freudenfeuer tanzten, mit den Füßen
stampften und in die Hände klatschten. Der flackernde
Feuerschein ließ den hohen Farn blutrot erglühen. Jemand
spielte auf einer Fiedel, dem Instrument mit dem
menschenähnlichsten Klang, und seine klagende Stimme schallte
weit in die Nacht hinaus.
    »Wir müssen zum anderen Ende der Insel«,
flüsterte Westerly.
    »Ich weiß. Ich habe gesehen, wie Sie Ihr Schiff
versenkten und mit dem Luftwagen davonbrausten.«
    »Jesus!«
    »Keine Sorge. Denen habe ich nie etwas davon
erzählt. Hab nicht mal ein Zehntel dessen preisgegeben, was ich
weiß. Folgen Sie mir.«
    Sie verließen den Hof, und wenig später leuchtete der
Farn im matten Licht des untergehenden Mondes wie von Reif
überzogen.
    Die alte Frau schob sich als lautloser Schatten hindurch, dicht
gefolgt von ihrer summenden Maschine. Unter Westerlys
Füßen raschelte fortwährend Laub oder knackten
Äste.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als plötzlich eine kalte
Hand, deren Haut sich wie Pergament anfühlte, nach Westerlys Arm
griff. Die alte Frau brachte ihr Gesicht so nahe heran, daß
Westerly ihren süßlichen Atem roch. »Da kommt
jemand.«
    Der Einmannschiff-Pilot lauschte. Der Lärm der Feier drang
schwach und fern herüber, wurde fast übertönt vom
nächtlichen Gesumm der Insekten. Plötzlich hörte er
ein Knacken, das sich wiederholte. Ein schwankender Lichtschein und
das Geräusch von Schritten näherte sich ihnen. Er drehte
sich um – und prallte gegen die alte Frau. Von links brach
plötzlich ein Lichtstrahl durch den Farn und fing die
Hund-Maschine in seinem Kegel ein. Westerly riß die
Laserpistole aus der Tasche und feuerte. Im grellen Schein des
Strahls erkannte er Maries überraschtes Gesicht. Im
nächsten Moment rannte die Frau davon, ihre Gestalt wurde von
der Dunkelheit verschluckt. Wo sie eben noch gestanden hatte,
brannten einige Farnwedel mit bläulichen Flammen.
    »Kommen Sie, schnell!« Westerly packte den
natürlichen Arm der Frau und zerrte sie hinter sich her durch
das hohe Schilf. Nach wenigen Augenblicken riß sie sich los und
blieb schweratmend stehen. »Langsam…«, keuchte
sie.
    »Sie sind uns zu dicht auf den Fersen«, rief
Westerly.
    »Ich bin alt. Wir müssen langsamer weitergehen. Ich
weiß, was… was ich tue.«
    Sie hatten kaum die Lichtung erreicht, auf der die
Bienenstöcke der Alten standen, als sie auch schon die Verfolger
hörten.
    »Was jetzt?« Tief in seinem Innern spürte Westerly
Furcht aufkeimen.
    »Gehen Sie schon mal voraus!«
    »Spielen Sie jetzt
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