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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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Sklavin dieser Horde Kinder hier beenden? Was bedeuten Sie denen
schon?«
    Sie blieb ihm die Antwort darauf schuldig.
    Westerly erhob sich und ging.
     
    Ein paar junge Leute hockten um ein Feuer in der Nähe des
großen Hallentors. Nur wenig hoben den Blick, als er sich mit
schmerzverzerrtem Gesicht zu ihnen setzte. Der Dunst hatte sich
verzogen, und über den Ruinen der Stadt ging die Sonne unter
– eine glutrote Oblate mit einem orangefarbenen Hof vor
dunkelroten Wolken an einem tiefvioletten Himmel. Die Meerenge
glitzerte wie flüssige Bronze, die getarnten Boote waren in
warmes Gold getaucht.
    Wenig später brachte Nathan ihm einen Teller lauwarmes
Fischstew. Als Westerly den würzigen Geruch einsog, spürte
er ein heftiges Stechen in der Magengegend. Erst jetzt bemerkte er,
wie hungrig er war. Nathan hockte sich neben ihm auf die Fersen und
sah zu, wie er das Essen verschlang. Er trug jetzt eine Brille mit
metallgefaßten Gläsern, die seinem oberlehrerhaften
Gesicht ein ernstes, gewichtiges Aussehen verlieh. »Es ist nicht
meine Idee, Sie hier festzuhalten«, sagte er schließlich.
»Floyd ist der Ansicht, Sie könnten uns von Nutzen sein bei
unseren Verhandlungen mit den ZEUGEN. Vielleicht zahlen sie sogar ein
Lösegeld für Sie.«
    »Dann lassen Sie mich doch gehen.«
    »Das kann ich nicht. Die meisten hier sind ohnehin auf Floyds
Seite. Sie müssen wissen, daß Demokratie bei uns eine
Tradition ist, die wir mühsam lebendig zu halten suchen. Wir
leben danach, wollen sie in unsere neue Heimat mitnehmen.«
    »Und wo ist die?«
    Westerly merkte ziemlich rasch, daß sie keinerlei genaue
Vorstellungen von ihrer Zukunft hatten, sondern lediglich auf gut
Glück nach Norden segelten und dabei nach einen geeigneten Ort
zur Gründung einer Siedlung Ausschau hielten.
    »Da, wo wir herkommen, hat uns einfach nichts mehr
gehalten«, erklärte Nathan ernst. »Oben im Norden
haben wir die ganze Welt für uns allein. Aber Sie sollen wissen,
daß ich persönlich Ihr Zusammentreffen mit Floyd
bedaure.«
    »Es war halt kein guter Tag für mich gewesen.«
Wieder mußte Westerly an das Agatherin in seinem Stiefelabsatz
und an sein Schiff denken. Aber diese Gedanken konnte er Nathan nicht
mitteilen. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Nach einer Minute
sagte er: »Die Pyramiden.«
    Nathan sah ihn verwundert an.
    »Sie wurden inzwischen zerstört. Vor Jahrtausenden
errichteten die Könige riesige Grabstätten für sich
und die Schätze, die sie nach ihrem Glauben für ihr Leben
nach dem Tod benötigten. Sie integrierten in diesen Bauten
Fallen und Irrgärten, um Plünderer fernzuhalten. Die
Arbeiter, die die Gräber bauten und somit den Weg zu den
Schätzen kannten, ließen sie nach Beendigung der Arbeiten
hinrichten… Die Leibwächter, die meinen Luftwagen
abgeschossen haben, wollten mich nur ausrauben, nicht töten. Das
wiederum wollen die ZEUGEN. Sie wollen mich aufhängen. Sehen
Sie, ich weiß, was sie vorhaben, wohin sie gehen werden. Sie
wollen weg vom Geschwafel der Erdbewohner, dorthin, wo sie vielleicht
ihre Götter hören können, wo sie hoffen, daß
ihre Gebete erhört werden.«
    »Mit diesen Göttern haben wir nichts im Sinn«,
meinte Nathan. »Vielleicht aber denken Sie anders darüber,
denn Sie sind alt genug, um noch selbst die OFFENBARUNG miterlebt zu
haben.«
    »Zu dieser Zeit befand ich mich auf einer Expedition im
Gegenraum. Ich erfuhr erst nach meiner Rückkehr von der
OFFENBARUNG.«
    Nathan kratzte sich das bärtige Kinn. »Meine Eltern
haben manchmal erzählt, wie die ZEUGEN offenbar jeden einzelnen
Menschen und all die Sterne über und unter der Erde beobachten,
wie sie sie empfinden. Aber vermutlich verstehe ich das alles nicht
so richtig.« Er lächelte. »Das ist auch sicher einer
der Gründe, warum wir uns aufgemacht haben, uns eine neue Heimat
zu suchen. Es ist so, als seien die Menschen auf der Erde alle von
den ZEUGEN geprägt worden, und noch mehr die Kinder, die nach
der OFFENBARUNG zur Welt kamen. Einige von ihnen sind sehr
merkwürdig. Aber das ist nicht unser Problem – wenn man von
den Folgen absieht, mit denen wir leben müssen.«
    »Im Grunde versteht niemand das alles so ganz, und was sie
nicht verstehen, nennen die Leute dann einfach Gott – was aber
in der Sache selbst keinen Unterschied macht. Das Leben geht
weiter.«
    Nathan deutete auf die Ruinen am Küstensaum, deren
Silhouetten sich hart gegen das Sonnenlicht abzeichneten. »Ich
glaube, Sie hatten auf Ihrer Welt nie eine Sekte
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