Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Fußspuren zu
urteilen. Sie sind uns aber nicht zu nahe gekommen.«
    »Trotzdem hätte ich es gern erfahren.«
    »Meine Herrin brauchte dringend Schlaf – und Sie auch,
meine ich.« Die Maschine hockte auf ihren Raupen über dem
schmutzigen Marmorboden und beobachtete Westerly mit ihrem
aufgerichteten Sensoren-Bündel. Westerly setzte sich neben
sie.
    »Woher hat sie dich?«
    »Ich war in einer Bibliothek, arbeitete dort in den Archiven.
Die Stadt war evakuiert worden, nur uns Maschinen ließ man
zurück. Wir beschlossen, einfach weiterzuarbeiten. Als meine
Herrin schließlich kam, um uns zu bergen, waren die meisten von
uns schon gestorben.«
    Westerly fragte nach der Bibliothek, weil ihm der Gedanke
unerträglich erschien, Aufzeichnungen, vor Jahrhunderten auf den
damals üblichen Trägern niedergelegt, dem Verfall zu
überlassen. Die Maschine versuchte, ihm alles zu erklären,
aber offenbar hatte sie damals ihr programmiertes Ziel nicht
erreichen können.
    »Das war das Problem mit der alten Erde«, brummte
Westerly. »Ihre Bewohner klammerten sich immer viel zu sehr an
die Vergangenheit. Zu viel Geschichte.«
    »Möglich. Ich habe einige der Bücher gelesen,
nachdem man uns unserem Schicksal überlassen hatte. Habe aber
nicht viel davon verstanden. Die Bücherei wurde dann später
zerstört. Sie ist vor fünf Jahren niedergebrannt. Jetzt
gibt es keine Bücher mehr.«
    »Erzähl mir von deiner Herrin.«
    »Als sie Mechanikerin wurde, als man ihren Arm austauschte,
hat man auch etwas mit ihrem Kopf gemacht, damit sie die Auswechslung
akzeptierte. Sie tun das mit allen Mechanikern, doch bei ihr ging
etwas schief. Ihre Konditionierung war wohl zu stark. Seitdem zieht
sie die Gesellschaft von Maschinen der von Menschen vor. Ich glaube,
sie braucht einfach Maschinen um sich. Es gab noch weitere wie sie,
und nach der OFFENBARUNG trieb man sie zusammen und brachte sie
hierher auf die Insel. Die Mechaniker kümmerten sich um uns, und
wir ehrten sie, indem wir ihnen dienten. Aber die Mechaniker starben
weg, und nach und nach leerten sich unsere Energiespeicher. Ich war
die kleinste Maschine, und die Restenergie der anderen, für sie
selbst zu gering, erhält mich nun am Leben. Aber ich bin froh,
daß wir mit Ihnen gehen können, denn ich weiß, der
Tag wird kommen, an dem auch keine Energie mehr für mich
übrig ist.«
    »Was sie sagt, ist alles wahr«, ertönte die Stimme
der alten Frau hinter ihnen. Westerly fuhr herum. Sie hockte am Rand
der Wartungsschleuse und hatte ihr schwarzes Tüllnetz wie ein
Totenhemd um ihren mageren Körper geschlungen.
    »Vielleicht bin ich immer noch ein wenig verrückt, aber
lange nicht mehr so sehr wie früher.« Und dann:
»Hört ihr das?«
    Ein gedämpftes Rumpeln ertönte, wie weit entfernter
Donner. Dann schoß etwas über ihre Köpfe hinweg, und
das brüllende Röhren ließ die Decke erbeben. Staub
rieselte herab. Ein zweiter Donner rollte heran und über sie
hinweg.
    Westerly erreichte als erster den Spalt in der Mauer, dicht
gefolgt von der Frau. Zwei Luftwagen schossen durch den Morgenhimmel,
winzige Silberflecken am Firmament, die aufblitzten, als sie in einer
Schleife wendeten. Bei ihrem eleganten Tanz blitzte es an ihren
Hüllen immer wieder orangefarben auf. Etwas schlug mit
ungeheurer Wucht in den Boden und ließ ihn erzittern.
    »Die ZEUGEN haben Ihre Freunde gefunden.«
    »Sind nicht meine Freunde! Sehen Sie sich das an.«
    Ein Luftwagen zerplatzte zu einer roten Feuerblume und zog bei
seinem Absturz einen schwarzen Rauchschweif hinter sich her, der vom
Wind rasch verweht wurde. Der zweite Luftwagen setzte zum Sturzflug
an. Es blitzte mehrmals rötlich auf, dann war er
verschwunden.
    »Sie werden Verstärkung herbeiholen«, meinte
Westerly. »Vielleicht sollten wir uns verziehen.«
    »Hätte nie geglaubt, aus dem Mund eines
Einmannschiff-Piloten zu hören, daß er Angst hat. Also
gut, da wir ohnehin nichts zum Frühstück haben,
verschwinden wir besser von hier.« Die Alte lächelte und
zeigte dabei ihre schwarzen Zahnstümpfe. »Ein richtiges
Abenteuer – und das in meinem Alter!«
    Eine dicke schwarze Rauchsäule stand über dem Platz, wo
das Lagerhaus sein mußte. Westerly, die Alte und ihre Maschine
suchten sich ihren Weg durch die Überreste der Startrampen und
Strahlbarrieren. Westerlys Bein war immer noch steif, und seine
Augäpfel fühlten sich an, als seien sie auf Sand gebettet.
Doch der Einmanschiff-Pilot war ruhig und hatte einen klaren
Kopf.
    Die alte Frau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher