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Mein Herz schlaegt fur uns beide

Mein Herz schlaegt fur uns beide

Titel: Mein Herz schlaegt fur uns beide
Autoren: Suzie Moore
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1. Kapitel
    Meine Schwester starb am 1. März, und das war richtig blöd. Immerhin war das mein Geburtstag.
    Es war unser Geburtstag.
    Laura war mein eineiiger Zwilling.
    Es passierte ganz schnell, und nachher sagte der Arzt: »Es hat nicht wehgetan.« Ich sagte: »Wenigstens hat sie vorher noch alle Geschenke aufmachen können.« Mum fand das gar nicht lustig. Ich sagte ihr, ich wollte auch gar nicht lustig sein, aber wenn ich es gewesen wäre, wenn ich an einem Stück Geburtstagskuchen erstickt wäre, wenn das mein allerletzter Geburtstag für alle Zeiten gewesen wäre, dann hätte ich wenigstens vorher gern meine Geschenke aufgemacht. Aber das ist jetzt auch egal, weil ich Geburtstage nicht mehr leiden kann.
    Ich kann auch Weihnachten nicht mehr leiden. Wir hatten jetzt einmal Weihnachten ohne Laura, und meine Mum war nur unglücklich. Sie weint überhaupt sehr viel. Meine Eltern streiten sich dauernd und mein kleiner Bruder Rory redet mit den Tapeten.
    Manchmal höre ich, wie sich meine Eltern mitten in der Nacht anschreien, und einmal habe ich meine Mum sagen hören: »Emma« (das bin übrigens ich) »hat solche Ähnlichkeit mit Laura, dass es mir an manchen Tagen schwerfällt, sie auch nur anzusehen. Manchmal kommt es mir vor, als ob ich ein Gespenst vor mir habe.«
    Am nächsten Morgen ging ich in die Küche, nahm mir die schärfste Schere, die ich finden konnte, und schnitt mir alle Haare ab. Wirklich alle. Aber ich kam hinten nicht richtig ran, deshalb blieben dort zwei dunkelbraune Haarbüschel stehen. Ich fand, sie sahen ein bisschen aus wie Mäuseohren, deshalb habe ich mir mit schwarzem Filzstift eine Nase und Schnurrhaare ins Gesicht gemalt. Ich habe Rory mein Werk gezeigt, und er hat so laut gelacht, dass Mum ins Badezimmer kam und wissen wollte, was los sei.
    Mum: Oh Gott, was hast du denn angerichtet?
    Ich wackelte mit der Nase und lächelte.
    Ich: Quiek, quiek!
    Rory lachte immer noch.
    Rory: Will auch ’ne Maus sein, Mummy. Darf ich? Darf ich? Bitte!
    Aber Mum weinte und weinte nur.
    Ich: Was ist denn los? Seh ich noch immer aus wie ein Gespenst?
    In diesem Jahr werde ich meinen Geburtstag verlegen. Ich habe beschlossen, dass ich von jetzt an an einem anderen Tag in einem anderen Monat Geburtstag haben werde. In diesem Jahr will ich einen glücklichen Geburtstag haben, Mum soll nicht weinen, und ich werde einen echten Geburtstagskuchen bekommen, nicht so einen komischen Sorbetkuchen, wie den, den wir bei Rorys Geburtstag hatten. Offenbar kann man an Sorbet nicht ersticken, und so zu tun, als ob man erstickt, ist »überhaupt nicht lustig«.
    Wenn ich meinen Geburtstag verlegen will, muss ich als Erstes meine Eltern fragen. Nein, ich frage sie nicht, ich sage es ihnen einfach.
    Beim Frühstück
    Ich: Ich will meinen Geburtstag ändern, der soll nicht mehr am 1. März sein.
    Dad: Ach, wirklich? Willst du auch deinen Namen ändern?
    Ich: Ja. Du kannst mich … die Allerhöchste Herrscherin auf der ganzen Welt nennen.
    Dad: Also, Allerhöchste Herrscherin auf der ganzen Welt, wann soll denn dein Geburtstag sein? Im November?
    Ich: Nein. Zu dicht an Weihnachten.
    Dad: August?
    Ich: Zu heiß und außerdem sind im August alle in Ferien.
    Dad: Alle? Und was spielt das überhaupt für eine Rolle?
    Ich: Mann! Eine Party ist doch langweilig, wenn nur du und ein Ballon dabei sind, Dad.
    Dad: Alles klar, und es hat nicht zufällig auch etwas mit der Menge an Geschenken zu tun, oder?
    Ich: Öh …
    Dad: Bei Freundschaft sollte es um mehr gehen als darum, was deine Freunde dir schenken können.
    Ich: Aber was ist mit dem, was du am Samstagabend gesagt hast? Mr Henderson hatte dir eine Flasche Wein mitgebracht, und du hast gesagt, damit würdest du nicht mal den Hundenapf ausspülen.
    Dad: Das habe ich gesagt?
    Ich: Sehr laut sogar, das behauptet jedenfalls Greta. Greta die Großartige. Vielen Dank übrigens, genau das hatte mir gerade noch gefehlt, dass der Dad des beliebtesten Mädchens in der Schule sauer ist.
    Dad: Aber du hast doch nichts gesagt! Das war doch ich!
    Ich: Dad. In meiner Welt ist das, was du machst, auch das, was ich mache. Wenn du Gemeinheiten über irgendeinen Dad sagst … na ja, da könnte ich auch gleich in einem Tutu auf den Mensatisch springen und der ganzen Schule erzählen, dass ich noch mit Barbiepuppen spiele.
    Dad: Oh.
    Aber jedenfalls, in diesem Jahr will ich an einem anderen Tag Geburtstag haben, ich weiß nur noch nicht, wann. Ich warte auf ein Zeichen.
    Ich habe schon November,
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