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1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter
Autoren: Jason Dark
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Und jetzt lag ich hier auf der Straße, auf einem kalten Pflaster, in einem Oft in Südfrankreich irgendwo an der weltberühmten Côte d’Azur.
    Dabei war ich nicht mal dazu gekommen, mich richtig mit dem Fall zu beschäftigen, und schon schien er beendet zu sein.
    Aber es hatte nicht nur mich erwischt. Ich war praktisch als Letzter umgekippt. Meine deutschen Freunde, auf deren Wunsch ich hergekommen war, lagen ebenfalls am Boden. Ich selbst hatte Dagmar Hansen und Harry Stahl fallen sehen, und dann war auch bei mir der Faden gerissen, obwohl ich damit gerechnet hatte, dem Pfeil noch ausweichen zu können. Es war vergeblich gewesen »Monsieur, bitte. Können Sie mich hören?«
    Die Stimme ließ nicht locker. Sie störte mich fast, obwohl es die Frau ja nur gut mit mir meinte.
    »Ja, ich höre Sie.«
    »Bitte, ich verstehe Ihre Sprache nicht.«
    Verdammt, ich hätte französisch sprechen sollen und nahm mir vor, es beim nächsten Mal zu tun.
    »Ich versuche es.«
    »Gut.« Die Frau rief etwas in die nähere Umgebung, und plötzlich war sie nicht mehr allein, denn es gab helfende Hände, die mich auf die Beine stellen wollten.
    Es klappte auch. Nur musste man mich festhalten, denn ich hatte beim Aufstehen das Gefühl, eine Meile weiter südlich zu sein und auf einem Floß zu stehen, das über Wellen trieb.
    Bei mir schwankte kein Meer. Dafür die Häuserfront, auf die ich schaute. Davor standen noch die Menschen, die sich versammelt hatten. Für sie waren Dagmar, Harry und ich so etwas wie Exoten.
    Sie blickten mich an, sie sagten allerdings nichts, sondern schienen vor mir zurückweichen zu wollen. Gehalten wurde ich allein von Pauline Perrot, die mich auf die Tür ihres kleinen Geschäfts zu zog, was ich aber nicht wollte, denn es ging ja nicht nur um mich. Ich dachte auch an meine Freunde, die es ebenfalls erwischt hatte.
    »Wo sind sie?«
    »Meinen Sie den Mann und die Frau?«
    »Ja,«
    »Schon im Geschäft. Die Leute hier haben mir dabei geholfen. Sie sind der Letzte.«
    »Danke, dann weiß ich Bescheid.« In mir stieg noch eine Frage hoch. »Und die anderen? Was ist mit denen?«
    »Sie meinen die aus dem Mercedes?«
    »Sicher.«
    »Die sind weg.« Ich hörte einen Schluchzlaut. »Aber nicht nur sie. Sie haben Sandrine mitgenommen.«
    Damit war alles gesagt. Mein Gedächtnis und meine Erinnerung hatte ich nicht verloren. Sandrine war die junge Frau, um die sich eigentlich alles drehte. Ihretwegen hatte man mich in diesen Ort geholt, und jetzt hatte ich das Nachsehen.
    Ich hörte das Weinen Madame Perrots und gab keinen weiteren Kommentar ab. Dafür bewegte ich den Kopf. Die Menschen aus dem Ort umstanden uns, aber sie hielten auch einen gewissen Abstand, als wären wir etwas Besonderes.
    Ich war froh, dass mir nichts weiter passiert war. Die Wirkung des Giftes würde nachlassen und das Gleiche würde auch mit Dagmar Hansen und Harry Stahl passieren.
    In mir stieg zugleich die Wut auf. Ich hasste Niederlagen, und ich ärgerte mich über meine eigene Schwäche. Als ich die Beine bewegte, da hatte ich weiterhin den Eindruck, dass sie doppelt so schwer geworden waren. Mit den Schuhsohlen schleifte ich über das unebene Pflaster. So war es fast ein Wunder, dass ich nicht stolperte und auf der Nase landete.
    Die Tür zu dem Kramladen brauchte nicht erst geöffnet zu werden. Ein Keil hielt sie fest. Mein Blick hatte sich mittlerweile geklärt, ich sah nichts mehr verschwommen, und so schaute ich in den Laden hinein, der mit Waren aller Art so voll gestopft war, dass die Kunden fast einzeln in das Geschäft gehen mussten, wenn sie etwas kaufen wollten.
    Dagmar und Harry saßen auf zwei Stühlen. Zwei traurige Gestalten, denen es alles andere als gut ging. Aber mir ging es ja nicht besser. Ich schaute mir Dagmar an, die den Kopf gesenkt hielt und ihre Hände vor das Gesicht gedrückt hatte. Der Mund war frei, sodass sie tief ein- und ausatmen konnte.
    Ich sah auch Harry Stahl. Er war wachsbleich. Sein Blick erfasste mich zwar, aber ich sah bei ihm keine Reaktion.
    »Ich habe noch einen dritten Stuhl, Monsieur.«
    »Danke, das ist nett. Und schließen Sie bitte die Tür, ja?«
    »Gern.«
    Mir wurde ein Stuhl gebracht, dann verschloss Pauline Perrot den Laden und fragte: »Was könnte ich denn jetzt wohl für Sie tun?«
    »Ich weiß es nicht. Aus dem Zustand befreien können Sie mich wohl nicht.«
    »Ist Ihnen denn übel?«
    »Auch das. Zudem fühle ich mich schwach.«
    »Warten Sie mal. Ich habe da ein Hausmittel, das in
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