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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde
Autoren: Paul J. McAuley
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Ende
gingen. »Es wird noch andere Sommer geben«, versuchte ich
ihn zu trösten.
    »Vielleicht.« David rannte davon, den Hang hinab zu den
ersten Wällen, und kam wenig später außer Atem
zurück. Er ließ sich ins Gras fallen, und ich setzte mich
neben ihn.
    »Geht es dir jetzt besser?«
    Ein Achselzucken. »Hier oben fühle ich mich… frei.
Ich weiß nicht.« Er ließ sich zurücksinken und
starrte in den klaren Himmel. Irgendwo weit oben zwitscherte eine
Lerche, mal hier, mal da. Ich genoß es, von meinem Platz
über die von Hecken gesäumten Felder bis hinüber nach
Glastonbury Tor schauen zu können. Das Land schimmerte hell im
Sonnenlicht. Unsterbliches England!
    »Ich habe darüber nachgedacht«, riß David
mich plötzlich aus meinen Betrachtungen, »wie Artus die
Sachsen zurückschlug… bis er plötzlich in seiner
Haltung schwankend wurde.«
    »Und wer gab ihm wohl die Kraft dazu?«
    »Die alten Götter natürlich.« David warf mir
einen scheuen Seitenblick zu. »Ich bin nicht von selbst
dahintergekommen. Eine Menge Leute haben schon darüber
geschrieben. Aber ich weiß, daß es wahr sein muß.
Ich rede von den Göttern vor den griechischen und römischen
Göttern. Man nannte sie die Titanen.«
    »Also Kronos und seine Gesellen«, kam mir wieder die
Bemerkung meines Geschichtslehrers in den Sinn. Jedenfalls hatte er
diese Götterdynastie immer so genannt. An seinen Namen dagegen
konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. »Hat
Blake nicht etwas über sie geschrieben?«
    »Ja. Sie wurden von Zeus nach Westen vertrieben und kamen
schließlich hierher. Das Land am Rande der Welt – so haben
die Römer Britannien immer genannt. Sie glaubten, dahinter
gäbe es nur noch das Chaos. Du weißt sicher, daß die
alten Götter Artus halfen, weil seine Leute sie verehrten. Die
Druiden hielten die Eiche für heilig, und sie ist das
Wappenzeichen von Rhea, der Gemahlin des Kronos. Es gibt aber noch
eine Menge anderer Beweise für meine Theorie. Zum Beispiel
kehrte Artus nicht zurück, um die normannischen Eindringlinge zu
bekämpfen. Denn damit hätte er den Sachsen nur
geholfen.«
    »Ein interessanter Gedankengang.«
    »Ich glaube, daß er richtig ist, Onkel Jimmy. Artus war
auch nur ein Mensch, der schließlich sterben mußte. Aber
die Kraft, die ihm half, schlummert noch immer in diesem Land. Und
sie macht es zu etwas Besonderem. Du hast mal gesagt, die
Dorfbewohner seien der Ansicht, daß Artus unter diesem
Hügel begraben sei. Dabei weiß jeder, daß er in
Glastonbury beerdigt wurde. Daran kannst du erkennen, warum sie den
eigentlichen Ursprung von Artus’ Macht mit seiner Person
verknüpfen. Verstehst du – vielleicht wird einmal ein
anderer Artus in den Besitz dieser Macht gelangen. Es sieht doch ganz
so aus, als ob sich die Geschichte wiederholte. Auf der einen Seite
die Eindringlinge, und ihnen gegenüber all die kleinen
zersplitterten Gruppen, die sie bekämpfen und eigentlich nur auf
einen Führer warten, der sie eint. Die meisten
Widerständler sind Waliser oder Schotten – also im Ursprung
Kelten, wie du weißt.«
    Ich betrachtete seine Deutung natürlich als reines
Wunschdenken. Daher lächelte ich nur und sagte nichts. Die Alten
belächeln immer die Höhenflüge der Jungen, ihren
Enthusiasmus und ihre heißen Gefühle, und vergessen dabei,
daß dieser Enthusiasmus, diese Gefühle real sind. Genau so
hatte auch ich einmal für die Musik empfunden, und für eine
Weile waren meine Vorstellungen auch Wirklichkeit geworden. Aber kein
solches Gefühl hat auf Dauer Bestand.
    Am südlichen Horizont stieg ein Düsenjäger auf, ein
glitzernder Punkt, der am blanken Himmel ein dumpfes Grollen hinter
sich herzog, während er über die Felder auf uns zuraste.
Ich konnte deutlich die gelbe, nadelförmige Spitze und die
Raketen unter den Stummelflügeln erkennen. Sofort war David auf
den Beinen und drohte dem Jet trotzig mit den Fäusten. Erst als
das Flugzeug über die Hügelkuppe herandonnerte, warf er
sich zu Boden. Die Bäume schwankten unter dem Anprall der
verdrängten Luft, und der heiße Atem aus dem Brenner des
Flugzeugs wischte über uns hinweg. David rief etwas, und ich
bemerkte kurz, ehe sich seine Hand darüberlegte, ein
metallisches Glitzern im Gras. Der Jet war im nächsten Moment
nicht mehr zu sehen, sein Grollen verebbte. Nach einer weiteren
Sekunde stimmte die Lerche wieder ihren Gesang an.
    David streckte mir eine Scheibe aus blankem Kupfer entgegen –
eine Münze. Auf einer Seite
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