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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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Alice, die ist top !« , fasele ich unbeholfen vor mich hin. Monica lächelt. Für sie sei es kein Zufall. In ihrem Weltbild sind alle Weichen so gestellt worden, dass das Zusammentreffen genau hier und heute stattfindet. Ein Stau auf dem Weg hierher, eine rote Ampelphase mehr, eine andere Parkbank zum Ausruhen oder Steves Vorschlag, sich vielleicht schon heute zu treffen, all das hätte dazu geführt, dass Monica und ich uns nie begegnet wären. Und sie geht noch weiter:  Wenn sie nicht den Entschluss gefasst hätte, ihr Leben zu ändern und positiv auf die Menschen zuzugehen, wäre sie mit Sicherheit verbittert an mir vorbeigelaufen, obwohl alle anderen Weichen richtig standen. Noch einmal gibt sie mir einen dankbaren Kuss. Dann ruft Jeff nach ihr, und Monica geht zu ihm. Ich glaube, jetzt ist es für mich Zeit zu gehen. Ein seltsam glückliches Gefühl beschleicht mich, als ich am Sunset Boulevard ins Taxi steige, das mich zurück zum Hotel bringen soll. Es ist wirklich wichtig, mal über seinen Tellerrand hinaus zu blicken. Und auch wenn ich Monicas Vorstellung von einem großen Plan nicht so ganz teilen kann, komplett ausschließen kann ich es auch nicht. Das ist wie mit den Aliens. Ich habe zwar noch nie ein kleines grünes Männchen gesehen, abgesehen mal von dem »besten Stück« meines ersten Freundes, als er dieses grüne Neonkondom benutzt hat, aber kategorisch ausschließen, dass es Leben auf anderen Planeten gibt, kann ich auch nicht.
    Ich hole die Seidenbluse aus meiner Tasche. Sie ist verdammt schön. Monica hat sich bestimmt riesig gefreut, dass so ein phantastisches Teil in die Ausschussware gelangt ist. Und sie würde ihr mit Sicherheit auch ausgezeichnet stehen. Wie gemacht für eine Frau, die sich in High-Society-Kreisen bewegt. Ich erkläre die Bluse noch auf dem Rücksitz des Taxis von jetzt an und für alle Zeiten zu meinem absoluten Lieblingsteil.
    Schweigend schaue ich aus dem Wagenfenster. Die Leuchtreklamen der Fastfoodketten und Tankstellen ziehen an mir vorbei. Es wird langsam dunkel. Nina und Ruth machen sich vielleicht schon Sorgen um mich. Ich werde die beiden zum Essen einladen. Verdammt klasse, dass ich so großartige Freundinnen habe. Es wird Zeit, dass ich es den beiden Reisehühnern mal sage. Das Taxi hält an einer roten Ampel. Der Fahrer wendet sich zu mir und deutet auf die Bluse, die ich noch immer in der Hand halte.
    »That's nice !« , sagt er mit starkem Akzent.
    Erst jetzt fällt mir auf, dass mein Chauffeur ein etwas klein geratener Mexikaner ist. Miguel heißt er und ist eigentlich  Schauspieler. Ich frage ihn, ob er Tortillachips mag. Miguel nickt.
    »Perfect !« , gebe ich zurück und reiche ihm die Visitenkarte von Jeff.

13. THE SHOW MUST GO ON
    »Soll ich dir einen Bagel holen ?« Ruth streicht liebevoll über mein Haar. »Da gegenüber gibt's so einen Delikatessenladen. Die machen echt super Teile. Mit viel Frischkäse und diesem Honigsenf. Das bringt dich auf andere Gedanken !«
    »Lieb gemeint«, entgegne ich. »aber mir ist schon schlecht !«
    Ich liege noch im Bett und bin mir nicht sicher, ob andere Gedanken wirklich besser sind. Nina hat mir einen Kaffee gemacht. Neben dem Waschbecken steht eine kleine Espressomaschine, was in vielen Hotels hier durchaus üblich ist.
    »Trink erst mal einen Schluck Kaffee, Süße. Dann geht's dir gleich besser !«
    Fürsorglich stellt sie den kleinen Plastikbecher mit der dampfenden braunen Brühe vor mir ab. Mir kullert ein Tränchen über die Wange. Es ist so rührend, wie sich meine beiden Freundinnen um mich kümmern.
    »Ihr seid so lieb«, mehr kriege ich nicht raus. Schon wird aus der einzelnen Träne ein salziger Bach, den Ruth geschickt mit ihrem Taschentuch eindämmt.
    »Mach dich doch nicht verrückt«, sagt sie beruhigend. »Du triffst Steve, er wird sich entschuldigen, weil alles irgendwie ein bisschen blöd gelaufen ist...«
    »Schlechte Kommunikation !« , wirft Nina sachlich ein.
    Ruth nickt und fährt fort: »Genau. Dann wirst du ihn kurz anschreien ... ihr nehmt euch in den Arm, und gut ist !«
    »So what. No big deal !« , nutzt Nina die Gelegenheit, um englische Redewendungen anzubringen.
    »Wahrscheinlich habt ihr Recht ...«, spreche ich mir selbst Mut zu.
    Nina und Ruth lassen mich allein. Das gibt mir genug Zeit, das flaue Gefühl in meinem Magen zu kultivieren. Noch knappe fünf Stunden, dann treffe ich Steve wieder. Ich fühle mich  wie am Tag meiner mündlichen Abiprüfung. In dem Gefühl, auf
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