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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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einen braucht, ist keiner da !« , mault Jeff zynisch.
    Da kommt mir eine Idee. Ich beuge mich zu Jeff und flüstere ihm meinen Plan ins Ohr. Er überlegt kurz und greift sein Megafon.
    »Stop. No one touches anything. Shooting Starts in ten minutes!« Dann nickt er mir zu. Ich gebe ihm thumbs-up und renne los.
    Gut. Letztlich dauert es zwar fast eine halbe Stunde, bis ich wieder da bin, aber immerhin ist es mir gelungen, Monica aus dem Lager zu holen und ihr den Werbedreh als die Chance ihres Lebens zu verkaufen. Ich mache sie mit Jeff bekannt. Er überlegt kurz und erinnert sich. Na klar, die Lady, die vor ihm in seinem Haus gewohnt hat. Er habe gar nicht gewusst, dass sie Schauspielerin sei. Jeff dachte, sie sei in der Softwarebranche.
    Alles scheint tatsächlich so gewesen zu sein, wie Monica erzählt hatte.
    Zunächst ist der Regisseur noch skeptisch, aber ehe er einen ganzen Drehtag absagen müsse, wolle er es mal mit ihr versuchen. Er schickt Monica in die Maske und bittet mich, auf einem kleinen Hocker neben seinem Regiestuhl Platz zu nehmen. Jeff erzählt, dass er auch schon ein paar Mal in Deutschland gedreht hat. Bierwerbung in den bayerischen Alpen. Die Amerikaner seien ganz verrückt nach deutschem Bier. Wenn man dem US-Gerstensaft ein bajuwarisches Image verpasse, verkauft er sich praktisch von allein. Dann gibt Jeff mir noch den Tipp, nach Frankreich zu gehen, falls ich immer noch ernsthaft erwägen würde, Schauspielerin zu werden. Dort brauche man nicht so sonderlich viel Talent, da die Franzosen so derart von der künstlerischen Qualität ihrer Filme überzeugt wären, dass sie dabei gar nicht merkten, wie dilettantisch die Mimen vor der Kamera rumturnten. Jeff lässt mir eine Pepsi bringen, diese Birnenbrause könne ja kein Mensch trinken. Dann beginnen die Dreharbeiten. Action!
    Monica steigt aus dem Pool, ziemlich souverän, wie ich finde, denn es war ja schließlich mal ihr eigener. Sie stellt sich in Position und präsentiert das Gesöff. Sie ist richtig gut, denke ich.
    »This is the real taste! Pear explosion!«
    Dann streicht sie mit der kalten Dose sanft über ihr Bikini-Oberteil, sodass ihre Brüste den knappen Stoff spannen. Cut!
    Jeff scheint schon sehr zufrieden. Trotzdem lässt er Monica den Gang und den Spruch noch etwa dreißigmal wiederholen. Nur, um auf Nummer sicher zu gehen. Raus aus'm Pool, rein in'n Pool! Raus aus'm Pool, rein in'n Pool! Den ganzen Nachmittag.
    Okay, denke ich, eine Villa direkt neben Arnie wäre klasse, aber dafür Schauspielerin werden, dass ist nicht mein Ding. Da muss es doch noch andere Wege geben, in Hollywood zu Geld zu kommen. Ohne gleich eine Softwarefirma zu beklauen. Mein Blick fällt auf Jeffs Ringfinger. Mist, verheiratet. Vielleicht sollte ich doch erst mal abwarten, was Steve mir morgen sagen will. Wer weiß, am Ende tut er so geheimnisvoll, weil er  einen Koffer voll Geld gefunden und uns davon ein Schloss in Bel Air gekauft hat.
    »Alright! This is my girl !« , sagt Jeff zu Monica, nachdem sie völlig blau gefroren zum letzten Mal aus dem Wasser gestiefelt ist. Der Dreh wird beendet. Jeff bedankt sich bei mir für die Unterstützung. Nächste Woche drehe er einen Werbespot für Tortillachips, falls ich also einen zwergenwüchsigen Mexikaner wüsste, der die Rolle eines chipsessenden Dorftrottels spielen kann, solle ich ihm Bescheid sagen. Jeff gibt mir seine Visitenkarte. Inzwischen hat Monica sich abgetrocknet, und, nachdem sie noch ein paar Worte mit dem Regisseur gewechselt hat, kommt sie zu mir. Monica gibt mir einen Kuss. Sie nimmt mich ganz fest in den Arm.
    »Jeff fand mich großartig !« , sagt sie und kann es selbst kaum fassen, »er will weiter mit mir zusammenarbeiten!«
    Monica bedankt sich so überschwänglich bei mir, dass ich mich fast peinlich berührt umschaue. Aber die Leute am Set beachten uns gar nicht. Große Gefühle sind in Hollywood offenbar ganz normal. Dann holt Monica eine Seidenbluse aus ihrer Handtasche hervor. Ein echtes, edles Designerstück mit orientalischem Muster. Ein ganz kleiner Fehler am Kragen, kaum sichtbar - Monica weist auf ein millimetergroßes Loch neben einer Naht hin. Sie schenkt mir das wundervolle Oberteil. Das sei alles, was sie zur Zeit zu verschenken habe. So langsam bin ich echt gerührt. Ich bedanke mich und versuche meine Unsicherheit zu überspielen.
    »Tja, was für ein verrückter Zufall, dass wir uns getroffen haben. A real Hollywood-explosion! Brauchst du einen Model-Job? Frag nach
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