Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
sichtlich wohl.
    Er hob ein Whiskyglas und trank, als handelte es sich um einen Cocktail, denn er benutzte dabei einen Strohhalm. Alex fiel der Boxunfall ein, von dem Edward ihm erzählt hatte. Es stimmte, der Mann vor ihm sah tatsächlich aus, als habe ihm ein Schlag den Unterkiefer dauerhaft ausgerenkt. Schlimmer noch, der Kiefer war so zusammengeflickt worden, dass er nicht mehr richtig zum Rest des Gesichts passte. Als hätte jemand ein Foto waagrecht auseinandergeschnitten und dann leicht versetzt zusammengefügt.
    McCain sagte etwas und lachte wieder. Er trug ein silbernes Kruzifix, allerdings nicht um den Hals. Es war einen Zentimeter lang und hing am Ohrläppchen. Das glänzende Silber hob sich deutlich von der dunklen Haut ab. McCain bekannte sich geradezu provozierend offen zu seinem Glauben.
    Alex trat noch näher an ihn heran. Der Reverend spielte eine Variante von Poker – genannt Texas Hold’e m –, bei der fünf Karten aufgedeckt auf dem Tisch lagen und von allen Mitspielern verwendet werden durften. Die Einsätze waren gewaltig, wie Alex an den verschiedenfarbigen Chips im Wert von fünfzig, hundert und sogar fünfhundert Pfund erkennen konnte, die sich auf dem Tisch stapelten. Jeder Chip musste zu seinem Nennwert gekauft werden. Im Kasino wurde echtes Geld verwendet und von den Gewinnen ging ein gewisser Prozentsatz an First Aid.
    Die Spannung war mit Händen zu greifen. Karten wurden ausgeteilt, man spielte ein paar Minuten und schon wechselten womöglich einige Tausend Pfund den Besitzer. Gegenwärtig lag McCain klar in Führung. Vor ihm türmte sich ein ganzer Berg von Chips. Nur ein Mitspieler, ein Mann mit dichten silbergrauen Haaren und einem fleischigen Gesicht, konnte annähernd mithalten.
    McCain hob den Kopf und sah Alex. Sofort erschien das Lächeln wieder. Es zog Alex an und gab ihm das Gefühl, dass sie sich schon seit Jahren kannten.
    »Guten Abend!«, rief McCain mit seiner warmen Stimme. »Willkommen im Kasino von Kilmore Castle. Aber du bist noch ein wenig jung für den Spieltisch. Wie heißt du?«
    »Alex Rider.«
    »Ich bin Desmond McCain. Gleich beginnt das letzte Spiel. Steig ein. Wir spielen für einen guten Zweck, deshalb können wir beim Alter schon mal ein Auge zudrücken.« Er zeigte auf den Platz, der soeben frei geworden war. Man hörte, dass der gebrochene Kiefer ihn beim Sprechen behinderte. Mit F oder R beginnende Wörter klangen ein wenig undeutlich. »Wir hatten heute Abend schon einige interessante Blätter. Mal sehen, was die Karten bis Mitternacht noch bringen werden.«
    Eigentlich hätte er ablehnen und nach Edward Pleasure suchen sollen, wie mit Sabina vereinbart. Aber McCain forderte ihn geradezu heraus. Wenn er Nein sagte, hielten die anderen ihn für ein kleines Kind, das sich nichts traute.
    McCain stapelte seine Chips sorgfältig vor sich auf, darunter auch die des Mannes, der den Tisch verlassen hatte. Alex setzte sich auf dessen leeren Stuhl.
    »Prima!« McCain strahlte ihn an. »Du kennst die Regeln?«
    Alex nickte.
    »Wir halten uns streng daran. Die Teilnahme am Spiel kostet zweihundert Pfund – die gehen geradewegs an First Ai d –, der Mindesteinsatz liegt bei fünfzig Pfund. Hast du dein Taschengeld dabei?«
    Zwei Spieler lachten. Alex beachtete sie nicht.
    »Ich habe überhaupt kein Geld bei mir«, sagte er.
    »Dann erlassen wir dir die Teilnahmegebühr und ich gebe dir was ab. Da es das letzte Spiel des Abends ist, müssten fünfhundert reichen.« Er schob ein Häufchen Chips vor Alex. »Je mehr Spieler, desto größer der Spaß. Und man weiß ja nie. Am Ende gewinnst du vielleicht so viel, dass du dir eine neue Playstation kaufen kannst!«
    Insgesamt saßen jetzt wieder sechs Spieler am Tisch: drei Männer, zwei Frauen und Alex. Wenn Alex sich recht erinnerte, war die schwarzhaarige Frau neben McCain eine Fernsehmoderatorin. Dann kam ein älterer Mann, womöglich ein pensionierter Soldat. Er saß mit durchgedrücktem Rücken auf seinem Stuhl und blickte konzentriert geradeaus. Der Spieler zu seiner Linken hatte silbernes Haar. Alex hielt ihn für einen Steuerberater oder Bankier. Nach Alex kam noch eine Schottin mit rotblonden Haaren. Sie nippte an einem Champagnerglas, obwohl sie offensichtlich schon mehr als genug getrunken hatte.
    Der Croupier teilte jedem Spieler zwei verdeckte Karten aus. Alex kannte die Regeln, denn er hatte das Spiel in einem Alter, in dem andere noch Kinderbücher lasen, mit seinem Onkel Ian Rider und Jack Starbright
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher