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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears
Autoren: Anthony Horowitz
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Elektrisches Licht gab es nicht. In zwei gewaltigen Kronleuchtern flackerten über hundert Kerzen, an eisernen Wandhalterungen brannten Fackeln. Die rückwärtige Wand wurde von einem steinernen Kamin eingenommen, in dem ein gigantisches Feuer loderte. Die Flammen warfen rote Schatten über die Steinfliesen des Bodens.
    Obwohl die Kilmores schon seit Jahrhunderten nicht mehr in der Burg wohnten, waren sie allgegenwärtig. An den Wänden hingen ihre lebensgroßen Porträts – grimmig dreinblickende Männer mit Schwertern und Schilden und stolze Frauen, die das schottische Karo und Hauben trugen. In den zahlreichen Nischen des Saals standen Rüstungen, über den Türen waren gekreuzte Schwerter angebracht. Die Köpfe der von den Kilmores erlegten Hirsche, Füchse und Wildschweine blickten mit glasigen Augen auf das Treiben herunter. Wände, Kamin und sogar die Fenster waren mit Wappen geschmückt.
    Desmond McCain musste ein Vermögen für die Party ausgegeben haben. Die Gäste sollten für ihr Geld etwas geboten bekommen. Auf dem Büfetttisch, der sich quer durch den Saal zog, türmten sich Salate, Wild, Rindfleisch und ganze Lachse. Ein gebratenes Spanferkel lag mit böse funkelnden Augen auf einem Silbertablett, einen Apfel im Mund. Zu trinken gab es unzählige Weine und Spirituosen, mit Punsch gefüllte Schüsseln und nicht weniger als fünfzig Sorten Malt Whisky in unterschiedlich geformten Flaschen.
    Durch eine Tür gelangte man auf die Tanzfläche, durch eine andere in das Billardzimmer, in dem bereits ein Turnier in Gang war. In einem weiteren Raum parkte ein neues Mini-Cooper-Cabrio, der erste Preis einer Tombola. Zudem konnte man einen Kawasaki-Ultra-260X-Jetski und eine zweiwöchige Kreuzfahrt in der Karibik gewinnen. Alle Preise waren von reichen Sponsoren von First Aid gestiftet worden.
    Draußen schneite es immer noch und der eisige Wind schnitt wie ein Skalpell durch die Nacht. Drinnen war nichts davon zu spüren. Die Gäste waren festlich gestimmt und plauderten angeregt miteinander. Mitternacht rückte näher.
    Alex und Sabina fühlten sich fehl am Platz. Nur wenige Jugendliche waren eingeladen worden und von ihnen kamen die meisten aus der näheren Umgebung, waren mindestens ein Meter achtzig groß und interessierten sich nicht für sie. Die beiden aßen und tranken etwas und begaben sich dann zur Tanzfläche, aber selbst dort konnten sie ihre Befangenheit nicht ablegen. Um sie drehten und wiegten sich Erwachsene im Rhythmus einer Musik, die älter war als Alex.
    »Mir reicht’s«, verkündete Sabina, als die Band einen Klassiker von ABBA anstimmte.
    Alex konnte sie gut verstehen. Drei glatzköpfige Männer in Kilts hüpften über die Tanzfläche und stachen zur Melodie von Money, Money, Money mit den Fingern in die Luft. Er sah auf die Uhr. Erst zehn nach elf.
    »Ich glaube, wir können noch nicht gehen«, sagte er.
    »Weißt du, wo Dad ist?«
    »Er hat sich vorhin mit einem Politiker unterhalten.«
    »Wahrscheinlich, um an eine Story zu kommen. Er kann es nicht lassen.«
    »Kopf hoch, Sabina. Dieses Gemäuer ist viele Hundert Jahre alt. Sehen wir uns doch ein wenig um.«
    Sie drängten sich zum Rand der Tanzfläche und folgten einem Flur. Hinter einer Kurve verstummten Musik und Stimmenlärm abrupt. Ein zweiter Gang zweigte vom ersten ab. An seinen Wänden hingen Wandteppiche und Spiegel mit vergoldeten Rahmen und vom Alter geschwärzten Scheiben. Sie erreichten eine Treppe und stiegen zu einem der Türme hinauf. Unvermutet traten sie ins Freie. Zwischen steinernen Zinnen blickten sie in die schwarze, vom Schnee weiß gefleckte Nacht hinaus.
    »Endlich frische Luft«, sagte Sabina. »Ich bin fast erstickt.«
    »Ist dir nicht kalt?«, fragte Alex. Der Schnee fiel lautlos auf ihren Nacken und die bloßen Schultern.
    »Für eine Minute geht’s.«
    »Hier.« Alex zog sein Jackett aus und gab es ihr.
    »Danke.« Sabina schlüpfte hinein. Sie schwiegen eine Weile.
    »Ich wünschte, ich müsste nicht nach Amerika zurück«, sagte sie schließlich.
    Ihre Worte rissen Alex aus seinen Gedanken. Er hatte ganz vergessen, dass Sabina in wenigen Tagen abreisen würde. Sabinas Schule war in San Francisco, wo ihre Familie wohnte, und sie würden sich eine Zeit lang nicht sehen. Schade, dass sie ging. Er würde sie sehr vermissen.
    »Vielleicht besuche ich dich in den Osterferien«, sagte er.
    »Warst du schon mal in San Francisco?«
    »Einmal. Mein Onkel hat mich auf eine Geschäftsreise mitgenommen. Zumindest
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