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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears
Autoren: Anthony Horowitz
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ihre Umgebung in jeder Hinsicht. Kilmore Castle war eine gewaltige, aus grauem Stein erbaute Festung mit Türmen und Zinnen, schmalen Fensterschlitzen und massiven, abweisenden Toren. Annehmlichkeiten hatten bei ihrer Erbauung keine Rolle gespielt. Ihr einziger Zweck bestand darin, ihre Bewohner an der Macht zu halten. Es war schwer vorstellbar, wie sie hatte erobert, ja überhaupt erst erbaut werden können. Sogar der Nissan X-Trail mit seinem 2,2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel hatte seine Mühe mit den Haarnadelkurven, dem einzigen Zugang zur Burg. Waren die Soldaten früher mit Pferden hinaufgeritten? Und wie hatten sie die mächtigen Mauern überwunden?
    Inzwischen fuhren sie in einer Schlange teurer Autos. Hinter den beschlagenen Scheiben waren die anderen Gäste nur undeutlich zu erkennen. Sie bogen um eine letzte Kurve und erreichten eine große, in einen Parkplatz umgewandelte Freifläche, auf der Parkwächter in reflektierenden Westen die Ankömmlinge heftig gestikulierend einwiesen. Rechts und links des Haupteingangs brannten Fackeln, die sich nur schwer gegen das Schneetreiben behaupten konnten. Männer und Frauen in dicken Mänteln und mit von Schals verhüllten Gesichtern hasteten über den Kies und verschwanden durch das Tor. Die Szenerie erinnerte an einen Albtraum. Von einem Fest war nichts zu spüren. Die Menschen hätten genauso gut auf der Flucht vor einer Naturkatastrophe sein können.
    Edward Pleasure parkte den Wagen und Sabina schaltete ihren iPod ab.
    »Wir brauchen nicht bis Mitternacht zu bleiben«, sagte ihr Vater. »Gebt mir einfach Bescheid, wenn ihr fahren wollt.«
    »Ich wünschte, Mum wäre doch mitgekommen«, murmelte Sabina.
    »Ich auch. Aber wie du weißt, möchte sie nicht, dass wir uns Sorgen um sie machen. Genießen wir den Abend.«
    Sie stiegen aus. Im Auto war es warm gewesen und die eisige Kälte ging Alex sofort durch Mark und Bein. Schneeflocken tanzten vor seinen Augen und er spürte den Wind in den Haaren. Da er keinen Mantel anhatte, begann er zu laufen. Er schlang die Arme um den Oberkörper und zog den Kopf zwischen die Schultern, um den Elementen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Der Winter schien sich hier von seiner schlimmsten Seite zu zeigen. Die Fackeln am Eingang flackerten unruhig. Jemand rief etwas, doch die Worte gingen im Wind unter.
    Dann waren sie am Tor angekommen. Sie traten hindurch und gelangten in einen Innenhof, der sie zumindest vor dem Wind schützte. Der Hof war von hohen Mauern umschlossen und hatte einen unebenen Boden. In den Ecken standen einige Kanonen und es gab ein großes Feuer. Um die Flammen drängten sich rund ein Dutzend Gäste und wärmten sich. Lachend schüttelten sie sich den Schnee von den Mänteln. Vor Alex öffnete sich ein zweites Tor, das von steinernen Adlern bewacht wurde. Darüber war eine gälische Inschrift zu lesen, deren Buchstaben im Licht der Fackeln rötlich funkelten.
    CHA DÈANAR SGRIOS AIR NÀIMHDEAN
GUS AM BITHEAR FIOS AIR CÒ IAD
    »Was heißt das?«, fragte Sabina.
    Edward zuckte die Schultern, aber ein anderer Gast neben ihm hatte die Frage gehört. »Das ist das Motto des Kilmore-Clans«, erklärte er. »Die Burg war dreihundert Jahre lang sein Stammsitz.«
    »Und wissen Sie, was es bedeutet?«
    »Ja. Erst wenn man seine Feinde kennt, kann man sie besiegen. « Der Mann ging an ihnen vorbei und verschwand in der Burg.
    Alex starrte die Inschrift an. Er hatte das Gefühl, dass die Worte ihm galten. Doch dann schob er den Gedanken beiseite. Ein neues Jahr stand bevor und mit ihm ein neuer Abschnitt seines Lebens. Ohne Feinde. Das hatte er für sich beschlossen.
    »Komm, Alex.«
    Sabina fasste ihn am Arm und zusammen traten sie ein.

Letztes Spiel
vor Mitternacht
    E ine solche Party hatte Alex noch nie erlebt.
    Obwohl der Festsaal von Kilmore Castle riesig war, herrschte Gedränge. Fünf- bis sechshundert Gäste waren geladen worden und eine derartige Einladung lehnte man nicht ab, auch wenn sie dreihundert Pfund kostete. Alex hatte auf Anhieb ein halbes Dutzend Prominente aus Film und Fernsehen, einige Politiker, zwei Starköche und einen Popstar ausgemacht. Die Männer trugen einen Smoking oder Kilt, die Frauen versuchten einander mit meterweise Samt und Seide, tiefen Ausschnitten und funkelnden Juwelen zu übertreffen.
    Eine Armee von traditionell schottisch gekleideten Kellnern schob sich mit Tabletts durch die Menge und servierte Champagner. Auf einer Galerie spielten drei Männer Dudelsack.
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