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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
Autoren: Jack McDevitt
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einer mittelgroßen Stadt. Außerdem war er Offizier gewesen, Captain in der ashiyyurischen Flotte. »Ich glaube, das liegt am Ozean«, sinnierte er. »Er umschließt irgendwie alles. Konserviert. Das Gefühl für die Zeit geht verloren. Alles scheint stillzustehen.«
    Die anderen Passagiere hatten die Kabine nicht mit Außerirdischen teilen wollen. Schon im Wartebereich hatten sie einen großen Bogen um uns gemacht, und der Raum hatte sich mit Geflüster gefüllt, eindringlich genug, um sogar die Orchestermusik im Hintergrund zu übertönen. Die Leute waren nicht feindselig. Aber sie hatten Angst. Alle hielten sichere Distanz.
    »Bleib bei mir, Louie!«
    »Bleib da weg!«
    »Nein, sie werden dir nichts tun! Aber du bleibst hier!«
    Als ich versuchte, mich für die Haltung der anderen Passagiere zu entschuldigen, meinte Kassel, es sei doch nichts passiert. »Selotta hat mir erzählt, unsere Leute hätten sich Ihnen gegenüber auch nicht sehr aufgeschlossen gezeigt, als Sie uns besucht haben!«
    »Sie waren schon in Ordnung! Aber ich schätze, ich bin ein bisschen aufgefallen.«
    »Irgendwann«, so fuhr er fort, »ist das alles Vergangenheit, und wir werden uns als Freunde und Verbündete begegnen!«
    Seine Worte hatten Alex aufmerken lassen. »Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, das könnte wahr werden«, sagte er. »Zumindest fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ich es noch erleben werde!«
    Kassel war weniger pessimistisch. »Wir brauchen nur so etwas wie ein gemeinsames Ansinnen! Etwas, das uns dazu anregen würde, uns zusammenzuschließen!«
    »Das hört sich nach einem gemeinsamen Feind an«, bemerkte ich.
    »Das würde zweifellos funktionieren!« Er schloss die Augen. »Aber ein gemeinsamer Feind würde dieses eine Problem lösen, um uns im gleichen Zug vor ein noch größeres zu stellen. Nein, wir brauchen etwas anderes!«
    »Was haben Sie im Sinn?«
    »Ich weiß es nicht. Ein gemeinsames Ziel. Eine Aufgabe vielleicht. So etwas wie mit vereinten Kräften eine Mission zum Andromeda zusammenstellen!«
     
    Selotta und Kassel waren in Kleidung irdischen Stils geschlüpft. Sie trugen Freizeithosen und locker sitzende Hemden. Kassel hatte sich sogar an einem Hut versucht, wie ihn wahre Naturburschen gern tragen. Aber das Ding war ihm mehrere Größen zu klein gewesen. Er hatte ihn abgenommen und mir in die Hand gedrückt. Ich hatte es nicht geschafft, meine erste, unwillkürliche Reaktion für mich zu behalten: Mit Hut sah er albern aus.
    Selotta und Kassel versuchten zu lächeln, in dem Bemühen, die Menschen in ihrer Umgebung zu beruhigen. Aber da waren zu viele Eckzähne im Spiel. Ihr Lächeln sorgte zuverlässig dafür, jeden in Sichtweite in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Genauso war es auch auf dem Tauchboot. Der Captain kam normalerweise immer in die Kabine, sagte hallo und erkundigte sich, ob die Passagiere irgendeinen Wunsch hätten. Aber auf dieser Fahrt hatte sich die Tür zur Brücke nicht geöffnet.
    »Und dort drüben …«, seine Stimme ertönte aus der Bordsprechanlage, »… dort, wo das Licht ist, war der Regierungssitz. Niemand weiß, wie er genannt wurde oder auch nur, welche Regierungsform es in Atlantis gegeben hat, aber dies ist der Ort, an dem die Entscheidungen getroffen wurden.«
    »Dieser Ort hat etwas von der Stimmung in Ozymandias«, bemerkte Selotta. »Allerdings in einem größeren Rahmen.«
    »Sie kennen Ozymandias?«, fragte ich.
    »Natürlich!«, erwiderte sie und zeigte mir für einen Moment ihre Reißzähne. »Das dort aufgegriffene Motiv ist bei uns sehr verbreitet. Eines der berühmtesten klassischen Dramen Ihrer Spezies, Koros, spielt mit dem gleichen Gedanken. Verlorene Herrlichkeit, schaut meine Werke, alles vergeht! In Koros ist Sand das alles überlagernde Symbol. Genau wie bei Shelley.«
    Es waren vielleicht noch zwölf andere Passagiere im Ausflugsboot. Ich saß auf meinem Platz, während wir durch Atlantis schwebten, die Hauptstraße hinunterglitten, und bemühte mich nach wie vor, nicht über all den Kram nachzudenken, der einem ständig unkontrolliert im Kopf herumspukt. So fiel mein Blick auch auf Kassel, und ich fragte mich, wie es möglich sei, eine Beziehung einzugehen, wenn der Partner die eigenen Gedanken lesen könne. Was mich daran erinnerte, wie wenig ich im Grunde über die Stummen wusste.
    Hatte Selotta je jemanden hintergangen?
    Ich wand mich innerlich, als sich dieser Gedanke bemerkbar machte.
    Kassel schnaubte, halb ein Lachen, halb ein
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