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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
Autoren: Jack McDevitt
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verändert hatte. Dass es ausgegangen war. Er drehte sich um und sah nur noch ein graues, flackerndes Nachleuchten in der Mitte des Zimmers. Dann tauchte ein Mann in der typischen Kleidung eines Nachrichtenmoderators auf. »Meine Damen und Herren«, verkündete er, »wie es scheint, haben wir das Signal an der Quelle verloren. Wir versuchen, die Verbindung wiederherzustellen, und werden die Übertragung fortsetzen, sobald es uns möglich ist. Inzwischen schalten wir um zu einer Konzertveranstaltung im Bayliss-Saal in Alt-Marinopolis.«
    Leise Musik erfüllte den Raum. Eine Stimme erzählte Demery, er lausche gerade den goldenen Melodien der Frontrunners. Vor sich sah er fünf Musiker auf einer Bühne jenseits einer Tanzfläche. Sie spielten ein Stück, an das er sich noch aus seiner Jugend erinnerte: Meine Zeit mit dir, ja, genau das war es!
    Er setzte sich wieder. Die Frontrunner spielten ihr Stück, kamen zum Ende und stimmten die nächste Melodie an. Die Lautstärke nahm ab, die Musik verstummte. Eine Stimme informierte Demery, dass man immer noch versuche, den Kontakt zu der Einweihungszeremonie des Sabol-Monuments wiederherzustellen. Und versicherte ihm, dass dies gewiss bald der Fall sei.
    Schließlich schaltete Demery die HV ab und vertiefte sich stattdessen in ein Buch.

 
1
     
     
    Zivilisation bedeutet, wie auf einer Zeitschiene Kontakt mit der Vergangenheit zu haben und diesen Kontakt nie zu verlieren. Wenn wir wissen wollen, wer wir sind und wohin unsere Reise geht, müssen wir uns erinnern, von wo wir aufgebrochen sind und was uns dorthin gebracht hat.
    Etüde in Schwarz
     
    DREIUNDDREISSIG JAHRE SPÄTER
    DER ATLANTISCHE OZEAN VOR DER KÜSTE AFRIKAS
     
    Atlantis war trotz all des Getues keine große Sache. Ich meine, wie sollte es auch, nach zwölftausend Jahren auf dem Meeresgrund? Alex und ich blickten aus den Kabinenfenstern auf die Ruinen, die kaum mehr waren als Hügel im stillen, klaren Wasser. Hier und dort konnte man immer noch eine Mauer ausmachen, aber sonst war da nicht viel. Über die Jahrhunderte hatte es regelmäßig Gerede über einen möglichen Wiederaufbau gegeben. Aber die vorherrschende Meinung war stets gewesen, dass Atlantis, würde es wiederaufgebaut, nicht länger Atlantis wäre. Navigationsleuchten flammten auf, während wir über den Meeresboden dahinschwebten. Fische und Aale, angezogen von dem Licht, kamen herbei und starrten uns an. Über uns sank ein Touristenboot in die Tiefe.
    Niemand von uns war je zuvor hier gewesen. Alex schaute nachdenklich hinaus zu den Überresten jener sagenhaften Kultur, und ich wusste genau, was er dachte: Wie hatte dieser Ort wohl im Sonnenschein ausgesehen, als Kinder in den Höfen gespielt und Bäume die Gehwege beschattet hatten? Ich wusste auch, dass Alex gern ein paar Stücke aus Atlantis mit nach Hause genommen hätte.
    Die Stimme des Captains erklang über die Intercom und wies die Passagiere auf diesen oder jenen Geröllhaufen hin. »Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir passieren nun den Tempel von Akiva!«
    »Man nimmt an, dass es sich bei dem Gebäude direkt voraus um die große Bibliothek gehandelt hat.«
    »Zu Ihrer Linken, gleich jenseits dieses großen Hügels …«
    Der Captain war nicht gerade glücklich darüber, zwei Stumme unter den Passagieren an Bord zu haben, aber ich muss zugeben, er hielt sich gut. Sein Unbehagen schlug sich jedenfalls nicht in seiner Stimme nieder.
    Und, okay, ich gestehe, ich war auch nicht sonderlich entspannt! Eine der Stummen war Selotta, Direktorin des Museums für fremdartige Lebensformen auf Borkarat, einer der Hauptwelten der Stummen. Begleitet wurde Selotta von ihrem Gefährten Kassel (Betonung auf der zweiten Silbe). Im vergangenen Jahr hatte sie mir bei meiner Reise in die Ansammlung aus der Patsche geholfen, und wir hatten einander versprochen, wir würden uns wiedersehen. Selotta hatte mir erzählt, dass sie schon immer die Erde habe besuchen wollen, also flogen wir hin. Während der zwei Wochen, die wir nun zusammen verbracht hatten, hatte ich erleichtert erkannt, dass mir ihre äußere Erscheinung nicht mehr so zu schaffen machte wie damals, als ich meinen ersten Vorstoß in das Gesellschaftsgefüge der Ashiyyur unternommen hatte. Es wäre übertrieben zu behaupten, die Ashiyyur sähen aus wie gigantische Heuschrecken. Aber sie sind zugegebenermaßen extrem hochgewachsen, und ihr Körper hat etwas Hülsenartiges. Die Haut ist wie Leder. Altes Leder. Leder, das ein bisschen zu oft
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