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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Autoren: Ann Benson
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lachte und drückte ihr liebevoll den Arm. »Das liegt mir im Blut, wenn du dich erinnerst. In mehrerlei Hinsicht.«
    »Ja, wie konnte ich das nur vergessen?«
    Janie sah aus dem Fenster, hinter dem die Landschaft vorbeirauschte, und überlegte, dass Alex ganz präzise in die Fußstapfen seines Originals getreten war. Seine Welt war sicherer geworden, weil den Leuten, die für MedGlobe, sein geistiges Kind, arbeiteten, keine neue Mikrobe entging und sie gleichzeitig die skrupellosen Leute jagten, die biologische Kampfstoffe zu produzieren versuchten.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Vermisst du Guy und Kate?«
    »Ja, klar. Aber Sarah hat alles im Griff. Sie werden mich wahrscheinlich nicht vermissen.«
    Aus den Lautsprechern ertönte eine elektronische Stimme und verkündete in den verschiedensten Sprachen: Nächster Halt: Montpellier.
    Das hochmoderne, strenge Gebäude, in dem sich die Universitätsbibliothek befand, schien mitten in der Altstadt völlig fehl am Platze zu sein. Nacheinander legten Mutter und Sohn ihre Hand auf das Lesegerät und traten durch das Tor.

    »Le Cyrurgia Magna de Guy de Chauliac«, sagte Alex zu einer der Bibliothekarinnen.
    »En haut«, erwiderte die Frau und deutete die Treppe hinauf.
    Sie fuhren mit dem Aufzug in den ersten Stock und folgten den Schildern zu den Collections historique s. Dort entdeckten sie das Manuskript in einer Glasvitrine, sanft beleuchtet. Ein Hinweisschild darunter besagte, dass dieses Exemplar im fünfzehnten Jahrhundert in Nantes gefunden worden war. Einen Moment lang standen sie vor der Vitrine und betrachteten es schweigend.
    IM NAMEN GOTTES BEGINNET HIERMIT DAS INVENTARIUM ODER DIE SAMMLUNG MEDIZINISCHEN WISSENS AUF DEM GEBIETE DER WUNDARZNEI, ZUSAMMENGETRAGEN UND VOLLENDET IM JAHRE DES HERRN 1363 VON GUY DE CHAULIAC, MEDICUS UND DOKTOR DER PHYSIK, NACH DEN ERKENNTNISSEN DER BERÜHMTEN UNIVERSITÄT MONTPELLIER …
    »Ich wünschte, ich könnte es berühren«, sagte Alex.
    »Das hast du doch schon.«
    Und dann sagten Janie und ihr Sohn breit grinsend im Chor: »Nein, das war er.«

    »Genau wie er es beschrieben hat. Ich bin froh, dass wir uns keine Fotos davon angesehen haben, bevor wir hierhergekommen sind.«
    »Jedenfalls ist er weiß.«
    »Das hat er gesagt.« Er sah nach oben und zählte die Türme mit dem Finger ab. »Sieht ein bisschen wie eine Modelleisenbahn-Burg aus.«
    Nach dem päpstlichen Palast besuchten sie die engen Gassen und winzigen Häuser des ehemaligen jüdischen Ghettos.

    »Meine Güte, die Leute müssen ganz schön klein gewesen sein«, sagte Alex, als er vor der mittelalterlichen Synagoge stand.
    Er zog seinen Kopf ein, als er unter dem Türsturz hindurchging, und legte seine Hand auf das Symbol der Heiligkeit im Türrahmen. Ein paar Bankreihen sahen zu dem Toraschrein, vor dem sich ein kleines Lesepult befand. In dem kleinen Raum war es still und ruhig; durch ein schmales Fenster über der Tür fiel ein goldener Lichtstrahl. Alex sah auf den sandigen Boden zu seinen Füßen und fragte sich, woraus die Schuhe der Männer, die vor siebenhundert Jahren über diese Schwelle getreten waren, bestanden haben mochten.

    Janie blickte von dem Stadtplan von Paris auf und deutete auf ein Straßenschild. »Place Paul Painlevé. Dort ist es.«
    Sie fanden de Chauliacs Haus, das sich nur ein paar Schritte vom Musée Cluny entfernt befand.
    In der Mauer, die den Hof umgab, war eine Plakette eingelassen, gleich rechts neben dem Tor. »Musée de Chauliac«, las Alex vor. »Wie passend.«
    Das schmiedeeiserne Tor, das ins Innere des Hofs führte, war verschlossen, wie sich zeigte, als er es zu öffnen versuchte. Janie drückte auf eine Klingel; sie warteten ein paar Minuten, aber es tat sich nichts.
    Sie liefen die Mauer entlang zur nächsten Querstraße. Wie die meisten Straßen in den Altstadtvierteln von Paris war auch sie beklemmend eng. An ihrem Ende sahen sie eine Reihe Metallpfosten, die sie für den Autoverkehr sperrte. Janie nahm ihren Sohn am Arm und führte ihn in die Gasse, dann drehte sie ihn so, dass er auf eine kleine Gaube blickte.
    »Das muss die Stelle sein, an der Kate und Guillaume Karle standen. Er schrieb davon, dass er aus dem Gaubenfenster sah.« Sie deutete nach oben. »Das ist das einzige, das zur Straße hinausgeht.«

    Eurotunnel oder Boot?
    Boot, ist doch klar. So hat er es gemacht, und so will ich es auch machen.
    Sie hatten mit dem Hovercraft von Calais aus eine schnelle, angenehme Überfahrt, die nichts mit der
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