Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
Brüllen die Übel dieser Welt vertreibt, und wenn sie ihnen nicht entfliehen kann, dann möge sie davonfliegen wie eine Amsel«, sagte sie. »Ich bete darum, dass sie nicht allzu oft davonfliegen muss.«
    Alejandro sah ihr zu, wie sie ihrem Kind liebevoll über die Wange strich, und sagte: »Dies soll ihr Vermächtnis sein. Doch ich fürchte, dass sie schon bald das erste Mal davonfliegen muss.«
    Er berichtete ihr von den Ereignissen am Tag von Ariellas Geburt, von der Bestechung der Hebamme und von seinem Argwohn, dass die Frau ihr Versprechen, sie nicht zu verraten, nicht halten würde. »Wir haben uns ein wenig Zeit erkauft, mehr nicht«, sagte er. »Bald genug wird sie uns preisgeben. Wir müssen Vorkehrungen treffen.«

    Sie kauften einen soliden Karren und vier starke Pferde. Die Ausstattung des Karrens überwachte de Chauliac höchstpersönlich; er wurde mit mehreren dicken Daunendecken und Kissen ausgelegt, sodass Philomène auf der Fahrt über die ausgefahrenen Straßen, die aus Paris hinausführten, bequem liegen konnte. Zwischen den Decken und Kissen wurden Instrumente und Werkzeuge versteckt sowie mehrere leere Wasserschläuche. Alejandro stellte eine Auswahl an Kräutern und Arzneien
zusammen, die er in einer Kiste unter dem Kutschbock versteckte, zusammen mit mehreren Messern und den Riemen, an denen man sie schärfte. Kate fertigte einen starken Bogen und einen Köcher mit Pfeilen an und legte noch eine zusätzliche Sehne dazu.
    Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, wurden Karren und Pferde in den Stall gebracht, damit sie an dem zu erwartenden Tag des Verrats zur Verfügung stünden.

    Wenige Tage später kam ein Besucher ins Haus, ein Benediktinermönch. Aus einem Versteck heraus sah Alejandro zu, wie de Chauliac den Mann in seine Bibliothek führte und die Tür hinter ihm schloss.
    Alejandro war nicht zugegen, als der Mönch die Bibliothek eine Stunde später wieder verließ und de Chauliac ihn persönlich auf den Hof geleitete; kurz danach ließ ihn der Franzose jedoch zu sich kommen.
    »Ich fürchte mich davor zu fragen, was geschehen ist«, sagte er.
    »Und das ist gut so, denn es gibt nichts zu berichten, außer dass eine gewisse Frau, die das Gewerbe einer Hebamme betreibt, zu ihm kam und eine höchst ungewöhnliche Beichte ablegte. Er sagte mir nicht, was sie ihm anvertraute, da es für einen Priester eine der schlimmsten Sünden ist, zu enthüllen, was er durch die Beichte erfährt.«
    Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort: »Aber wir wissen, was sie ihm gesagt hat. Und wenn sie mit ihm sprach, dann sprach sie vielleicht auch mit anderen, deren Zunge nicht durch die Regeln ihres Glaubens gebunden ist.«
    »Es ist also an der Zeit«, sagte Alejandro traurig.
    »Ich fürchte, ja.«
    Die Luft um die beiden Freunde schien schwer von ihrem Kummer über die bevorstehende Trennung, bis Alejandro schließlich mit Demut sagte: »Wieder müssen wir Abschied voneinander nehmen, Kollege, vielleicht zum letzten Mal.«

    »Vielleicht«, erwiderte de Chauliac. »Die Erkenntnis bereitet mir Schmerz.«
    »So wie mir. Ich kann Euch gar nicht genug für die vielen Wohltaten danken, die Ihr mir erwiesen habt. Ich will sie nicht im Einzelnen aufzählen, da dies den ganzen Tag in Anspruch nehmen würde, und es gibt noch so viel zu tun.«
    Ein wehmütiges Lächeln erschien auf de Chauliacs Gesicht. »Was soll ich nur ohne Eure tröstliche und anregende Gesellschaft tun?«
    »Das, was Ihr seit eh und je getan habt«, antwortete Alejandro. »Ihr werdet studieren und lernen, so wie ich, in dem Wissen, dass ich mit Euch mithalten oder untergehen muss.«

    Alejandro stand in der Halle des Hauses und sah seinen Kollegen an, einen Mann, der vor vielen Jahren - und jetzt erneut - sein Lehrer gewesen war. Eine Zeit lang, als de Chauliac herausfand, dass er während des großen Sterbens einen Juden nach England geschickt hatte, waren sie Feinde gewesen. Doch als sich ihre Wege wieder kreuzten, schien es beiden, als habe Gott sie aus einem bestimmten Grund zusammengeführt, und im selben Maß, in dem ihr gegenseitiges Misstrauen schwand, festigte sich ihre Freundschaft. De Chauliac war der treueste Freund, den er jemals gehabt hatte, und er würde es immer sein. Er warf einen Blick durch die offene Tür in den Hof und betrachtete einen Moment lang schweigend seine Familie, die dort stand. Kate, die Tochter seines Herzens, Guillaume, ihr Sohn und sein Enkel, und Philomène, seine Gemahlin, die jetzt ihr Kind in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher