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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast
Autoren: Carter Brown
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irgendwo im Inneren des Hauses ein gedämpftes Glockenspiel.
    Etwa eine halbe Minute später öffnete
mir ein Bursche die Tür und starrte mich ausdruckslos an. Er war, so vermutete
ich, um die Dreißig herum, durchschnittlich groß und sah gut genug aus, um als
Modell arbeiten zu können. Sein dickes, schwarzes Haar war kurz geschnitten,
seine dunkelbraunen Augen wurden von langen, gebogenen Wimpern überschattet,
und er hatte eine sanft getönte Haut. Ja, er sah so aus, als wäre er soeben in
seinem blauen Seidenhemd und den weißen Hosen, die er trug, einem
buntschillernden Herrenmagazin entstiegen.
    »Ich würde gern Mrs. Hamer
sprechen«, sagte ich.
    »Mrs. Wallace Hamer?«
    Seine Stimme klang sanft und
wohltemperiert.
    »Ja, genau.«
    »Das würde ich auch gern.« Er
grinste. Seine Zähne wirkten gegen den glatten, braunen Teint unglaublich weiß.
»Doch ich bin ganz sicher, es hat nie eine gegeben.«
    »Sind Sie ein Verwandter von
Mr. Hamer?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Craig Pollock. Wir
teilen uns das Haus. Und wer sind Sie?«
    Ich sagte es ihm und zeigte ihm
meine Blechmarke.
    »Ist Wally in Schwierigkeiten?«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn
ich hereinkomme?«
    »Das bedeutet, er ist in großen
Schwierigkeiten.« Er machte die Tür weiter auf. »Kommen Sie herein,
Lieutenant!«
    Wir gingen ins Wohnzimmer, das
maßvoll eingerichtet war. Die Bilder an den Wänden sahen wie Originale aus.
    Pollock bot mir einen Stuhl an
und setzte sich mir gegenüber.
    »Wie schlimm ist es?« fragte
er.
    »Er ist tot.«
    Seine Züge erstarrten. »Wie ist
das passiert?«
    »Er wurde erschossen. Zwei
Streifenpolizisten fanden ihn in seinem Wagen sitzend, etwa eine Meile von Mrs.
Trents Haus entfernt.«
    »Sie glauben, er hat sich
selbst umgebracht?«
    »Wir konnten keine Waffe
finden. Er wurde ermordet, Mr. Pollock.«
    »Ich wußte, es würde
Unannehmlichkeiten geben«, sagte er wütend. »Zumal auch Miles Gerard und Sophia
Platzer dort waren. Diese Minerva Trent ist ein verdammtes Weibsstück! Das ist
alles ihre Schuld.«
    »Sie waren nicht zu der Party
eingeladen?«
    »Minervas Taktik ist es,
niemals homosexuelle Paare zu ihren Partys einzuladen. Zusammen sind sie
einfach zu langweilig, sagt sie. Deshalb kann die Frau zu Hause
bleiben.«
    »Wer sind Miles Gerard und
Sophia Platzer?«
    Er legte seine Hände zwischen
die Knie und preßte sie fest gegeneinander. »Ich habe es noch nicht ganz begriffen,
Lieutenant. Ich meine, die Tatsache, daß Wally tot ist. Aber das wird kommen,
und dann werde ich nicht mehr in der Lage sein, mich länger mit Ihnen zu
unterhalten.«
    »Ich verstehe, Mr. Pollock«,
murmelte ich.
    »Ich will versuchen, die
Situation zu erklären. Wir müssen bei Minerva Trent beginnen. Wissen Sie etwas
über sie?«
    »Ich habe ihr Haus gesehen,
aber ich habe nicht mit ihr gesprochen. Sie ist die Witwe des Öl-Trent. Das ist
alles, was man mir über sie gesagt hat.«
    »Ein stinkreiches Weibsbild«,
knurrte er. »Bildet sich wahrscheinlich ein, sie kann sich mit ihrem Geld alles
kaufen, und vermutlich ist es auch so. In der Regel jedenfalls. Und sie hat
eine wundervolle Theorie, was Schwule anbetrifft. Sie behauptet, sie wären nur
schwul, weil sie noch keiner Frau begegnet wären, die stark genug war, sie
sexuell zu bekehren, das heißt zu dem zu machen, was sie ursprünglich
eigentlich hatten sein sollen. Und natürlich ist Minerva die einzige Frau, die
dazu in der Lage ist.«
    »So wie Sie reden, wundere ich
mich, warum Mr. Hamer zu ihrer Party gegangen ist«, sagte ich.
    »Weil er — genauso wie die
meisten Leute dort — etwas von ihrem Geld haben wollte«, erklärte Pollock
verbittert. »Wir handeln mit Antiquitäten, Lieutenant, und haben uns auf
asiatische Kunst spezialisiert. Hier in Pine City haben wir ein kleines
Geschäft, aber wir verkaufen im ganzen Land eine Menge an den Großhandel und
könnten noch verdammt viel mehr losschlagen. Nur fehlen uns die nötigen Kohlen
für eine Ausdehnung unserer Geschäftsbeziehungen. Wir benötigen einen
beträchtlichen Batzen Bargeld, den wir ins Geschäft stecken können. Banken
interessieren sich nicht für uns, da das Risiko bei Antiquitäten sehr hoch
liegt.« Sein Mund verzerrte sich plötzlich. »O mein Gott, was rede ich denn da alles!«
    »Und Mr. Hamer hatte gehofft,
er würde das Geld von Mrs. Trent bekommen«, kam ich ihm zu Hilfe.
    Er nickte. »Miles Gerard
stellte uns ihr vor. Miles ist auch schwul und scharf auf Wally. Aber Wally ist
mir
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