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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast
Autoren: Carter Brown
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»Deshalb verschwinde ich lieber, bevor er eintrifft.«
    Ich spazierte zu meinem Wagen
zurück, wendete erneut und folgte der sich schlängelnden Schotterstraße. Nach
vielleicht einer Meile sah ich direkt vor mir geöffnete Torflügel. Ich fuhr
langsam über die kreisförmig angelegte Auffahrt, die einen saftig-grünen Rasen
umschloß, und parkte vor dem Haus.
    Es war ein kleines
Herrschaftshaus im Stil der Südstaaten, das heißt, es hatte nur achtzehn
riesengroße Räume. Die Fassade war weiß getüncht und mit zwei Stock hohen,
reich verzierten Säulen geschmückt. Drei breite Stufen führten zur Eingangstür
empor.
    Ich läutete und wartete.
Irgendwie kam ich mir nackt vor ohne ein umgegürtetes Schwert.
    Doch es passierte absolut
nichts. Ich drückte noch fünf weitere Male auf die Klingel, ehe sich die
Haustür endlich öffnete.
    Scarlett O’Hara stand vor mir.
Sie trug einen weißen Bademantel, der in der Mitte ihrer Schenkel endete und
weit offenstand.
    »Was wollen Sie, zum Teufel
noch mal?« fragte sie.
    Ihr volles, blondes Haar fiel
frei auf ihre Schultern herab, und ihre Lider senkten sich auf tiefblaue Augen.
Ihre Mundwinkel waren leicht herabgezogen, und die Unterlippe war ein bißchen
schmollend vorgeschoben. Sie war groß, doch ganz bestimmt nicht schlank, wie
man aus dem entschlossenen Vorstoß ihrer prallen Brüste erkennen konnte.
    »Minerva Trent?« fragte ich
höflich.
    »Wer sind sie?«
    »Lieutenant Wheeler vom Büro
des Sheriffs.«
    Ich ließ sie rasch meine
Dienstmarke sehen, und sie blinzelte.
    »Haben die Nachbarn sich über
den Lärm letzte Nacht beschwert?« fragte sie mit einem ungläubigen Unterton in
der Stimme. »Wer war es?«
    »Sie hatten letzte Nacht eine
Party?«
    »Ja, wir hatten eine Party, und
ich kam erst kurz vor vier Uhr heute morgen ins Bett«, erklärte sie. »Weshalb
stehe ich also hier herum und lasse mich auf dieses sinnlose Geschwätz mit
Ihnen ein?«
    »War Wallace Hamer auf der
Party?«
    »Aber ja, er war auf der
Party.« Ihre tiefblauen Augen bekamen einen wachsamen Ausdruck. »Ist ihm etwas
zugestoßen?«
    »Er ist tot«, sagte ich
mitleidsvoll.
    »Oh!« Sie dachte ein paar
Sekunden lang nach. »Vielleicht sollten Sie lieber doch ins Haus kommen.«
    »Danke, Mrs. Trent.«
    »Ich bin nicht Mrs. Trent«,
bemerkte sie knapp. »Ich bin Liz Stillwell, ihre Sekretärin — Gesellschafterin,
sagt man wohl.«
    Ich folgte ihr in die riesige
Eingangshalle mit der anmutigen Wendeltreppe, die zum ersten Stock hinaufführte.
Ihr üppig gerundetes Hinterteil wippte unter dem Bademantel verführerisch auf
und ab und beanspruchte voll und ganz meine Aufmerksamkeit, bis wir die Küche
erreichten.
    »Ich brauche jetzt eine Tasse
Kaffee«, sagte Liz Stillwell. »Möchten Sie auch welchen?«
    »Hört sich großartig an.«
    »Falls ich nicht bestürzt
scheinen sollte, so darum, weil ich ihn kaum kannte«, erklärte sie, während sie
eine komplizierte Kaffeemaschine in Gang setzte. »Ich glaube, Minerva kennt —
das heißt kannte ihn recht gut. Er war letzte Nacht hier und ging so um drei
Uhr dreißig morgens. War es — ein Autounfall?«
    »Wir fanden ihn etwa eine Meile
von hier entfernt in seinem Wagen. Jemand hat ihn erschossen.«
    Sie fuhr rasch herum und
starrte mich an. »Sie meinen, es war Mord?«
    »Es sei denn, er hat den
Revolver, gleich nachdem er sich erschossen hatte, verschluckt.«
    »Ein Bulle mit Sinn für Humor.
So was gibt’s nicht häufig.«
    »Wie viele Personen waren
gestern abend auf der Party?«
    »Neun«, erwiderte sie, »Minerva
und ich eingeschlossen.«
    »War Hamer der letzte Gast, der
das Haus verließ?«
    Sie überlegte einen Moment.
»Ich glaube, ja. Er war noch hier, als ich zu Bett ging.«
    »Gegen vier Uhr heute früh?«
    Sie gähnte erneut und entblößte
ebenmäßige, weiße Zähne. »Erinnern Sie mich nicht dran!«
    »Er war also noch hier, als Sie
zu Bett gingen«, rekapitulierte ich. »Und Mrs. Trent leistete ihm
Gesellschaft?«
    »Ja, so war es. Aber wenn
Minerva mit ihm hätte pennen wollen, hätte sie wohl kaum so lange damit
gewartet, bis ich mich schlafen lege. Sie hätte ihn einfach mit hinauf in ihr
Zimmer genommen.«
    Darauf ließ sich nichts
erwidern.
    Ich spazierte zum Fenster
hinüber und blickte in den großen Innenhof hinaus und auf den ovalen
Swimming-pool dahinter, der keimfrei und einladend wirkte; und ganz automatisch
überlegte ich, wie es wohl sein würde, sehr reich zu sein, ein Haus wie dieses
hier zu besitzen und ständig
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