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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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verweht plant«, erklärte
ich ihr, während ich mich zur Kommode aufmachte. »Und zufällig sind die
siebenundneunzig schönsten Starlets von Hollywood bereit, alles zu tun, was
ihnen die Rolle der Scarlet verschafft .«
    Ich öffnete die oberste
Kommodenschublade und starrte düster auf die darin befindliche auserwählte Sammlung
von Socken und Krawatten.
    »Und Sie interviewen sie
einzeln auf Ihrer Couch ?«
    »Meine Fantasievorstellungen
sind niemals so profan«, sagte ich kalt. »Ich lade sie alle zusammen zu einer
Orgie ein — an der achtundneunzig Leute teilnehmen — neben meinem privaten Swimming-pool .«
    »Haben Sie sich je ausgemalt,
wer die Rolle bekommt ?« In ihre Stimme hatte sich ein
Unterton echter Neugierde eingeschlichen.
    »Die Rolle bekommt das Mädchen,
das über die größte Erfindungsgabe bei der Orgie verfügt«, sagte ich. »Aber ich
habe mich nie zwischen der Blonden, die früher als Schlangenmensch auftrat, und
der Rothaarigen, die ein paar Jahre lang den Harem eines Sultan trainiert hat,
entscheiden können .«
    Nachdem ich mit den Socken und
Krawatten fertig war, zog ich die nächste Schublade auf und fand Leckwicks schlaffe und mitgenommen aussehende Brieftasche. Ich leerte den Inhalt auf die Kommode und begann ihn zu
sortieren.
    »Ich frage mich«, sagte Cissie mit gekünstelt gleichmütiger Stimme, »wo würde ich
als Starlet rangieren ?«
    »Sie würden entschieden auf die
Liste der siebenundneunzig Schönsten gesetzt werden«, versicherte ich ihr. »Auf
Anhieb würde ich etwa auf den zwanzigsten Platz tippen .«
    »Einfach großartig«, krächzte
sie mit empörter Stimme. »Vielen Dank, Lieutenant Wheeler!«
    Ein Führerschein, eine
Versicherungskarte, achtzehn Dollar in Kleingeld, ein zerknitterter Schnappschuß eines eindringlich blickenden jungen Mannes
mit leicht lasterhaften Augen, eine Sammlung alter Theaterbillettabschnitte und zwei Briefe bildeten den Gesamtinhalt der Brieftasche. Der erste Brief war
eng gefaltet, daß er auseinanderfiel, und enthielt die verzweifelte Bitte, den
Kontakt mit der Schreiberin aufrechtzuerhalten, die seit über einem Jahr nichts
von ihm gehört hatte. Die Schreiberin war seine Tante in Colorado, wie ich
entdeckte, als ich bis zur Unterschrift vorgedrungen war, und der Brief war
fünf Jahre alt.
    Der zweite Brief war
offensichtlich brandneu, und es haftete ihm noch immer ein leichter Parfümduft
an. Es war mehr ein Zettel als ein Brief und zudem kurz und bündig.
     
    Anton!
    Ich muß Dich Freitag abend sehen; es ist
ungeheuer wichtig. Komm zu mir in die Ricochet Bar.
Ich werde gegen halb acht Uhr dort sein und auf Dich warten. Es ist dringend!
Amanda W.
     
    Ich faltete das Papier zusammen
und steckte es in meine eigene Brieftasche, bevor ich den Rest des Inhalts in
die Leckwicks zurückstopfte. In den anderen
Schubladen befand sich nichts von Interesse, und so wandte ich mich von der
Kommode ab und dem Bett zu, wo mich der kalte Blick der kobaltblauen Augen
traf.
    »Vermutlich müssen Sie als
Kriminalbeamter die ganze Zeit über den Geheimniskrämer spielen ?« murrte die Blonde. »Wie zum Kuckuck würden Sie auch sonst
Vergnügen an einem so trübseligen Dasein finden ?«
    »Ein fünf Jahre alter Brief von
seiner Tante aus Colorado ?« sagte ich leichthin. »Ist
das vielleicht ein großes Geheimnis ?«
    »Es waren zwei Briefe«, sagte
sie scharf.
    »Der andere stammt von einer
Dame namens Amanda .« Ich zuckte die Schultern. »Kennen
Sie irgendein Mädchen namens Amanda ?«
    »Sie können irgendeinen
x-beliebigen Namen nennen«, sagte Cissie mit
verdrossener Stimme. »Und irgendwann einmal in meinem Leben habe ich die
Betreffende >Mutter< genannt .«
    »Amanda W .« ,
beharrte ich. »Kennen Sie eine Amanda W. ?«
    Sie überlegte einen Augenblick.
»Amanda Wildbeast ? Wie wär’s mit Amanda Willigundbereit ? Nein, das ist nicht möglich !«
    Gleich darauf tauchte ein
schockierter Ausdruck auf ihrem Gesicht auf. »Amanda Wardring .«
    »Und wer ist Amanda Wardring ?« brummte ich.
    »Meines albernen Daddys vierte
und letzte Frau«, sagte sie bitter. »Sie war genau drei Jahre älter als ich,
als die beiden heirateten. Es hat mir einen Heidenspaß gemacht, bei ihr auf die
>Mutter<-Tour zu reiten .«
    »Und die beiden wurden
geschieden ?« erkundigte ich mich.
    »Etwa drei Monate, bevor mein
Vater starb, und das liegt beinahe ein Jahr zurück .« Sie lächelte in Erinnerung versunken. »Er starb unter peinlichen Umständen an
einem Herzinfarkt
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