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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien
Autoren: Franziska Sperr
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    MAXIMILIAN  II . EMANUEL VON BAYERN
    1662 – 1726
    Das waren noch Zeiten, als die Männer ihren Frauen zur Geburt des ersten Sohnes ein Schloss schenkten. So geschehen bei der Geburt des Erbprinzen Max  II . Emanuel, aus dem ein großer Kurfürst werden sollte.
    D ie Hoffnung des Kurfürsten
Ferdinand Maria von Bayern,
seine Gemahlin
Henriette Adelaide von Savoyen
möge einem gesunden Sohn und Stammhalter das Leben schenken, war in Erfüllung gegangen. Die Freude war groß, und auch mehrere Gelübde waren einzulösen. Aus Italien holte man den Theatinerorden nach München und stiftete ihm die Kirche St. Kajetan, heute Theatinerkirche 33 ( ▶ F 4 ) genannt, und ein Kloster. Die Kirche sollte nur einen Steinwurf entfernt, gegenüber der Residenz, errichtet werden, damals am äußersten Stadtrand Münchens, heute braucht es einige Fantasie, sich das vorzustellen.
    Die junge Mutter erhielt die großzügig bemessenen Mittel zum Bau eines Schlosses, das nordwestlich von München errichtet werden sollte und welches jener so heiß ersehnte Sohn dann nach dem Tod des Vaters im Jahr 1679 erweiterte und schließlich selbst als Sommerresidenz nutzte:
Schloss Nymphenburg.
Italienischer Barock war passé, Schloss Nymphenburg wirkte dagegen fast streng und schnörkellos. Es lag weit außerhalb der Stadtgrenze, dort, wo die Luft rein war, nicht schwer vom Gestank des Pferdemists. Hier störte kein Getrappel der Hufe, man konnte sich ausruhen und erholen. Das ist heute noch so: Im
Nymphenburger Park
ist man in einer anderen Welt, weit weg von der tosenden Stadt, hier können sich Liebespaare im Flüsterton verständigen, die Alten spazieren auf den Sandwegen, durchs satte Grün im Sommer oder durch verschneite Traumlandschaften im Winter.
    Der Sohn genoss die beste Erziehung und sah gut aus mit seinen feinen Gesichtszügen und den bis über die Schultern reichenden Locken. Sein Territorium umfasste die größeren Teile von Ober- und Niederbayern, der Oberpfalz und das Innviertel. Doch das Land war arm: Mehr als die Hälfte der Güter befand sich im Besitz von Kirchen und Klöstern, zwei Drittel der Menschen rackerten sich in der Landwirtschaft ab. Seinen zunehmend aufwendigen höfischen Haushalt konnte Max Emanuel bald nicht mehr über die Abgaben und Steuern seiner Untertanen finanzieren, er ließ immer häufiger das Volk ohne Bezahlung für sich arbeiten.
    Max Emanuel hätte sich schon in jungen Jahren zur Ruhe setzen und ein Luxusleben am Hof genießen können, aber zuerst wollte er sich und der Welt etwas beweisen. Ganz Europa fühlte sich von den Türken bedroht, doch um gegen sie gerüstet zu sein, musste Max Emanuel sein Heer stärken. Was hieß: Mehr Soldaten mussten her. Und wie macht man das? Der Trick war schon damals kein Geheimnis und hieß: Sondersteuer.
    ER BRACHTE DIE TÜRKEN NACH MÜNCHEN
    Sichtbar zum Manne gereift, tapfer, stolz und herrlich, erwarb er sich den Ruf eines herausragenden Feldherrn. Die goldenen Tressen an der blauen Uniform glitzerten im Sonnenlicht. Die Lockenmähne, die wie sein Pferd kaum zu bändigen war, trug zum stolzen Bild des »Blauen Königs« bei (wie er von den Türken wegen der Farbe seiner Uniform genannt wurde), der in ganz Europa als Türkenbezwinger bekannt war. Der dankbare Kaiser ernannte ihn zum Generalissimus und Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. So jung, so erfolgreich, so heldenhaft! Aus dynastischen Überlegungen heiratete er in Wien die Kaisertochter
Maria Antonia von Österreich,
die schon sieben Jahre später, nach der Geburt ihres dritten Sohnes,
Joseph Ferdinand,
mit 23  Jahren starb. Seine zweite Ehe schloss er mit
Therese Kunigunde von Polen,
Tochter des Königs
Jan  III . Sobieski,
der ebenfalls als großer Feldherr gegen die Türken und Retter Wiens in die Geschichte einging.
    In den siegreichen Feldzügen zwischen 1683 und 1699 hatte das Heer des Kurfürsten aus Bayern viele türkische Gefangene gemacht, die vom Kurfürsten teilweise nach München geschickt wurden, um sie als Arbeiter beim Bau des
Nymphenburger Kanals,
des Gartenschlösschens Lustheim oder als Diener einzusetzen. In Adelskreisen war es inzwischen Mode, sich von Türken bedienen zu lassen. Die Missionierung der Türken betrieb man eifrig mithilfe von Dolmetschern, 1688 wurde in München eine eigene
Zunft der (türkischen) Sesselträger gegründet. Pech nur, dass, sobald der Kaiser in Karlowitz mit dem Sultan 1699  Frieden geschlossen hatte, die türkischen Gefangenen nach Hause
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