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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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konsultieren, Sheriff«, schlug ich
mit ruhiger und eindringlich-aufrichtiger Stimme vor. »Ist Ihnen je der Gedanke
gekommen, es könnte sich dabei um die ersten sicheren Anzeichen beginnenden
Wahnsinns handeln ?« Ich beobachtete, wie die
Regenbogenfarben seines Gesichts sich vorübergehend über und über in Purpur
verwandelten.
    Die Tür ging plötzlich mit
einem Ruck auf, und ein Wirbelsturm geringeren Ausmaßes fuhr herein, sauste
über den Boden und kam mit einer langsamen Drehung vor dem Schreibtisch des
Sheriffs zum Stillstand. »Da ist der Autopsiebericht «,
sagte er und knallte ein paar Bogen Papier vor Lavers auf den Schreibtisch.
    »Das hat mir gerade noch
gefehlt«, sagte Lavers mit erstickter Stimme. »Murphy
und Wheeler zusammen im selben Raum!«
    Auf Doc Murphys magerem Mephistogesicht erschien ein leidender und verletzter
Ausdruck, so daß er einen Augenblick lang wie ein ohne seinen Dreizack
ertappter Neptun aussah.
    »Hat er was Unrechtes gegessen,
Doc ?« fragte ich ängstlich. »Oder könnte es sich um
das handeln, was ich von Anfang an befürchtet habe ?«
    » Dementia praecox ?« Murphy schürzte
einen Augenblick die Lippen und nickte dann bedächtig. »Sie haben recht , Lieutenant. Ich weiß es schon seit einiger Zeit, aber
ich habe mich immer davor gedrückt, es ihm zu sagen. Ich meine, wie soll man einem
Verrückten sagen, daß er verrückt ist ?«
    »Na schön !« brüllte Lavers wild. »Ihr zwei seid eine Wucht wie
immer. Aber dank Wheelers Schlauheit sehe ich mich jetzt einem Mordfall
gegenüber, und vielleicht kommen wir daraufhin zur Sache !«
    Ich blickte zu Murphy hinüber
und zuckte ausdrucksvoll die Schultern. »Haben Sie das bemerkt, Doktor? Es ist
nicht der Mörder, auf den er jetzt wütend ist, sondern der lausige Lieutenant,
der entdeckt hat, daß es sich um einen Mord handelt .« *
    »Typisch !« sagte der Doktor forsch. »Die Wahnvorstellungen werden demnächst anfangen. Aber
gehen Sie jederzeit auf ihn ein, Lieutenant. Wenn er plötzlich zu blöken
anfängt wie ein Schaf, nehmen Sie ihn einfach hinaus auf die Weide und binden
Sie ihn dort an .«
    »Gentlemen ?« flüsterte Lavers mit unglaublicher Bösartigkeit. »Zum letztenmal — werden wir jetzt zur Sache kommen ?«
    »Todeszeit gegen ein Uhr
nachts, möglicherweise auch eine halbe Stunde vor- oder nachher«, sagte Murphy
in forschem Berufston. »Todesursache? Warum wollen wir uns nicht einfach
ausdrücken und sagen: durch Erhängen .«
    »Ha !« sagte Lavers triumphierend.
    »Am unteren Teil des Nackens
befindet sich außerdem eine hübsche Quetschung«, fuhr Murphy mit einem
bösartigen Grinsen auf dem Gesicht fort. »Jemand hat ihm einen erheblichen
Schlag mit dem bewußten stumpfen Gegenstand versetzt .«
    »Und ihn dann, während er noch bewußtlos war, am Ast der roten Zeder hochgezogen ?« fragte ich.
    »Okay«, brummte Lavers bedrückt. »Sonst noch was, Doc?«
    Murphy zuckte die Schultern.
»Damit hat sich’s im wesentlichen .«
    »Er hat um hundertsechzig Pfund
herum gewogen«, sagte ich langsam. »Wenn er bewußtlos war, so war das ein ganz beachtliches Gewicht. Selbst wenn man die
Flaschenzugwirkung des über den Ast gezogenen Stricks mit einberechnet, wieviel Kraft brauchte man, um den Mann so hoch zu ziehen,
daß er in seiner Schlinge erwürgt wird, Doc ?«
    »Wirkliche Kraft braucht man
für diese letzten Zentimeter, bei denen seine Füße vom Boden weg hochgezogen
werden«, brummte Murphy. »Ich bezweifle, daß eine Frau so etwas fertigbringen
könnte — jedenfalls allein — , was doch vermutlich der
springende Punkt Ihrer Frage war, nehme ich an, Lieutenant?«
    »Sie nehmen immer alles
Mögliche an, Doktor«, sagte ich kalt. »Das gehört zu Ihren unangenehmeren
Eigenschaften. In diesem Fall haben Sie zufällig richtig angenommen !«
    »Wie mich das freut .« Er gab einen melodramatischen Seufzer der Erleichterung
von sich. »Nun kann ich nachts wieder schlafen .«
    »Mal eine nette Abwechslung
nach den ewigen Grabschändungen«, sagte ich vergnügt.
    Lavers hob den Arm, starrte betont
auf seine Uhr und dann noch betonter auf uns. »Es ist jetzt zwanzig nach fünf«,
sagte er brutal. »Ich bin dabei, nach Hause zu gehen, und ihr beiden Knalltüten
macht erst mal, daß ihr aus meinem Büro hinauskommt !«
    »Wie mein alter Herr schon zu
sagen pflegte«, bemerkte Murphy mit versonnener Stimme, »von allen den Menschen
offenstehenden Berufen erfordert der medizinische den höchsten Respekt .«
    »Achten
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