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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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fragte ich.
    »Wer weiß ?« Sie zuckte leicht die Schultern. »Als er zum erstenmal das Haus betrat und ich sein prächtiges Profil und alles übrige sah, beabsichtigte ich, ihn zu vergewaltigen. Er hielt mich ein paar Tage lang
hin, bis er sicher war, daß das das ständige Thema für Witzeleien der übrigen
Hausbewohner war, und ließ mich dann fallen wie eine heiße Kartoffel. Er suchte
sich den richtigen Augenblick dafür aus — mitten beim Abendessen, als wir alle
um den Tisch herumsaßen. Ich glaube, er brauchte eine Viertelstunde, um mir das
Horoskop zu stellen — was ich war, wie ich in seinen Augen aussah und daß er
sich lieber den Schädel einrennen würde, als auch nur in meine Nähe zu kommen.
Vielleicht hatte ich also guten Grund, den Knilch zu ermorden .«
    »Wie steht es mit dem Voyeur ?« sagte ich. »Wessen Erfindung war der denn ?«
    Cissie setzte sich mit einem Ausdruck
echten Erstaunens bolzengerade aufrecht. »Niemand hat den Kerl erfunden«,
protestierte sie. »Er existiert wirklich! Ich habe ihn selbst in der Nacht sich
draußen bewegen hören. Es hat mir ein bißchen Angst eingejagt, denn ich bin
sicher, wer er auch sein mag, er ist nicht normal. Er möchte, daß man
weiß, er ist im Dunkeln draußen und beobachtet das Haus. Ich weiß, daß er
absichtlich genügend Geräusch macht, um sicher zu sein, nicht für ein herumstreifendes
Tier oder einen Vogel oder sonst etwas gehalten zu werden .«
    »Hat bis jetzt niemand
versucht, ihn zu erwischen ?«
    » Dickie Gamble und Laurence versuchten es drei Nächte
hintereinander .« Sie zuckte die Schultern. »Aber im
Augenblick, als sie die Tür öffneten, verschwand er in der Nacht. Eine Stunde
später gaben sie es auf. Sie waren noch keine fünf Minuten im Haus zurück, als
sie ihn draußen wieder rumoren hörten. Bei Nacht könnten Sie das ganze
Marinekorps in all diesen Wäldern verstecken, Lieutenant, und könnten von Glück
reden, wenn sie nach einer mit organisierten Suchtrupps verbrachten Nacht mit
einem frischgebackenen Lieutenant aufwarten können.«
    » Vermutlichhaben Sie recht«, gab ich zu. »Es hat ihn auch niemand zu Gesicht bekommen ?«
    »Meines Wissens nicht«, sagte
sie kurz. » Vorgestern nacht war ich nahe daran. Es war eine schrecklich heiße Nacht, und ich öffnete das
Fenster ein bißchen weiter, ohne das Licht einzuschalten. Mein Zimmer liegt
nach hinten hinaus, einige von den anderen waren noch unten im Wohnzimmer,
deshalb konnte ich, als ich hinausblickte, den rückwärtigen Rasen deutlich
sehen, weil das Licht vom Wohnzimmer darauffiel . Er
muß irgendwo hinter der Zeder gestanden haben — «, sie schauderte plötzlich, »-
denn ich konnte seinen Schatten im Gras sehen. Ich glaube, er mußte durch die
Art, wie das Licht herausfiel, verzerrt sein, denn er war bleistiftdünn und gut
drei Meter lang! Dann stieß ich das Fenster weiter auf, und es knarrte. Eine
Sekunde später war der Schatten verschwunden .«
    Mir fiel plötzlich ein, daß
meine eigentliche Absicht gewesen war, Leckwicks Zimmer zu durchsuchen, und so öffnete ich den nächsten Wandschrank und
durchstöberte die Taschen der darin hängenden Kleidungsstücke.
    »Kriminalbeamter zu sein, muß
doch ein wirklich aufregendes Dasein bedeuten ?« bemerkte Cissie hinter meinem Rücken. »Ich meine,
wenn man die ganze Zeit die Hände in anderer Leute Taschen stecken muß ?«
    »Das kommt immer darauf an, wer
diese Taschen trägt«, gab ich zu. »Wenn es sich um ein reizvolles Starlet mit
hautengen Hosen handelt und sie dazu noch kitzlig ist...«
    »Das kann ich mir vorstellen«,
bemerkte sie. »Sagen Sie mir eines — warum ist das Starlet bloß für geistig
zurückgebliebene männliche Wesen wie Sie, Lieutenant, ein solch glänzendes
Symbol ?«
    »Ich glaube, weil es ein in der
Öffentlichkeit weitverbreiteter Irrtum ist, sie seien leicht zu haben«, sagte
ich ehrlich. »Das ist natürlich bestimmt nicht wahr, aber durch etwas so
Geringfügiges wie die Wahrheit kann die Lieblingsfantasievorstellung von uns
heißblütigen Männern nicht zerstört werden.«
    Der erste Schrank war eine
Niete, aber es gab noch einen weiteren. Ich wandte mich ihm zu, und das
Ergebnis war ein einziger schmieriger Trenchcoat, in dessen linker Tasche sich
ein zerknittertes leeres Zigarettenpäckchen befand.
    »Und welcher Art ist Ihre
bevorzugte Starlet-Fantasievorstellung ?« erkundigte
sich Cissie lächelnd.
    »Die, daß ich ein großer
Filmproduzent bin, der ein Remake von Vom Winde
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